Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

SidecarCross-WM Kramolin: Podium für Prümmer/Lebreton

Von Axel Koenigsbeck
Blitzstart und Laufsieg: Prümmer/Lebreton (#17) vor Sanders/Steegmans (#9), Vanluchene/Janssens (#1) und Willemsen/Vincent (#111)

Blitzstart und Laufsieg: Prümmer/Lebreton (#17) vor Sanders/Steegmans (#9), Vanluchene/Janssens (#1) und Willemsen/Vincent (#111)

Nach einem Rennwochenende mit widrigen Wetterbedingungen stiegen Tim Prümmer/Rodolphe Lebreton erstmals aufs GP-Podium. Die Führenden der SidecarCross-WM 2024 Koen Hermans/Ben van den Bogaart waren vom Pech verfolgt.

Fast schien es am Samstag, als könne der Grand Prix von Tschechien nicht stattfinden. Bereits vor einem Jahr musste die Veranstaltung vorzeitig beendet werden, nachdem der niederländische Beifahrer René Boon bei einem Sturz zu Tode kam. Diesmal hätte den rührigen Veranstaltern das Wetter fast einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach ergiebigem Regen stand das Areal des AČR Nepomuk weitgehend unter Wasser. Die Verantwortlichen entschieden sich in dieser Situation für die einzig vernünftige Lösung: Die für den Samstag angesetzten Trainings und Qualifikationsrennen wurden komplett gestrichen. Alle Beteiligten hofften, dass sich die Situation zum Sonntag verbessern würde und zumindest die Meisterschaftsläufe der Gespanne und Quads durchgeführt werden könnten.

Die Rechnung ging auf, am Sonntagmorgen war die Piste immerhin wieder befahrbar. Die Quali-Rennen wurden durch eine Warm-up-Runde mit zwei Gruppen ersetzt, in denen sich die jeweils ersten fünfzehn Teams qualifizierten und die Sechzehnten als Reserve parat standen. Als Schnellste absolvierten die WM-Führenden Koen Hermans/Ben van den Bogaart und die Vorarlberger Benny Weiss/Patrick Schneider ihre Vorrunden. Von den zahlreich angetretenen deutschen Teams hatten lediglich Nick Uhlig/Philipp Oettel Pech, Christian Hentrich/Simon Lenz ergatterten unter den widrigen Bedingungen noch einen der beiden Reservistenplätze.

Pünktlich zum ersten Lauf setzte der Regen wieder ein, womit die Bedingungen schwieriger wurden. Technik war nun mehr als Tempo gefragt und ein guter Start der halbe Sieg. Tim Prümmer/Rodolphe Lebreton preschten wie schon öfter am schnellsten in die erste Kurve und konnten ihre Führung relativ locker über die Distanz halten. Hinter den Siegern folgte Davy Sanders mit Prümmers-Ex-Beifahrer Jarno Steegmans und Titelverteidiger Marvin Vanluchene/Glenn Janssens.

Riesen-Pech für Hermans: Der Tabellenführer blieb zunächst im Modder stecken und musste nach sieben Runden mit Getriebeschaden aufgeben. Auch die im Sand von Heerde brillanten Briten Brett Wilkinson/Joe Millard blieben punktelos. Schon im Warm-up hatte die Kraftstoff-Einspritzung gezickt, im ersten Lauf war nach fünf Runden Schluss.

Von den deutschen Teams fuhren Adrian Peter/Joel Hoffmann, Lukas Erlecke/Leon Freygang, Martin Walter/Marcus Richter, Leon Hofmann/Julian Zimmermann und Jan Hoorman/Andy Schlinnertz in die Punkteränge. Die einzigen in Kramolin vertretenen Eidgenossen Sven und Marc Buob verpassten diese knapp, nachdem sie im Modder stecken geblieben waren. Am Gespann von Patrick Hengster/Celina Jahn löste sich der Kühlerschlauch, was dem Motor nicht gut bekam.

Auch Joshua und Noah Weinmann strandeten mit durch den zähen Dreck verursachten Kühlungsproblemen. Vater und Technikchef Thomas ging nachher hart mit sich ins Gericht: „Das wäre vermeidbar gewesen, wenn wir entsprechende Maßnahmen ergriffen hätten.“ Tobias Blank/Justin Blume gingen eine Linkskurve zu optimistisch an und überschlugen sich – glücklicherweise ohne ernsthafte Blessuren zogen sie beim zweiten Lauf wie auch Hengster/Jahn das Zuschauen vor. Weiss/Schneider strandeten nach vier Runden. „Zuerst würgte ich den Motor beim Start ab. Dann blockierte ein Stein das Vorderrad“, ließ Weiss wissen.

