KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Marco Melandri: Wackel-Ducati ruiniert Titelchance

Von Ivo Schützbach
Marco Melandri hat die immer gleichen Sorgen

Marco Melandri hat die immer gleichen Sorgen

Nach Platz 6 im ersten Superbike-Rennen in Assen war Ducati-Werksfahrer Marco Melandri äußerlich gefasst, doch seine Aussagen sind spitzzüngig wie selten. Der Mann aus Ravenna ist stinksauer und frustriert.

Marco Melandri startete mit zwei Siegen in Australien in die Saison 2018, in den letzten fünf Rennen holte er nur einen Podestplatz – Rang 3 in Lauf 2 in Aragón. Hatte er anfänglich als WM-Leader 17 Punkte Vorsprung auf den Zweiten, sind es jetzt 33 Rückstand und er ist nur noch WM-Dritter.

Das Problem mit seiner Ducati 1199 Panigale R ist das immerwährend gleiche: Die Maschine ist so instabil, dass man auf den Geraden fürchten muss, sie schüttle den kleinen und leichten Melandri wie ein Rodeo-Bulle ab.

«Wir probieren das Problem zu lösen, das verursacht dann aber andere Probleme», erklärte der Ducati-Werksfahrer SPEEDWEEK.com im Vier-Augen-Gespräch.

Liegt es daran, dass das Abstimmungsfenster aufgrund deines Fahrstils sehr klein ist? «Nein.»

Rinaldi ist kaum größer und schwerer als du, er hat keine Probleme. «Und seine Abstimmung ist gleich», hielt Melandri fest. «Die Situation ist äußerst frustrierend. Platz 6 ist sehr schlecht. Ich bin nicht hier, um Sechster zu werden. Nach drei Runden musste ich auf den Geraden auf die Fußrasten stehen, ich kam nicht zum Atmen. Assen ist eine körperlich sehr anstrengende Strecke. Ich konnte auf den Geraden nicht Vollgas fahren – verdammt, es ist niederschmetternd.»

Unter diesen Umständen klingt Platz 6 nicht so schlecht. Andere Fahrer würden ihr Motorrad an der Box abstellen. «So zu fahren ist unmöglich, das steht fest», klagte der ehemaliger 250er-Weltmeister. «Aber ich muss mit dem klarkommen, was ich habe. Ich muss mein Bestes geben. Alle schuften, aber wir haben keine Lösung.»

Wenn Ducati dieses Problem nicht schnell in den Griff kriegt, zerstört es Melandris Titelchancen.

«Das ist so, sicher», meinte der Hobby-Pilot. «Inzwischen ist es so, dass ich sogar im Qualifying schnell sein kann, das war ich mein ganzes Leben nie. Das zeigt, dass der Speed da ist. Und in Rennen war ich immer besser als im Qualifying. Alles wäre vorhanden, um Rennen zu gewinnen. Dazu brauche ich aber ein gutes Paket. Es ist unmöglich zu verstehen, was da los ist. Das Problem fängt an und wird dann immer schlimmer. Im Rennen wurde es jede Runde viel schlimmer. Gegen Rennende konnte ich kaum noch fahren, so sehr hat sich das Motorrad verwindet. Auf der Geraden konnte ich die Motorleistung nicht ausspielen, weil sich das Motorrad aufschaukelte. Ich versuchte auf der Bremse Zeit gutzumachen, aber nach einigen Runden war der Vorderreifen hinüber. Um das Motorrad zu stabilisieren, opfern wir die Handlichkeit. Die ganze Zeit müssen wir unsere Abstimmung ändern, weil wir dieses eine verdammte Problem haben.»

Was war auf Phillip Island anders als in Buriram, Aragón und jetzt Assen? «Dort hat sich das Motorrad auch aufgeschaukelt», schilderte der 35-Jährige. «Aber nur soweit, dass ich auf Vollgas bleiben konnte. Und dort konnte ich mit einer üblichen Abstimmung fahren. In Assen kann ich kein normales Set-up verwenden, weil wir dauernd versuchen uns zu verbessern, weil sich das Bike so aufschaukelt. Wir kommen zu jedem Rennen mit einem noch schlechteren Set-up, weil wir versuchen, das Problem zu lösen.»

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