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Chaz Davies arbeitslos: «Null» Optionen für 2021

Von Ivo Schützbach
Chaz Davies: Ungewisse Zukunft

Chaz Davies: Ungewisse Zukunft

Von 2015 bis 2018 war Chaz Davies der einzige dauerhafte Gegner von Superbike-Rekordchampion Jonathan Rea. Dreimal wurde der Waliser Vizeweltmeister, jetzt droht ihm das Karriereende.

Seit heute wissen wir: Chaz Davies verliert seinen Platz im Ducati-Werksteam 2021 an den neun Jahre jüngeren Michael Ruben Rinaldi aus Rimini.

Angesichts der Verjüngungskur bei Ducati in der MotoGP-WM keine Überraschung, schaut man sich die nackten Zahlen an, auf jeden Fall ein Risiko.

Rinaldi hat mit seinem Sieg und den drei Podestplätzen in Aragon viel Eindruck hinterlassen, 16 Mal brauste er in 21 Rennen für das Team Go Eleven Ducati dieses Jahr in die Top-8.

Davies eroberte im gleichen Zeitraum auch nur einen Sieg, dafür aber sieben Podestplätze. Der 33-Jährige fuhr 16 Mal in die Top-5 und eroberte 56 Punkte mehr als Rinaldi. In der Weltmeisterschaft liegt er entsprechend vier Plätze weiter vorne, auf Rang 3.

«Dass ich Dinge ändern will, die das ganze Team nach vorne bringen und erfolgreicher machen würden, kostet mich wahrscheinlich den Platz», mutmaßte Davies beim letzten SBK-Event in Magny-Cours.

Und behielt Recht.

Der Waliser schwört «beim Leben meiner neu geborenen Tochter», dass es in den Verhandlungen nicht ums Geld ging, wie Leute aus dem Aruba-Team und von Ducati behaupten, sondern um Arbeitsabläufe und organisatorische Dinge. Weshalb sich diesbezüglich unüberbrückbare Gräben auftaten, will niemand erzählen.

«Davies hat in sieben Jahren keinen WM-Titel gewonnen, er wird auch in Zukunft keinen gewinnen», meinte ein langgedienter Journalist vor wenigen Wochen in einem Gespräch mit mir.

Kann man ihm das alleine anlasten? Von 2015 bis 2018 war Chaz Davies der einzige hartnäckige Gegner des übermächtigen Johnny Rea und leistete ihm jede erdenkliche Gegenwehr. Ende der Saison 2016 gewann Davies sieben der letzten acht Rennen, er war ein harter Brocken für Rea.

Aber nie gut genug, um ihn final zu schlagen. Oder lag das an der schwankenden Performance der Ducati?

Seit 2011 hechelt Ducati einem WM-Titel hinterher, damals triumphierte Carlos Checa mit der 1098R im Althea-Team. Aus diesem Grund brachte der Hersteller aus Bologna 2019 zum ersten Mal in der Firmengeschichte ein Vierzylinder-Superbike und ließ damit die erfolgreichen Zweizylinder-Jahrzehnte hinter sich.

Doch obwohl Alvaro Bautista letztes Jahr 16 Siege gelangen, verlor er die Weltmeisterschaft gegen Jonathan Rea und Kawasaki. Gleich wird es Redding in diesem Jahr gehen. Rea muss beim Finale in Estoril lediglich drei Punkte einfahren, sollte Redding alle drei Rennen gewinnen.

Davies hat das Pech, dass sich seine besten Karrierejahre mit denen von Kawasaki-Star Rea kreuzen. Er gewann 31 Rennen, stand 96 Mal auf dem Podium und wurde doch nie Champion. Es gibt einige Fahrer, die es mit deutlich weniger Erfolgen zu Superbike-Titeln brachten.

«Um Johnny und dessen Gesamtpaket zu schlagen, musst du alles auf ein perfektes Level bringen», sagte Davies zu SPEEDWEEK.com. «Sie bringen ihren gesamten Einsatz in diesem Fahrerlager und haben kein Interesse an MotoGP. Jegliche Aufmerksamkeit von ihnen gehört zu jeder Zeit dieser Meisterschaft. Um sie zu schlagen, muss man etwas besser machen. Ich wurde Zweiter in der Weltmeisterschaft, Alvaro wurde Zweiter, Scott wird Zweiter – unser Level ist offensichtlich sehr gut. Um den nächsten Schritt zu machen und Rea zu schlagen, müssen wir aber besser werden, als wir es momentan sind. Auf diesem Level geht es um Details in jedem Bereich. Sie machen den Unterschied aus, um in der Weltmeisterschaft von Platz 2 auf 1 zu rücken.»

Zumindest mit ihm wird es nicht mehr dazu kommen.

Auf die Frage, welche Optionen er für 2021 habe, antwortete Davies am späten Mittwochnachmittag: «Null.»

Dass er im Honda-Werksteam den Platz von Leon Haslam übernehmen könne, hat er schon vor Wochen vom Tisch gewischt: «Keine Chance.»

Und dass Davies für wenig bis kein Geld bei einem Privatteam mit nicht siegfähigem Material unterschreibt, ist schwer vorstellbar.

Dafür ist Chaz zu ehrgeizig. Bevor er hinterherfährt, weil das Motorrad nicht mehr zulässt, wird er seine glorreiche Karriere beenden.

Neben seinen Erfolgen in der Superbike-Klasse hat er den Titel in der Supersport-Weltmeisterschaft 2011 vorzuweisen und gewann sogar einmal das prestigeträchtige Daytona 200 in den USA.

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