Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Vor 40 Jahren: Ford C 100 – ein Knall zum Abschied

Kolumne von Rainer Braun
Ford baute Anfang der 1980er Jahre einen recht hübschen, aber leider nicht sehr erfolgreichen Sportwagen, den Ford C 100. Der Schlusspunkt in Brands Hatch war ein echter Paukenschlag.

Das 1000 km-Rennen von Brands Hatch am 17. Oktober 1982 sollte nach dem Willen des britischen Ford-Sportmanagements den versöhnlichen Schlusspunkt einer grottenschlechten WM-Saison bilden. Doch trotz Doppel-Pole ging mit dem ungeliebten Ford C 100-Sportwagen im Rennen erneut alles schief. Die Hauptdarsteller in dem denkwürdigen Schlusskapitel waren Marc Surer und Manfred Winkelhock.

Vor dem Finalrennen der Sportwagen-WM war durchgesickert, dass Ford-England seine offensichtliche Fehlkonstruktion C 100 nicht mehr länger dem Gespött der Branche aussetzen will und nach dem WM-Finale den Stecker zieht. Den beiden C 100-Fahrerpaarungen Surer/Ludwig und Winkelhock/Niedzwiedz wurde ans Herz gelegt, sie mögen doch bitte zum Schluss «dem heimischen Publikum wenigstens eine möglichst gute Show bieten». Das gelang zumindest im Qualifying – beide C 100 standen in Reihe 1.

Die Startfahrer Surer und Winkelhock versprachen, ihr Bestes zu geben, zumindest so lange, «bis wieder die ersten Teile vom Auto abfallen» (O-Ton Winkelhock). Dazu muss man wissen, dass die «Missgeburt C 100» (so Klaus Ludwig) die Angewohnheit hatte, mit fortschreitender Renndauer das eine oder andere Teil durch heftige Vibrationen zu verlieren. Die Folge waren jeweils frühzeitige Ausfälle und prekäre Situationen.

Zum Rennbeginn regnet es in Strömen, was die beiden wackeren Ford-Gasfüße keineswegs daran hindert, den Wunsch der Dienstherren nach einer guten Show zügig umzusetzen. Vom Start weg umrunden sie den glitschigen Parcours selbst durch die Kurven nebeneinander fahrend mit atemberaubenden Drifteinlagen. Das britische Publikum zeigt sich höchst entzückt von den Darbietungen.

Winkelhock und Surer haben ganz offensichtlich auch ihren Spaß, zumal «wir endlich mal so richtig die Sau rauslassen dürfen», so Winkelhock damals. Die Show funktioniert auch perfekt – bis in der fünften Runde ein Missgeschick dem Spektakel ein jähes Ende setzt. Surer wird von Aquaplaning überrascht und schliddert mit Karacho ins Auto des neben ihm fahrenden Kollegen Winkelhock. Der wiederum wird dadurch auch aus der Bahn geworfen und walzt bei seinem Abflug gleich noch mehrere Meter Leitplanken nieder.

Weil der havarierte C 100 an ungünstiger Stelle liegt und überdies auch eine aufwändige Reparatur der Leitplanken ansteht, muss das Rennen unterbrochen und kann erst nach längerer Pause mit einem Neustart fortgesetzt werden.

Auch der wieder reparierte Surer/Ludwig-C 100, dem der jetzt arbeitslose Winkelhock als dritter Fahrer zugewiesen wird, ist beim Re-Start wieder mit von der Partie. Das Trio erreicht nach zahlreichen Reparaturstopps mit elf Runden Rückstand auf die Spitze noch Rang 5.

Porsche siegt mit dem 956 erneut und sichert sich fast mühelos den Marken-WM-Titel.

Ford-England gibt unmittelbar nach dem Rennen das Ende des C 100-WM-Programms bekannt.

Leider lief auch das Parallel-Programm mit dem C 100 in der Deutschen Rennsportmeisterschaft (DRM) nicht rund.

Die Engländer hatten einen C 100 zu Ford-Rennsportpartner Zakspeed nach Niederzissen in der Hoffnung überstellt, dass die hochqualifizierten Ingenieure in der Eifel die Fehlkonstruktion auf solidere Beine stellen könnten. Aber schon nach zwei trostlosen Einsätzen in Zolder und Hockenheim stieg Ludwig wieder frustriert aus und wechselte für die folgenden Meisterschaftsläufe zurück ins Cockpit des vertrauten und zuverlässigeren Turbo-Capri. Erst in der zweiten Saisonhälfte war der C 100 dank der unermüdlichen Zakspeed-Truppe endlich siegfähig – Ludwig gewann immerhin noch zwei DRM-Rennen.

Bei Fans und Presse hatte sich derweil der unschöne Eindruck verfestigt, auch Ford Köln und Partner Zakspeed seien gescheitert und damit für den zweiten großen Flop in der Ford-Sportwagen-Geschichte mit verantwortlich. Denn schon 14 Jahre zuvor hatte der Einsatz des Ford P 68 in der Marken-WM einen ähnlich desaströsen Verlauf genommen – auch dieses Projekt wurde schnell wieder eingestampft.

Klaus Ludwig stellte derweil unmissverständlich klar: «Den Rohrkrepierer C 100 haben allein die Engländer zu verantworten. Als das verkorkste Ding zu Zakspeed kam, war schon nicht mehr viel zu retten und unsere Leute konnten nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Das war die schlimmste Krücke, in der ich jemals gesessen bin. Es ist ein Wunder, sich keiner von uns den Hals gebrochen hat.»

Schlusswort des damaligen Ford Sportchefs Lothar Pinske: «Die Engländer haben Zakspeed 1982 in ihrer Not mit ins Boot gezogen, nachdem sie erkannt haben, dass ihre Basisversion des C 100 eine glatte Fehlkonstruktion ist. Wir haben nur einen Fehler gemacht – wir hätten uns erst gar nicht darauf einlassen sollen.»

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Dr. Helmut Marko: «So ist Max Verstappen unschlagbar»

Dr. Helmut Marko
​Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Max Verstappen mit Saisonsieg No. 4, auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Fr.. 26.04., 05:05, Motorvision TV
    Tuning - Tiefer geht's nicht!
  • Fr.. 26.04., 05:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 26.04., 09:00, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Fr.. 26.04., 10:15, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 26.04., 11:45, Motorvision TV
    Bike World
  • Fr.. 26.04., 12:40, Motorvision TV
    Tuning - Tiefer geht's nicht!
  • Fr.. 26.04., 14:05, Motorvision TV
    G-Series Andorra
  • Fr.. 26.04., 14:55, SPORT1+
    Motorsport: FIA-Langstrecken-WM
  • Fr.. 26.04., 15:05, Motorvision TV
    Extreme E: Electric Odyssey
  • Fr.. 26.04., 16:20, Motorvision TV
    Top Speed Classic
» zum TV-Programm
6