«Eine ganze besondere Bahn»
Kevin Wölbert beim Liga-Auftakt in Diedenbergen
Die letzten Tage war ich in Grossbritannien. Es lief ganz gut, auch wenn ich einige Punkte in Berwick wegen mangelnder Bahnkenntnis liegen liess.
Am Freitagabend in Edinburgh war ich gut in Schwung, und wir gewannen mit 40 Punkten Vorsprung. Auch der erste Lauf beim Rückkampf einen Tag später in Berwick stimmte mich optimistisch. Ich habe den Start gewonnen, doch in der zweiten Kurve fuhr ich in der Kurvenmitte, als ich von aussen überholt wurde. In der nächsten Kurve wollte ich kontern, doch ein Aufsteiger, der beinahe im Zaun endete, warf mich sogar noch eine weitere Position zurück. Von Lauf zu Lauf kam ich besser mit der Bahn zurecht, die natürlich für alle gleich ist, aber für mich komplett neu war.
Zudem ist sie besonders gebaut, so was habe ich noch nie gesehen. Im letzten Jahr haben sie die Piste umgebaut: die eine Kurve ist abschüssig und die andere überhöht. Von der Innen- zur Aussenkante ist ein so gewaltiger Höhenunterschied, dass man denken könnte, man fährt auf einer Radrennbahn.
In den letzten beiden Läufen habe ich dann die Ideallinie gefunden und auch die richtige Geschwindigkeit. Man muss einfach nur ein paar Millimeter vom Zaun mit dem richtigen Schwung aussen rum fahren. Die Bahn gehört zu den längsten auf der Insel, besonders die Geraden sind ewig lang. Auf dem Weg vom Fahrerlager zum Startband bin ich gefühlte drei Minuten unterwegs. Ich bin mir sicher, dass ich beim nächsten Auftritt in Berwick von Beginn besser punkten werde.
Am Sonntag in der Vorwoche war ich zum Saisonauftakt in Polen, wo es noch nicht ganz optimal für mich lief. Ich habe ein paar Starts versemmelt und mich auch einmal zu weit nach aussen treiben lassen und so ein paar Punkte verschenkt. Dennoch bin ich optimistisch für die kommenden Rennen.
Zufrieden war ich auch mit dem Ergebnis des ersten Bundesliga-Rennens in Diedenbergen. Als haushoher Aussenseiter fuhr Güstrow nach Hessen und konnte am Ende doch gewinnen. Auch wenn ich mit mir selbst nicht ganz zufrieden war, war der Auswärtssieg sehr wichtig.
In der Woche zuvor bin ich beim Auftaktrennen in Edinburgh gleich im ersten Lauf gestürzt und hatte mir dabei die Rippen stark geprellt. Erst beim nächsten Rennen in Edinburgh wurde deutlich, wie sehr das schmerzte. Vor allem fiel das Atmen sehr schwer. Nach zwei Runden auf dem Motorrad war die Belastungsgrenze eigentlich schon überschritten. Nun ist aber nach vielen Physiotherapie-Sitzungen nahezu wieder alles so wie vorher.
Eine grosse Erleichterung ist die Erweiterung meines Teams. Mein neuer Mechaniker Krzysztof ist in Edinburgh stationiert und nur für die britische Liga zuständig. Er bereitet meine Motorräder zwischen den Rennen vor und holt mich auch immer vom Flughafen ab. Mit ihm haut es gut hin, da er nicht nur fachlich gut drauf ist, sondern auch menschlich voll in mein Team passt.