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Aaltonen: Der Rallye-Professor bekommt nicht genug

Kolumne von Uwe Mahla
Rauno Aaltonen 1970

Rauno Aaltonen 1970

Der Weltklasse-Rallyepilot Rauno Aaltonen ist ein Urgestein der Motorsport-Geschichte. Der Journalist und spätere Pressesprecher Uwe Mahla hatte über die Jahrzehnte viele Berührungspunkte mit dem Finnen.

Rauno Aaltonen (83) ist seit mehr als 60 Jahren im Motorsport unterwegs und er ist einer der ganz wenigen Großen, der über all die Jahre bis zum heutigen Tag immer aktuell geblieben ist. Noch heute sitzt er wie immer entspannt hinter dem Lenkrad, dirigiert die Pferdestärken mit beherzten Gaststößen und resolutem, präzisen Lenken und Gegenlenken durch ein Eis-Labyrinth.

Das Heck pendelt in abenteuerlichen Driftwinkeln, aber gerade deshalb in bestechend eleganter Choreografie von einer Biegung in die nächste. So viel zur fahrerischen Fitness. Er war ein begnadeter Rallyefahrer und er ist ein perfekter Didakt.

Spätestens seit dem Gewinn der Europameisterschaft 1965 und seinem Sieg (mit Copilot Henry Liddon) bei der Rallye Monte Carlo 1967 mit dem kleinen Mini gegen die geballte hubraumstärkere Konkurrenz heißt Aaltonen «Rallye-Professor».

Seine Vielseitigkeit bewies er aber auch im Tourenwagen, z.B. bei den 24 Stunden Spa-Francorchamps 1964 als schneller Partner des damaligen Starfahrers Hubert Hahne im BMW 1800 TI. Allein 23mal startete er, unter anderem auf Opel und Datsun, bei der Safari-Rallye.

Sechsmal beendete er sie als Zweiter. Welche Charakterfestigkeit ihm innewohnt, dass er selbst 1985 die Contenance bewahrte, als er in der drittletzten Sonderprüfung, mit zwei Stunden in Führung liegend, wegen Motorschaden ausfiel! Bei der Safari trug sich auch Aaltonens größte Enttäuschung zu, nämlich «als die Inder als Veranstalter in der Kenya-Rallye Anfang der 80er Jahren zwei Tage nach der Zielankunft - ich hatte gewonnen - das Reglement änderten.»

Sein größter Triumph? «Der Sieg 1964 in der Rallye Spa-Sofia-Lüttich auf Austin Healey 3000, die schwerste Rallye aller Zeiten.»

Heute lebt er von seinem Nimbus als der Star auf dem Mini. Seit BMW zu Beginn des Jahrtausends dem kleinen Flitzer ein zweites Leben einhauchte, geht er mit dem «alten» Mini bei den großen historischen Rallyes an den Start: «Es macht mir Spass, die Geschichte dieses außergewöhnlichen Autochens fortzuschreiben.»

Dabei lässt er es heute doch etwas bedächtiger angehen als seinerzeit. «Es geht ja nicht darum, neue Rekorde aufzustellen. Insbesondere bei der Höchstgeschwindigkeit bin ich heute doch deutlich zurückhaltender. Man ist ja schließlich nicht mehr der Jüngste».

Aber häufig unterwegs ist er in obiger Angelegenheit noch immer. Wenn er zuhause ist in Turku an der Südwestküste Finnlands, genießt er das Leben an der Seite seiner Frau Marjatta. Auch bei der Arctic Driving Clinic, die er dort vor vielen Jahren mit seinem Sohn Tino gegründet hat, brachte er sich bis 2019 mit seinen vielfältige Fähigkeiten ein.

«Ja, mir geht´s prima», sagt er heute, «ich fühle mich sehr privilegiert. Ich durfte interessierten Autofahrern zu mehr Sicherheit, aber auch zu mehr Spass verhelfen.»

Und belohnt wurde er auch mit hohen Auszeichnungen für die Leistungen in seinen geliebten Metiers: Er erhielt den Ritterorden der Finnischen Löwen für seine sportlichen Erfolge sowie den Christophorus-Preis und die Pro Finlandia-Medaille für die Förderung der Verkehrssicherheit. «Und gerade jetzt bin ich vom finnischen Staat für mein Lebenswerk geehrt worden.»

Wer Rauno in Action erleben möchte, sollte sich Ende Juli zur «Ennstal-Classic» begeben, einer Gleichmäßigkeits-Rallye – eine Disziplin, der der Rallye-Professor sicher summa cum laude gewachsen ist.


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