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Stefan Bradl (Red Bull Honda): «Davor hab ich Bammel»

Von Ivo Schützbach
Angesichts des schlechten Wetters auf Phillip Island sind die Zeiten am ersten Superbike-Testtag nur bedingt aussagekräftig. Von beinahe 2 sec Rückstand ist Honda-Pilot Stefan Bradl nicht begeistert.

Seit am 6. Januar die neuen Honda Fireblade bei Ten Kate Racing in Nieuwleusen eintrafen, wird Vollgas gearbeitet, um die Bikes konkurrenzfähig zu machen. Bei den Testfahrten in Jerez und Portimao Ende Januar offenbarten sich Kinderkrankheiten, niemand sollte erwarten, dass Honda bei den ersten beiden Saisonevents in Australien und Thailand vorne mitmischt.

Am heutigen Montag probierte Red Bull Honda erstmals die neue Software der Cosworth-Elektronik auf der Rennstrecke. «Es war nicht so, dass wir für Jerez und Portimao eine nicht funktionierende Software hatten», erklärte Bradls Crew-Chief William Huisjes SPEEDWEEK.com. «Die Software funktionierte perfekt, sie wurde aber für den letztjährigen Motor programmiert. Cosworth hatte nicht genügend Zeit, um für den neuen Motor etwas Passendes zu schreiben, deshalb verwendeten wir die bisherige. Alte Software und neuer Motor passen nicht zusammen. Ich bin mir sicher, dass wir diese Woche in Australien deutlich besser dastehen werden. Wir wussten, wo wir ansetzen müssen.»

Nach dem ersten Testtag finden sich Nicky Hayden und Stefan Bradl auf den Plätzen 11 und 12, sie verloren 1,786 und 1,941 sec auf die Bestzeit von Javier Fores (1:31,412 min) aus dem Team Barni Ducati.

Während des vierstündigen Tests herrschten nur etwa 30 Minuten gute Bedingungen, in regelmäßigen Abständen entlud sich eine Wolke über dem Phillip Island Circuit.

SPEEDWEEK.com traf sich in Australien mit Stefan Bradl, um über den Stand der Dinge bei Honda zu reden.

Stefan, arbeitet die Elektronik jetzt besser als beim letzten Europa-Test?

Ich fühle mich okay, die Elektronik macht das vernünftig. Es gibt keine verrückten Aussetzer mehr oder seltsame Sachen, die sich unverhofft verhalten, es ist ganz in Ordnung. Der Motor fühlt sich sanft an, das Verhalten ist okay.

Das Motorrad war aber schwerfällig bei Richtungswechseln, in den Kurven ist es schwer die Linie zu halten. Speziell in den schnellen Kurven, da fühle ich mich echt schlecht. Das hängt mit dem Charakter der Strecke zusammen. In Phillip Island bist du viel schneller als in Jerez oder Portimao, fährst in höheren Gängen. Dadurch sind die Kräfte durch den Wind höher.

Die Elektronik hat auch angesprochen, wenn wir Änderungen gemacht haben, das ist gut. Das war bis dato nicht unbedingt der Fall. Die Elektronik funktioniert, wir brauchen aber erst noch eine Basis.

Wir haben noch extrem viel Arbeit vor uns, aber das war vorher klar.

Abgesehen von der Elektronik: Wurde am Motorrad seit Portimao sonst noch etwas verändert?

Das Team machte Überarbeitungen, sonst ist alles wie gehabt. Für den Europaauftakt soll ein Motor-Update kommen, unser Topspeed ist auch gar nicht so schlecht, das passt.

Aber wie gesagt: Wir stehen mit allem am blutigen Anfang. Wir fangen erst jetzt richtig an, die WM geht aber halt schon los.

Heute war kein effektiver Tag, wir hatten vielleicht 20 Runden, mit denen man etwas anfangen konnte.

Trotz der widrigen Bedingungen fuhr Javier Fores 1:31,4 min, das ist für die Superbikes bereits ein hoher Level.

Das ist flott. Was hatte ich für einen Abstand? 1,9 sec? Schlecht. Die werden am Dienstag alle noch einen Ticken schneller, wir auch. Aber der Abstand wird sich vermutlich nicht großartig verringern, davor habe ich etwas Bammel.

Gut, das war von Anfang an klar. Wir wussten, dass wir nicht hierher kommen und ums Podium kämpfen, das ist zu befürchten.

Es ist schwierig den Leuten verständlich zu machen, dass wir hinterherhinken. Es ist leicht zu prognostizieren, dass wir keine Bäume ausreißen werden, aber wenn du dann mit der Realität befasst bist, dann denkst du dir, dass es schon recht wäre, wenn etwas vorwärts ginge – und es trifft dich umso härter.

Fast alle Fahrer sind der Meinung, dass der heutige Testtag wenig bis nichts gebracht hat. Du und Hayden seid am Morgen als Erste auf die Strecke gefahren, trotz Mischbedingungen.

Der Vormittag hat nichts gebracht. Wir haben nur die Bestätigung bekommen, dass die Veränderungen an der Elektronik spürbar sind. Dass das Problem von Jerez und Portimao okay ist.

Aber es hat sich ja alle drei Minuten das Wetter geändert. In der ersten Kurve war es patschnass und in Kurve 10 war es trocken und die Sonne schien.

In dem Fall versteht du, dass Weltmeister Jonathan Rea die erste Session ausließ?

Der hatte Recht.

Wie schaut euer Plan für Dienstag aus?

Gleich wie heute, das Wetter soll besser werden. Ich hoffe, dass wir dann etwas mehr zum Fahren kommen, was wichtig wäre. Dann können wir mal was mit dem Setting probieren, in den schnellen Kurven braucht man ein handliches Motorrad.

Zeiten Phillip-Island-Test, Montag 20. Februar
Pos Fahrer Motorrad Zeit/Diff
1 Xavi Forés Ducati 1:31,412 min
2 Jonathan Rea Kawasaki +0,411 sec
3 Marco Melandri Ducati +0,804
4 Michael vd Mark Yamaha +1,028
5 Leon Camier MV Agusta +1,179
6 Tom Sykes Kawasaki +1,251
7 Alex De Angelis Kawasaki +1,275
8 Chaz Davies Ducati +1,311
9 Lorenzo Savadori Aprilia +1,425
10 Alex Lowes Yamaha +1,757
11 Nicky Hayden Honda +1,786
12 Stefan Bradl Honda +1,941
13 Jordi Torres BMW +2,070
14 Eugene Laverty Aprilia +2,223
15 Markus Reiterberger BMW +2,424
16 Joshua Brookes Yamaha +2,847
17 Randy Krummenacher Kawasaki +3,410
18 Román Ramos Kawasaki +3,973
19 Riccardo Russo Yamaha +3,983
20 Ayrton Badovini Kawasaki +5,798
21 Ondrej Jezek Kawasaki +7,146

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