Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Sorgen bei Yamaha: Widersteht Toprak der Verlockung?

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu sorgte 2021 für den ersten Titel von Yamaha in der Superbike-WM seit Ben Spies 2009. Natürlich macht sich Rennchef Andrea Dosoli Gedanken, wo die Marke ohne den Türken stehen würde.

Am 21. Juni war es endlich so weit, Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu durfte in Aragon Yamahas MotoGP-Maschine testen. «Das Motorrad fühlte sich gut an», meinte der 19-fache Laufsieger zusammenfassend.

Topraks Superbike-Vertrag mit Yamaha läuft bis Ende 2023, dann könnte sich der 25-Jährige neu orientieren. Doch wer denkt, MotoGP wäre sein ultimatives Ziel, der irrt. Für Razgatlioglu kommt die Königsklasse nur dann in Frage, wenn er 100-prozentig davon überzeugt ist, dass er dort gewinnen kann. Laut seinem Manager Kenan Sofuoglu gibt es weitere Voraussetzungen: «Toprak muss bis dahin viele Superbike-Rennen gewinnen und müsste einen MotoGP-Werksvertrag bekommen.»

Ian Wheeler, Kommunikations-Manager von Yamaha Europa für den Rennsport, formuliert es gegenüber SPEEDWEEK.com so: «Für viele Fahrer heißt das einzige Ziel MotoGP, sie wollen zu diesen 24 Piloten gehören. Toprak hingegen hat nicht das Gefühl, dass er irgendetwas zu beweisen hat. Für ihn ist das Wichtigste, dass er seine Rennen in der Superbike-WM genießt. Er kennt das MotoGP-Paddock aus seiner Zeit im Red Bull Rookies Cup und fühlt nicht den Druck wie andere Fahrer, dort etwas beweisen zu müssen – und das auch noch ständig zu sagen. Wenn gewisse Dinge zusammenkommen, dann gibt es eine Möglichkeit, dass er es in der MotoGP-WM versucht. Wenn er aber nicht fest davon überzeugt ist, dass es besser ist als das, was er im Moment hat, dann wird er bleiben. Egal wie er sich entscheidet: Wenn er an seinem Karriereende zurückschaut, wird er nichts bereuen. Weil er sich immer genau so entscheidet, wie er das möchte.»

Im MotoGP-Fahrerlager herrscht die verbreitete Meinung, jeder Rennfahrer wolle dort sein. Und auf viele trifft das auch zu – doch nicht auf Toprak. Wheeler: «Werden Rennfahrer nach ihrem Ziel gefragt, antworten sie automatisch MotoGP. Nicht unbedingt, weil das jeder so meint, sondern weil das der Erwartungshaltung entspricht. Toprak hingegen betont, dass dafür auch die Bedingungen stimmen müssen. Er widersetzt sich diesem Gesetz und sorgt damit für Aufsehen.»

«Toprak liebt es, um Podestplätze zu kämpfen, dafür lebt er», betont Yamahas Road-Racing-Manager Andrea Dosoli. «Für ihn ist auch das Umfeld sehr wichtig. Im SBK-Paddock hat er die Freiheit, dass er mit einem Yamaha-T-Shirt in die Box von Puccetti Kawasaki laufen oder neben deren Fahrern in der Startaufstellung stehen kann. Das macht er, weil er mit diesen Leuten eine lange freundschaftliche Beziehung hat, für ihn hat so etwas einen riesigen Wert. Ich bin mir nicht sicher, ob es möglich sein wird, in MotoGP das gleiche Umfeld zu schaffen.»

Für Yamahas Superbike-Projekt ist Razgatlioglu enorm wichtig, er hat seit 2020 insgesamt 17 Rennen für den japanischen Hersteller gewonnen. Und den ersten WM-Titel seit Ben Spies 2009, den zweiten überhaupt in dieser Kategorie.

«Wir müssen konsequent weiterarbeiten und ihm bis 2023 beweisen, dass unser Paket das beste für ihn ist», schilderte Dosoli seine Strategie, wie er den Champion aus Sakarya längerfristig behalten möchte. «Natürlich machen wir uns Sorgen, dass wir ihn an das MotoGP-Paddock verlieren. Gleichzeitig sind wir aber auch zuversichtlich, ihm dieses Paket bieten zu können. Ihn zu ersetzen wäre nicht einfach. Nicht nur wegen seines Speeds, sondern auch wegen seines Charakters. Er wird mehr und mehr zum Protagonisten der Superbike-WM. Für MotoGP wäre Toprak ein Gewinn – für uns wäre sein Weggang ein herber Verlust.»


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