SidecarCross-WM Bessenbach: Tücken der Heimrennen
Starker Dreikampf: Bax/Cermak (82) gegen Vanluchene/Musset (2) und Hermans/van den Bogaart
Zum ersten Mal seit vier Jahren trug der MSC Straßbessenbach im Rahmen seines traditionellen Motocross’ wieder einen Grand Prix aus. Zweimal war die Veranstaltung der Corona-Politik zum Opfer gefallen. Im letzten Jahr gab es dann ein international hochkarätig besetztes Rennen, nachdem keine Einigung mit dem WM-Promoter WSC zustande kam. Diesmal waren sogar die Verhandlungen mit dem Wettermanagement erfolgreich: Nach Regen am Samstagabend präsentierte sich die ohnehin bestens präparierte Strecke in optimalem Zustand. Aus Zuschauersicht kam hinzu, dass mit Läufen zum Hessencup Quads und einer Open-Solo-Klasse ein interessantes Rahmenprogramm geboten wurde.
Schon in der samstäglichen Quali-Runde zeichneten sich die Favoriten auf der harten, schellen Bahn ab. In der ersten Gruppe dominierten Vanluchene/Musset vor Koen Hermans/Ben van den Bogaart und den Liebardis-Zwillingen. Marco Heinzer/Ruedi Betschart wurden Vierte und Tobias Blank/Justin Blume Neunte vor Adrian Peter/Joel Hoffmann. Quali-Gruppe 2 gewannen Bax/Cermak vor Kilian und Evan Prunier. Benjam Weiss/Patrick Schneider folgten auf vier vor Tim Prümmer/Jarno Steegmans, Joshua und Noah Weinmann (9.) sowie Remo Käser/Cornelio Dörig (11.) konnten sich ebenfalls auf direktem Weg qualifizieren. Nachdem Gönner aus dem privaten Umfeld ihren Teilnahmewunsch erfüllt hatten, revanchierten sich Nick Uhlig/Nick Kutschke im Last-Chance-Heat mit Rang 3. Patrick Hengster/Celina Jahn hatten als 31. Team den ersten Reserveplatz sicher. Immerhin war es nach den letzten schwach besetzten Grands Prix wieder einmal notwendig, eine Last-Chance-Runde anzuberaumen.
Den ersten Start gewannen die Prunier-Brüder vor Hermans, Bax und Heinzer. Doch war abzusehen, dass die jungen Franzosen sich nur einige Runden an der Spitze halten konnten. Hermans übernahm die Führung und siegte ungefährdet vor Bax, der nicht die optimale Fahrwerkeinstellung gefunden hatte.
Auch der etwas schlechter vom Start weggekommene Vanluchene schloss zur Spitzengruppe auf. In der Schlussphase musste Heinzer noch Julian Veldmann/Rodolphe Lebreton ziehen lassen. Der letztjährige WM-Sechste stieg bekanntlich auf vier Räder um, zeigte aber bei seinem sporadischen Auftritt, dass er das Gespannfahren keineswegs verlernt hat.
Prümmer/Steegmans waren als Fünfte aus der ersten Runde gekommen, mussten dann aber Daniels und Bruno Lielbardis den Vortritt lassen. In der Folge nahmen die Hinterradlager Schaden, sodass das deutsch-belgische Duo einige Plätze verlor. Am Gespann der Weinmänner sprang in der vorletzten Runde die Antriebskette ab, womit der Platz in den Punkterängen verloren war. Blank/Blume fielen weit zurück, nachdem sich gleich in der ersten Kurve der Notaus-Schalter löste. Einzig Peter/Hoffmann hatten diesmal keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Eine starke Leistung nach suboptimalem Start zeigten Weiss/Schneider. Dagegen stürzten Käser/Dörig auf aussichtsreicher Position, wobei sich Fahrer Remo einen Schlüsselbeinbruch zuzog.
Der zweite Durchgang lief für die deutschsprachigen Teams wiederum durchwachsen. Die Vorarlberger kamen diesmal besser vom Start weg und konnten mühelos Rang 8 halten. Dagegen mussten Heinzer/Betschart gleich nach der ersten Runde in den Helferraum, weil das Beiwagenrad zusammenzubrechen drohte. Bis es sich von der Achse lösen ließ, verstrich wertvolle Zeit, sodass die Punkteränge trotz aller Anstrengungen außer Reichweite blieben. Prümmer war wiederum stark gestartet, doch dann machte Steegmans lädiertes Knie erneut Probleme – was nach der letzten Diagnose auch zu befürchten war. Noch im Fahrerlager engagierte das Team Lebreton für die anstehende England-Irland-Runde. Als «Mann für alle Fälle» hatte der Franzose bereits beim DM-Rennen in Jauer ausgeholfen – Resultat: zwei Laufsiege.
