SidecarCross of Nations Heerde: Souveräne Gastgeber
Der Schein trügt: Schon bald werden Hermans (#3) und Leferink (#1) an Wilkinson (#6), Prunier (#7) und Hendrickx (#10) vorbei preschen.
Zunächst schien aus deutscher Sicht alles rund zu laufen. Im ersten Qualifikationslauf fuhren Adrian Peter/Joel Hoffmann einen vierten Rang ein. Die zweite Quali-Runde gewannen dann Tim Prümmer/Jarno Steegmans vor Dan Foden/Noah Weinmann. Aber – im Ziel wurde offenbar, dass Steegmans sich bei einem Rempler am Start einen zweifachen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte. Weitere Einsätze waren damit unmöglich. Ohnehin sehr erstaunlich, dass der Belgier überhaupt das Tempo Prümmers bis ins Ziel mitgehen konnte.
Da half es wenig, dass Leon Hofmann/Julian Zimmermann als drittes deutsches Gespann in ihrer Quali-Runde hinter den Schweizern Remo und Luca Käser ebenfalls einen vierten Rang einfuhr. Die Chancen auf eine Medaille waren ohne Prümmers Teilnahme definitiv dahin. Dennoch bewiesen die beiden verbleibenden Teams Sportsgeist und nahmen an den Sonntags-Rennen teil. Anders die Tschechen: Nachdem sich Jaroslav Kriz im Training verletzt hatte, packten sie resigniert ein. Was angesichts der zerfurchten Sandpiste durchaus verständlich ist...
Ganz bewusst hatten sich die Veranstalter entschieden, die Piste vor den sonntäglichen Rennen nicht zu planieren. Schließlich spekulierte man darauf, dass sich die niederländischen Quadfahrer bei der Spurensuche besser als die starken US-amerikanischen Konkurrenten zurechtfinden würden. Und selbstredend sollte der Streckenzustand auch den heimischen Gespannteams entgegen kommen. Wobei die Strategie hätte nach hinten losgehen können. Denn das Leistungsgefälle war durch die nicht WM-gestählten Dänen und Italiener sehr groß. Und so hätte es bei einer Havarie durchaus passieren können, dass vor allem die Rechtausleger beim Überrunden nachhaltig eingebremst worden wären. Was vor allem den Engländern als Mitfavoriten in die Karten gespielt hätte.
Doch glücklicherweise fanden alle drei Rennen regulär und ohne derartige Zwischenfälle statt. Wie erwartet dominierten die Niederländer. Nach dem ersten Start übernahmen Tim Leferink/Jens Vincent schnell vor Stephan Wijers/Han van Hal und Davy Sanders/Robbe de Veene die Führung. Auch Dan Foden/Noah Weinmann waren gut vom Gitter weggekommen, konnten die Belgier aber nicht ernsthaft attackieren. Peter/Hoffmann kämpften sich in starker Manier nach vorne und sahen nach einem rundenlangen Duell mit Michael Hodges/Ryan Henderson vor den Engländern die Zielflagge. Von den Schweizern verpassten David Bolliger/William Leutwyler die Top Ten knapp, Marco und Remo Heinzer im Gefolge. Für den Gelegenheits-Beifahrer und Bruder Remo war dies das erste Rennen im anspruchsvollen Sand. Die Vizeweltmeister Killian und Evan Prunier fielen mit defekter Hinterradfederung aus, womit sie die Option "Streichresultat" bereits gezogen hatten.
Den zweiten Start gewannen überraschend der Däne Jacob Jensen mit seinem belgischen Beifahrer Arne Vanhamel, doch sollte die Freude nur kurz währen. Wijers/van Hal übernahmen die Führung vor den neuen Weltmeistern Koen Hermans/Ben van den Bogaart. Dann kippte Wijers sein Gespann um, im Gefolge von Hermans zogen Brett Wilkinson/Joe Millard und Foden/Weinmann vorbei. Doch im Verlauf des Rennens fuhr sich das englisch-deutsche Duo kurz fest, Wijers ließ sich den Konter nicht entgehen. Hofmann/Zimmermann lagen zunächst in aussichtsreicher Position. Doch bei einem Überholmanöver mit den Italienern Ivan und Ivo Lasagna starb unvermittelt der Motor ab. Bis Hofmann ihn wieder gestartet hatte, waren einige Konkurrenten vorbei. Zu allem Unglück riss wenig später die Antriebskette. Trotz eines lädierten Knies von Beifahrer Remo erkämpften die Käser-Brüder den neunten Rang, Bolliger/Leutwyler folgten als Zwölfte.
