Formel 1: Adrian Newey über sein Unglück

Wie Jason Crump den Fluch der zweiten Plätze besiegte

Von Manuel Wüst
In der Zeit bis zum Weihnachtsfest blicken wir in einem SPEEDWEEK-Adventskalender auf 100 Jahre Speedwaysport zurück. Hinter dem ersten Türchen verbirgt sich mit Jason Crump ein dreifacher Weltmeister.

Im Dezember 1923 fand in Australien das erste Speedwayrennen der Geschichte statt und auch der erste Weltmeister kam von dort. Neunmal gewann ein Fahrer vom fünften Kontinent die WM-Krone, mit drei Titeln ist Jason Crump der Erfolgreichste. Jason Crumps Weg zum Speedwaysport wurde ihm in die Wiege gelegt, denn schon Vater Phil Crump und Großvater Neil Street waren Speedwayfahrer. So wuchs der heute 48-Jährige umgeben von den Größen des Sports auf.

Während es Jason Crump in seiner jungen Karriere verwehrt blieb den australischen U21-Titel zu gewinnen, auch weil dieser 1994 und 1995 nicht vergeben wurde, fuhr er bereits 1994 im Speedway-Weltfinale mit. Mit 19 Jahren kam er beim letzten Eintagesfinale in Vojens zu sechs Punkten und wurde Elfter. Im Folgejahr gewann Crump den U21-Weltmeistertitel und gab mit Wildcard sein Debüt im Grand Prix in Hackney.

1996 folgte als permanenter GP-Pilot der erste seiner 23 Siege. «Was die Grands Prix angeht, war es für mich kein sehr gutes Jahr. Es war ein Lernjahr, ein schwieriges Jahr, und ich habe es nicht besonders gut gemacht», erinnerte sich der Australier. «Ich habe es im Grand Prix nicht geschafft, die Dinge zusammenzubringen.»

In Hackney passte jedoch alles. Jason: «Ich freute mich auf Hackney. Ich war im Jahr zuvor als Wildcard dabei und habe mich halbwegs gut geschlagen. Ich erinnere mich, dass mein Vater und einer meiner Kumpel damals rübergeflogen sind, um sich diesen Grand Prix anzusehen. Es war schön, sie dort bei mir zu haben, sie zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das Rennen lief für mich in den Vorläufen nicht besonders gut, aber ich habe es im letzten Lauf geschafft, mich zusammenzureißen und ins Finale zu kommen. Ich war wahrscheinlich der einzige Fahrer im Finale, der nichts zu verlieren hatte – Billy Hamill und Hans Nielsen kämpften um die Weltmeisterschaft und Greg Hancock um einen Podiumsplatz. Vielleicht haben sie vergessen, dass ich dabei war? Ich hatte einen guten Start und sie konnten mich nicht einholen.»

Trotz Sieg in Hackney war Crump zunächst wieder draußen aus der Serie und musste sich in den Grand Prix zurückarbeiten. Nach der Jahrtausendwende mauserte er sich zunehmend zum Titelaspiranten und gewann 2001, 2002 und 2003 WM-Silber, ehe es 2004 erstmals mit dem Titel aufging.

«Bis 2001 stand ich in der Gesamtwertung nie auf dem Podium. Wenn man auf das Jahr zurückblickt, habe ich die Weltmeisterschaft im ersten Meeting des Jahres verloren, was unglücklich war. Das fand ich besonders frustrierend. Das folgende Jahr 2002 war etwas anders. Ich begann das Jahr verletzt und war vor dem ersten GP etwa einen Monat lang nicht gefahren. 2002 akzeptierte ich irgendwie, dass Tony besser war. In der Serie 2003 kam es auf die Entscheidung eines Schiedsrichters an. Nicki Pedersen war außergewöhnlich gut. Er kam aus den Jahren 2001 und 2002, die nicht besonders gut waren. Aber er hat es 2003 geschafft. Der Ausschluss, den ich gegen Ende der Nacht bei diesem Speedway-GP in Norwegen bekam, war eine 50:50-Entscheidung. Es ist hart, wenn es um den großen Titel geht und man keine Chance hat, um ihn zu kämpfen, weil man ausgeschlossen wird. Aber es hat mich entschlossener gemacht. Ich habe in diesen drei Jahren gezeigt, dass ich konstant da war und wusste, dass ich nicht viel anders machen muss, um zu gewinnen.»

2004 überwand Crump den Fluch der zweiten Plätze und gewann den ersten von drei Weltmeistertiteln. «Plötzlich war ich Champion. Es ist nicht so, dass ich nicht verstanden hätte, warum. Ich habe verstanden warum, weil ich bei meinen Rennen immer sehr analytisch vorgegangen bin. Bei mir hat es einfach funktioniert und es war eine schöne Belohnung. Wenn jemand drei Jahre in Folge Zweiter der Weltmeisterschaft ist und sie dann gewinnt, würde er verstehen, dass es sehr schwierig ist, diese Gefühle zu beschreiben. Es ist eine einmalige Sache. Es sind Emotionen, die man nicht sehr oft bekommt. Das Gefühl zu haben, nach allem, was ich durchgemacht hatte, endlich zu gewinnen, war damals mehr, als ich ertragen konnte.»

Nachdem 2005 Tony Rickardsson Weltmeister wurde, holte sich Crump 2006 den Titel zurück und konnte 2009 zum dritten Mal die Nummer 1 werden, obwohl er mit einer Armverletzung zu kämpfen hatte, die ihn vor allem bei der Veranstaltung in Italien stark einschränkte. «Es war schade, dass die Saison 2009 so enden musste, aber so ist der Rennsport, und man nimmt das Gute wie das Schlechte. Am Ende habe ich es geschafft, gerade genug Punkte zu sammeln, um die Meisterschaft mit 15 Vorsprung zu gewinnen. Ein Jahr später, 2010, stand ich erneut auf dem Podium. Von da an war ich ein wenig ausgebrannt, so sehr ich auch dachte, ich wollte wieder Weltmeister werden. Die letzten zehn Jahre hatten mir viel abverlangt. Ich war fast am Ende meiner Zeit an der Spitze des Speedway-Sports angelangt, und so kam es.»

In seiner letzten Grand-Prix-Saison war Crump ein wichtiger Ruhepol für seinen Landsmann Chris Holder, der im Kampf um den WM-Titel mit dem erfahrenen Nicki Pedersen stand. «Chris brauchte jemanden, der ihn daran erinnerte, dass ihm der ganze andere Kram nicht dabei helfen würde Weltmeister zu werden. Fünf Minuten Konzentration würden ihn zum Weltmeister machen und er brauchte wahrscheinlich nur jemanden, der ihn eine Minute lang daran erinnerte. Ich hatte das Gefühl, dass meine Zeit vorbei war. In diesem besonderen Moment, in dem er so emotional war und die Weltmeisterschaft auf dem Spiel stand, brauchte er etwas Beruhigung. Ich habe das Gefühl, dass es ihm ein wenig geholfen hat. Aber letztendlich war er immer noch derjenige auf dem Bike und musste alles zusammenfügen, was er auch tat. Ich habe mich an diesem Abend sehr für Chris gefreut.»

Das Saisonende 2012 war auch zunächst das Ende der aktiven Laufbahn von Jason Crump, der wie die schwedische Legende Ove Fundin zehn Podestplätze in der Weltmeisterschaft in Folge erreichte und auch mit dem australischen Team im World-Cup erfolgreich war. Zudem qualifizierte er sich viermal für das WM-Finale auf der Langbahn.


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