Scott Redding (BMW): «Prüfstandarbeit beinah sinnlos»

Von Ivo Schützbach
Bevor die Superbike-WM 2023 beginnt, haben die BMW-Werksfahrer maximal acht Tage mit der neuen M1000RR getestet. Scott Redding erklärt, weshalb Computersimulationen Fahrten auf der Rennstrecke nicht ersetzen.

In der Formel 1 gehören Fahrsimulatoren und ausgefeilte Computerprogramme, um das Verhalten des Autos und der Motoren im Renneinsatz nachzustellen, bei der Suche nach Verbesserungen seit Jahrzehnten zu den Basisinstrumenten.

Auch im Motorradrennsport wird versucht, mittels ausgeklügelter Prüfstandtests Erkenntnisse zu gewinnen. Doch Experten sind sich einig: Für Zweiräder ist das Nachstellen von Realitäten auf der Rennstrecke deutlich schwieriger als für Vierräder.

BMW-Werksfahrer Scott Redding ist überzeugt: Auf dem Prüfstand lassen sich keine Fortschritte erzielen. «Auch anhand bloßer Zahlen sind keine Fortschritte möglich», hielt der Engländer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Das ist kein Auto. Meine größte Aufgabe im vergangenen Jahr mit BMW war, ihnen klarzumachen, dass es ums Gefühl geht. Als Fahrer musst du ein Gefühl für dein Motorrad haben. BMW hat einen großartigen Motor mit viel Leistung gebaut, dieser vermittelte aber nicht genügend Fahrgefühl. Du kannst das zwar mit der Elektronik etwas korrigieren, der Schaden ist dann aber bereits angerichtet.»

Der Vizeweltmeister von 2021 weiter: «Ich versuchte ihnen zu erklären, dass viele Arbeiten auf dem Prüfstand lediglich zu Vermutungen führen. Du hast auf dem Prüfstand keine nachgebende Kette, du kannst den Reifengrip und die Schräglage nicht berücksichtigen, unterschiedlichen Asphalt und sich verändernde Temperaturen. Es gibt so viele Variablen, die du außenvorlassen musst, die aber alle großen Einfluss auf das Gefühl des Fahrers haben. Deswegen ist Prüfstandarbeit in meinen Augen beinahe sinnlos. Sie ist gut, um Kilometer abzuspulen, wenn ein neues Bauteil entwickelt wurde. Sobald aber das Gefühl des Fahrers eine Rolle spielt, kann der Computer das nicht simulieren. Also müssen wir auf die Rennstrecke und Dinge probieren.»

Immer wieder kommt es deshalb zu Diskussionen zwischen Fahrern und Ingenieuren, weil sich Prüfstanderkenntnisse nicht mit dem Erlebten auf der Strecke decken. «Der Computer hat keine Federelemente und Reifen, die sich ständig bewegen», verdeutlichte Redding. «Auf dem Prüfstand lässt sich leicht sagen, dass man die Leistung des Motors an einer bestimmten Stelle reduzieren muss. Wenn du aber das Gleiche erreichen willst, wenn du in Schräglage rutscht und viele andere Faktoren hinzukommen, dann gelingt dir das nicht, weil du die Sache von vornherein falsch angegangen bist. Deshalb ist Testen auf der Strecke so wichtig.»

Redding testete mit der neuen BMW M1000RR Anfang Dezember zwei Tage in Jerez, dort war das Wetter aber nicht eben hervorragend. Für nächste Woche Mittwoch und Donnerstag, wenn sämtliche Spitzenteams erneut in Jerez fahren, sind Sonnenschein und 14 Grad Celsius vorhergesagt. Bevor am letzten Februar-Wochenende in Australien die Weltmeisterschaft 2023 beginnt, testet Redding zusammen mit seinen Markenkollegen Michael van der Mark, Loris Baz und Garrett Gerloff noch am 31. Januar und 1. Februar in Portimao sowie am 20./21. Februar auf Phillip Island.


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