So war die Sache im Prinzip schon gelaufen, sofern sich die Niederländer und in ihrem Gefolge die englische Mannschaft im dritten Durchgang nicht noch Ausfälle erlaubten. Taten sie aber nicht. Ganz im Gegenteil legten Hermans/van den Bogaart nach einem suboptimalen Start ein Höllentempo vor und führten bald mit weitem Abstand vor Leferink/Vincent. Wilkinson/Millard versuchten als direkte Verfolger zwar immer wieder, in Schlagdistanz zu kommen, doch keine Chance. Die startschnellsten Pruniers konnten immerhin den vierten Platz vor Hodges/Henderson halten und der französischen Equipe damit die Bronze-Medaille sichern.
Mit glänzenden Augen kamen Leon Hofmann und Julian Zimmermann zurück ins Fahrerlager: Rang sieben. Tatsächlich ließ der Bayer dann wissen, dass ihm das Rennen durch die teils tiefen Furchen sogar Spaß gemacht habe. Peter/Hoffmann legte mit Platz zehn nach. So spiegelt das Resultat der deutschen Auswahl nur bedingt deren Potenzial wider. Mit einem einsatzfähigen Gespann Prümmer/Steegmans hätte die Sache gewiss anders ausgesehen. Immerhin wird dank Noah Weinmann nun eine Silbermedaille eine heimische Pokalsammlung bereichern.
Mit Rang sechs haben sich die Eidgenossen ebenfalls wacker geschlagen. Vor allem die Käser-Brüder dürften im nächsten Jahr ernstzunehmende Mitstreiter im WM-Geschehen sein. Was alsbald auch für den Weltmeistersohn Niels Hendrickx gilt, der im Sandkasten von Heerde ein starkes WM-Debüt gab.
Bleibt zu erwähnen, dass die Gastgeber auch das Quadcross der Nationen gewannen – vor den gefürchteten USA und Estland. Die Deutschen errangen vor allem dank Manfred Zienecker den siebten Platz: Dem Sieg im zweiten Lauf ließ er einen dritten Rang folgen. Jordi Niclas Gieler fur die Ränge sieben und 23 ein, Luca Stiller fuhr auf 21 und 26.
Am nächsten Sonntag steht nurmehr die Entscheidung in der Deutschen Meisterschaft an. In Kleinhau will Tim Prümmer seinen zweiten DM-Titel klarmachen. Nach dem Verletzungspech von Steegmans zeigt sich der Lokalmatador zuversichtlich, auf die Schnelle einen adäquaten Ersatz-Beifahrer zu finden. Wobei nicht gänzlich auszuschließen ist, dass Jarno Steegmans trotz Schlüsselbein-Schiene im Boot steht.
Resultate SXoN Heerde/NL:
1. Lauf: 1. T.Leferink/Vincent (NL), VMC-KTM. 2. Wijers/van Hal (NL), VMC-Zabel. 3. Sanders/de Veene(B), WSP-Mega. 4. Foden/Weinmann (GB/D), WSP-AMS. 5. Peter/Hoffmann (D), VMC-Husqvarna. 6. Hodges/Henderson (GB), WSP-AMS. 7. Normak/Dukulis (EST/LV), WSP-Gasgas. 8. Karing/Niitsoo (EST), WSP-KTM. 9. N.Hendrickx/Kaethoven (B), WSP-Mega. 10. G.Carcreff/Hupon (F), VMC-Zabel. 11. Bolliger/Leutwyler (CH), VMC-Husqvarna. 12. M.Heinzer/R.Heinzer (CH), VMC-KTM.
2. Lauf: 1. Hermans. 2. Wilkinson/J.Millard, (GB), WSP-Husqvarna. 3. Wijers. 4. Foden. 5. Sanders. 6. Normak. 7. Auvray/Lebreton (F), WSP-Zabel. 8. R.Käser/L.Käser (CH), VMC-KTM. 9. Carcreff. 10. Delmotte/Valcke (B), VMC-AMS. 12. Bolliger. 16. Hofmann/Zimmermann (D), VMC-Mega.
3. Lauf: 1. Hermans. 2. Leferink. 3. Wilkinson. 4. K.Prunier/E.Prunier (F), WSP-Zabel. 5. Hodges. 6. Auvray. 7. Hofmann. 8. Karing. 9. Käser. 10. Peter. 13. Heinzer.
Endstand: 1. Niederlande 7 Punkte. 2. Großbritannien 18. 3. Frankreich 36. 4. Belgien 38. 5. Estland 41. 6. Schweiz 52. 7. Italien 70. 8. Dänemark 74. 9. Deutschland 38. 10. Tschechien 0.