Die Weinmann-Brüder traten gar nicht erst an, nachdem der Motor bei der Fahrt zum Vorstart ungesunde Geräusche von sich gab. Diagnose: Getriebeschaden. Blank haderte neuerlich mit dem Notaus-Schalter, obwohl Vater Jürgen diesen vorsichtshalber zusätzlich gesichert hatte. Außerdem ließen die vorderen Stoßdämpfer nach. Immerhin absolvierten Peter/Hoffmann auch den zweiten Lauf ohne Zwischenfälle. Doch wollen sie die Reise auf die großen Inseln auslassen, da Kosten- und Zeitaufwand in keinem vertretbaren Verhältnis zur erwartbaren Punkeausbeute stehen. Grund zur Freude hatte immerhin Nick Kutschke: «Meine ersten WM-Punkte», jubilierte der Beifahrer von Nick Uhlig. Um ein Haar hätten auch Patrick Hengster/Celina Jahn bei ihrem GP-Debüt ihren ersten Zähler eingefahren. «Am Ende waren wir beide ziemlich fertig», konstatierte die bekanntermaßen durchtrainierte Beifahrerin nach der ungewohnt langen Laufdistanz. Doch nur wer wagt, gewinnt irgendwann...
Derweil konnten die Zuschauer an der Spitze einen packenden Dreikampf verfolgen. Diesmal hatte Vanluchene die Führung übernommen, doch Bax und Hermans klebten rundenlang an dessen Hinterrad. Irgendwann fanden die Weltmeister die Überholspur und siegten am Ende ungefährdet vor Hermans. Pech für die Pruniers: Mit verbrannter Kupplung blieben die schnellen Franzosen am Startgitter stehen und mussten ihr Gespann zurück ins Fahrerlager rollen.
Resultate Motocross-Gespann-WM Straßbessenbach/D:
1. Lauf: 1. Hermans/van den Bogaart (NL), WSP-AMS. 2. E. Bax/O. Cermak (NL/CZ), WSP-Husqvarna. 3. Vanluchene/Musset (B/F), VMC-Zabel. 4. K. Prunier/E. Prunier (F), WSP-Zabel. 5. Veldman/Lebreton (NL/F), WSP-Mega. 6. Heinzer/R. Betschart (CH), VMC-KTM. 7. D. Lielbardis/B. Lielbardis (LV), WSP-Mega. 8. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 9. Wilkinson/Millard, (GB), WSP-AMS. 10. J. Keuben/Rietman (NL), VMC-Zabel. 11. Foden/Humphrey (GB), AMS. 12. T. Leferink/S. Leferink (NL), VMC-Husqvarna. 13. S. Brown/Cooper (GB), VMC-AMS. 14. Sanders/Rostingt (B/F), WSP-Mega. 15. Prümmer/J. Steegmans (D/B), WSP-KTM. 16. T. van der Lagemaat/van Hal (NL), VMC-Mega. 17. Peter/Hoffmann (D), VMC-Zabel. 18. Wijers/L. van de Putten (NL), VMC-Zabel. 19. Blank/Blume (D), VMC-Zabel. 20. Chanteloup/Chopin (F), WSP-Zabel. 24. Uhlig/Kutschke (D), WSP-Mega. 25. J. Weinmann/N. Weinmann (D), VMC-KTM. 27. R. Käser/Dörig (CH), VMC-KTM.
2. Lauf: 1. Bax. 2. Hermans. 3. Vanluchene. 4. Veldman. 5. Wilkinson. 6. Sanders. 7. Lielbardis. 8. Weiss. 9. J.Keuben. 10. S.Brown. 11. Gordejev/A. van de Wiel (EST/NL), WSP-Husqvarna. 12. Van de Lagemaat. 13. Prümmer. 14. Leferink. 15. Chanteloup. 16. Wijers. 17. Peter. 18. Wisselink/Vincent (NL), WSP-Zabel. 19. Uhlig. 20. Van Vaerenberg/Mans (B), WSP-AMS. 21. Hengster/Jahn (D), WSP-Zabel. 22. Blank. 24. Heinzer.
WM-Stand nach 16 von 28 Läufen: 1. Vanluchene, 352 Punkte. 2.Bax 334. 3. Hermans 307. 4. Wilkinson 242. 5. Keuben 222. 6. Lielbardis 200. 7. Sanders 197. 8. Prümmer 168. 9. Heinzer 148. 10. Van Werven 147. 20. Weinmann 49. 21. Peter 40. 24. Weiss 26. 32. Käser 11. 44. Blank 2. 45. Uhlig 2.