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BMW auf Leistungssuche: Die Entwicklung läuft Vollgas

Von Ivo Schützbach
Das Chassis der neuen BMW S1000RR hat sich beim Auftakt der Superbike-WM in Australien als hervorragend erwiesen. Voraussichtlich für den fünften Event in Imola kommt die erste Motorausbaustufe.

Als es von 2009 bis 2013 erstmals ein Superbike-Werksteam gab, glänzte BMW immer mit guten Topspeed-Werten. Da der werksseitige Einstieg für 2019 erst spät beschlossen wurde, müssen sich die Fahrer noch etwas gedulden, bis die Rennabteilung in München einen podestfähigen Vierzylinder auf die Räder stellt. So lange kämpfen Tom Sykes und Markus Reiterberger auf den Geraden mit stumpfen Waffen, wie sich in Australien zeigte.

Bei den kommenden Rennen in Thailand wird es mit zwei langen Geraden, anschließenden engen Kurven und heftigen Beschleunigungsphasen noch schwieriger. Beim Europa-Auftakt in Aragon gibt es ebenfalls zwei Geraden, eine davon sehr lang.

Danach werden die Karten neu gemischt. Nach dem dritten Rennen greift erstmals das Reglement und es wird entschieden, ob ein Hersteller mehr oder weniger Maximaldrehzahl bekommt. Für BMW deutlich wichtiger: Dann weiß auch jeder Hersteller, ob er seine Konzessionsteile einsetzen darf.

Für jeden Podestplatz bekommt ein Hersteller Konzessionspunkte: Für einen Sieg drei, für Platz 2 zwei und der Dritte bekommt einen. Es zählen nur die beiden Hauptrennen über die volle Distanz. Hat ein Hersteller nach drei Meetings neun Punkte weniger als der Beste, darf er alle Teile aus der Liste der Konzessionsteile austauschen. Tritt dieser Fall ein, wird automatisch die Motorenentwicklung aller anderen eingefroren, auf die das nicht zutrifft.

Da die Rennen in Aragon und Assen an aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfinden, lassen sich dazwischen keine Fortschritte erzielen. Einen neuen Motor nach Aragon zu bringen ist für BMW sinnlos, weil es davor keine Klarheit bezüglich der Konzessionsteile gibt.

Alles läuft darauf hinaus, dass Sykes und Reiti für den fünften Event in Imola vom 10. bis 12. Mai die erste Ausbaustufe erhalten.

Aktuell fahren sie mit Motor Typ 4. Typ 1 ist der Superstock-Motor, Typ 2 die Konfiguration für die Endurance-WM, Typ 3 für Superbike-Kundenteams und Typ 4 das aktuelle Aggregat des SBK-Werksteams.

Momentan hat der Superbike-Motor keine zehn PS mehr als die Superstock-Version. Bezüglich absoluten Zahlen hält sich BMW-Motorsport-Direktor Marc Bongers zurück, Ducati sagt, der Motor der neuen Panigale V4R habe nahe 250 PS. «Diese Werte kann man nicht vergleichen», hielt der Niederländer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Wir haben immer unsere Referenz in München oder Berlin auf dem Prüfstand und nur danach gehen wir. In der Homologation ist der Serienmotor unseres Fahrzeugs fast deckungsgleich mit dem der Ducati V4R. Wenn wir 207 PS angeben und die 220, dann macht einer von beiden etwas anders.»

Und fügte mit einem kleinen Seitenhieb hinzu: «Wenn wir laut unseren Messmethoden 250 PS hätten, dann würden wir auf Phillip Island Ende Start-Ziel mit 340 km/h anbremsen.»

Ducati sorgte mit 317 km/h für den Bestwert.

«Deshalb gebe ich nichts auf diese Zahlen», so Bongers. «Wir wissen, auch im Vergleich zu unserem vorherigen Superbike-Motor, mit dem wir in den vergangenen Jahren bei den Höchstgeschwindigkeiten immer gut dabei waren, dass mit dem aktuellen Motor noch ein bisschen was fehlt. Wir konnten mit diesem Projekt erst sehr spät anfangen und wissen, dass wir nachlegen müssen. Das werden wir auch und sind dran in München.»

«Der Motor gehört zu einer neuen Familie», verdeutlichte der Rennchef. «An ihm ist alles neu. Wir müssen ihn erst kennenlernen, um zu wissen, in welchen Bereichen Potenzial liegt. Der Motor reagiert nicht eins zu eins auf Maßnahmen in Sachen Leistung, wie der vorherige das getan hat. Das dauert seine Zeit, ich mache mir aber keine Sorgen.»

Sehr beachtlich ist, dass es Tom Sykes mit der BMW in Australien trotzt schwachen Topspeed-Werten (298 km/h zu 317 von Bautista) in der Superpole auf Rang 4 und im ersten Rennen auf Platz 7 geschafft hat. Das lässt hoffen, wenn sich BMW in diesem Bereich deutlich verbessert.

«Die nächsten zwei Events mit den langen Geraden können schwierig werden», ist sich Bongers bewusst. «In Aragon verlor Markus Reiterberger letztes Jahr mit dem Stock-Motorrad auf der Geraden 0,25 sec gegenüber Loris Baz auf der Superbike-BMW. Wenn wir Leistung finden, dann wird das bei den Rundenzeiten besser aussehen. Wir sind auf dem Prüfstand. Wenn wir eine Leistungsstufe bestätigen können, dann müssen wir noch die Haltbarkeitsstufe bestätigen. Ich hoffe, dass das auf jeden Fall bis Imola klappt.»

Waren die 0,409 sec, die Sykes in Phillip Island in der Superpole auf Polesetter Jonathan Rea (Kawasaki) verlor, ausschließlich der mangelnde Topspeed? «In Phillip Island kommt es auch sehr darauf an, wie gut man aus der letzten Kurve kommt», erklärte Bongers. «Im letzten Sektor verlor Tom 0,4 sec auf Bautista. Wir sind mit dem Basismotorrad in der Lage, gute Leistungen zu bringen. In Sektor 2 und 3 waren wir mit Tom die Schnellsten, das heißt, das Handling des Motorrads passt. Und wir wissen, wo die Defizite sind. Wenn wir an Leistung zulegen, glaube ich wegen des Layouts unseres Motors auch nicht, dass sich das negativ auf die Fahrbarkeit auswirkt. Der Reifenverschleiß könnte höher werden.»

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