Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Sylvain Guintoli Champion von Melandris Gnaden?

Von Ivo Schützbach
Sylvain Guintoli hat nur noch 12 Punkte Rückstand auf Tom Sykes

Sylvain Guintoli hat nur noch 12 Punkte Rückstand auf Tom Sykes

Ein geschenkter Sieg war mehr, als Sylvain Guintoli von seinem Aprilia-Teamkollegen Marco Melandri bei der Superbike-WM in Magny-Cours erwarten durfte. Den WM-Rückstand hat der Franzose deutlich verringert.

Marco Melandri hat nichts zu verschenken, muss er auch nicht, wie Aprilia-Rennchef Romano Albesiano im Exklusivinterview mit SPEEDWEEK.com erklärte: «In unserem Vertrag mit Marco steht nichts über Teamorder. Das Gegenteil ist der Fall, der Fahrer wird nach Erfolgen bezahlt. Unser Vertrag zwingt ihn dazu, die bestmöglichen Ergebnisse einzufahren.»

Das Aprilia-Werksteam rechnet es seinem Star deshalb hoch an, dass er im ersten Rennen Guintoli vorbeiwinkte, und ihm so fünf Punkte im Titelkampf gegen Tom Sykes und Kawasaki schenkte. Das war das Maximum an Entgegenkommen.

Melandri ist nach verkorkster erster Saisonhälfte in der WM längst aus dem Rennen, der Italiener hat aber sieben der letzten zwölf Läufe gewonnen. Im Regen von Magny-Cours hat er zudem Regengott Guintoli entzaubert.

Guintoli: «Das liegt nicht in meiner Hand»

Von außen gewinnt man leicht den Eindruck, Guintoli wäre ein Weltmeister von Melandris Gnaden, sollte er die Meisterschaft gewinnen.

Das will der Franzose so nicht stehen lassen: «Ich hätte im zweiten Lauf gegen Melandri kämpfen können, dafür aber einiges riskieren müssen. Wenn ich jetzt 20 Punkte wegwerfe, dann ist die WM gelaufen. Wir sind schon die letzten sechs oder sieben Rennen nicht weit voneinander entfernt, ich darf gegen ihn aber nichts riskieren. Für mich ging es darum, dass ich mich für Katar in eine starke Position bringe, das hat geklappt.»

Melandri bekam im zweiten Lauf mehrfach die Aufforderung, Guintoli vorbeizulassen. Der WM-Zweite sah diese, erwartete von seinem Teamkollegen aber keine Hilfe. «Ich wusste nicht, war er tun würde», sagte der Franzose zu SPEEDWEEK.com. «Wir haben nach dem ersten Rennen im Team nicht darüber gesprochen, es wurde nichts entschieden. Die Entscheidung im ersten Rennen war nicht von Bestand, mehr kann ich dazu nicht sagen.»

Guintoli hat seinen Rückstand zu Sykes von 31 auf 12 Punkte reduziert. Beim Showdown in Katar Anfang November ist für ihn alles möglich. Dass die WM zwischen diesen beiden ausgeht, steht bereits fest: Der neue WM-Dritte Melandri hat schon 66 Punkte Rückstand, es sind aber nur noch 50 zu holen.

«Ich hoffe, dass Marco in Katar stark sein wird und mich so unterstützen kann», blickt Guintoli voraus. «Die letzten Rennen waren Glücksspiel, Jerez und Magny-Cours. Ob es Teamorder gibt oder nicht, liegt nicht an mir, ich habe darauf null Einfluss. Ich muss Punkte mitnehmen, wann immer ich kann. Alles andere liegt außerhalb meines Einflusses.»

Trotzdem erwartet der 32-Jährige von Melandri etwas: «Marco wird für Aprilia sein Bestes geben. Er weiß, dass es sehr wichtig für Aprilia ist, dass wir die Meisterschaft gewinnen. In Katar wird abgerechnet, wir sind in einer guten Ausgangslage, wir werden beide schnell sein.»

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