Überhaupt waren Schlamm und Steine zwei der Hauptprobleme. Letztere sollten Hermans/van den Bogaart zu allem Übel auch den zweiten Lauf vermasseln. Ein Brocken verkantete sich derart zwischen Vorderrad und Schwinge, dass das Duo fast zwei Runden brauchte, um sein Gespann wieder ans Laufen zu bekommen. Wilkinson hatte derweil den Technikfehler nicht nachhaltig beheben können und blieb am Startgitter stehen. So hätten Daniels und Bruno Lielbardis diesen Lauf fast gewonnen, wenn die lettischen Zwillinge nicht eine halbe Runde vor dem Ziel unglücklich auf ein zu überrundendes Gespann aufgefahren wären. Vanluchene/Janssens bedankten sich und zogen vorbei zum Sieg.

Prümmer/Lebreton hatten keine Probleme, ihren dritten Platz gegen Jason van Daele/Loet van der Putten zu halten und wurden damit Gesamtzweite – das erste WM-Podium überhaupt. Für Weiss/Schneider und die Weinmänner lief es diesmal deutlich besser, Erlecke, Hofmann und Hoormann sammelten wiederum Punkte. Die Buobs sahen als Zwanzigste vor Walter/Richter die Zielflagge. Pech für Peter/Hoffmann: Wiederum in Reichweite von Rang zwölf nahm der Motor plötzlich nicht mehr Gas an – Ursache bislang unbekannt. Hentrich/Lenz kamen als Reservisten zum Einsatz, scheiterten aber wegen eines Kettenrisses durch einen im Endantrieb verkeilten Stein.

Am nächsten Sonntag kämpfen die meisten der deutschen Teams in Schwedt um DM-Punkte. Prümmer/Lebreton starten zeitgleich im niederländischen Varsseveld. Derzeit beträgt ihr Rückstand auf die zweitplatzierten Stephan Wijers/Han van Hal gerade einen Punkt, während Hermans/van den Bogaart bereits 51 Punkte Vorsprung haben. Aber wie das Rennen in Kramolin einmal mehr zeigt: Nichts ist unmöglich.

Resultate Motocross-Gespann-WM Kramolin/CZ:

1. Lauf: 1. Prümmer/Lebreton (D/F), VMC-Husqvarna. 2. Sanders/Steegmans (B), WSP-Mega. 3. Vanluchene/G.Janssens (B), VMC-Zabel. 4. K.Prunier/E.Prunier (F), WSP-Zabel. 5. D.Lielbardis/B.Lielbardis (LV), WSP-Mega. 6. T.Leferink/S.Leferink (NL), VMC-KTM. 7. Van Daele/van der Putten (B/NL), VMC-Zabel. 8. Gordejev/Niitsoo (EST), WSP-Husqvarna. 9. Gert van Werven/A.van de Wiel (NL), WSP-TM. 10. Wijers/van Hal (NL), VMC-Zabel. 11. D.Willemsen/Vincent (NL), WSP-Husqvarna. 12. Peter/Hoffmann (D), VMC-Husqvarna. 13. T.Vejchoda/J.Vejchoda (CZ), WSP-KTM. 14. A.Devoldere/Tourbier (F), WSP-Zabel. 15. Erlecke/Freygang (D), WSP-AMS. 16. Wisselink/Debruyne (NL/B), WSP-Husqvarna. 17. M.Walter/M.Richter (D), VMC-Zabel. 18. Kinge/Grahame (GB), WSP-KTM. 19. Hofmann/Zimmermann (D), VMC-Mega. 20. J.Hoormann/Schlinnertz (D), VMC-Zabel. 21. S.Buob/M.Buob (CH), WSP-Zabel. 23. Hengster/Jahn (D), VMC-KTM. 25. J.Weinmann/N.Weinmann (D), VMC-AMS. 28. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 30. Blank/Blume (D), VMC-Zabel.

2. Lauf: 1. Vanluchene. 2. Lielbardis. 3. Prümmer. 4. Van Daele. 5. Prunier. 6. Leferink. 7. Weiss. 8. Sanders. 9. Willemsen. 10. Wijers. 11. Gordejev. 12. Vejchoda. 13. Van Werven. 14. Weinmann. 15. Wisselink. 16. Erlecke. 17. Hofmann. 18. Hoormann. 19. Kinge. 20. Buob. 21. Walter. 24. Hentrich. 27. Peter.

WM-Stand nach 8 von 20 Läufen: 1. Lielbardis 169 Punkte. 2. Vanluchene 166. 3. Prunier 147. 4. Hermans 136. 5. Wilkinson 119. 6. Prümmer 101. 7. Leferink 99. 8. Van Daele 93. 9. Wijers 85. 10. Sanders 81. 11. Weiss 69. 13. Weinmann 59. 22. Peter 18. 27. Erlecke 11. 32. Hentrich 8. 34. Hengster u. Hofmann je 6. 36. Hoormann u. Walter je 4. 40. Reipen 2. 41. Buob 1.

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