Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Nobelmarke MV Agusta bleibt in der Supersport-WM

Von Ivo Schützbach
Ende September 2020 erhielt Supersport-Teamchef Andrea Quadranti von MV Agusta die Kündigung, er sollte nicht mehr länger das Werksteam Reparto Corse stellen. Der Tessiner macht trotzdem weiter.

Seit 2016 ist MV Agusta nur noch dank des Schweizers Andrea Quadranti im SBK-Fahrerlager. Damals war die Edelmarke aus Varese mal wieder in finanzieller Schräglage und wollte sein Werksteam in der Superbike- und Supersport-WM zusperren.

Als Retter in der Not wurde Giovanni Cuzari präsentiert, der sich mit seinem in der MotoGP-WM gescheiterten Team Forward Racing um MV Agusta kümmern sollte. Doch Cuzari baute nur Luftschlösser.

Von Anfang an gab es erbitterte Rivalität zwischen Cuzari und Quadranti, die mit ihren Teams beide unter «MV Agusta Reparto Corse» firmieren. Der eine im MotoGP-, der andere im SBK-Paddock.

Mitte September eskalierte die Situation und MV Agusta kündigte den Vertrag mit Quadranti zum Saisonende, eigentlich wäre er bis Ende 2021 gelaufen. Es wurden fadenscheinige Gründe genannt, unter anderen, dass MV Agusta Reparto Corse für die Rennen zu Saisonbeginn in Australien disqualifiziert wurde. Insider vermuteten ein Komplott von Cuzari gegen Quadranti.

Cuzaris Plan war, mit der MV Agusta F3 800 in die Supersport-WM einzusteigen – doch die Hubraumerhöhung kommt erst für 2022. Womit Quadranti wieder im Spiel ist, der die komplette Infrastruktur für ein WM-Team besitzt, dazu diverse F3 675 mit den nötigen Motoren, Ersatz- und Sturzteilen.

Ob der Schweizer sein Team nächstes Jahr MV Agusta Reparto Corse nennen darf, ist bislang nicht durchgesickert. Da er als Einziger Motorräder von MV einsetzt, ist das aber ohnehin nebensächlich, in der Außenwahrnehmung ist er so oder so das Aushängeschild.

In die Saison 2020 startete MV Agusta mit drei Piloten: Ex-Weltmeister Randy Krummenacher schmiss es nach dem Auftakt in Australien hin, der Zürcher Oberländer beschuldige das Team, mit nicht regelkonformen Motorrädern zu fahren. Für 2021 steht Krummi kurz vor einer Vertragsunterzeichnung bei Triumph. Er wird eine Saison in der Britischen Supersport-Meisterschaft einlegen, bevor die Traditionsmarke 2022 mit einem Werksteam in die Weltmeisterschaft einsteigt. Raffaele De Rosa hat sich zum Kawasaki-Team Orelac verabschiedet und Federico Fuligni wird voraussichtlich zum neuen Yamaha-Team von Davide Giugliano wechseln.

MV Agusta braucht neue Fahrer, mit Niki Tuuli wurde der erste für 2021 bestätigt. Seit 2015 trat der Finne in 21 Supersport-WM-Läufen an und eroberte fünf Podestplätze, darunter der Sieg in Magny-Cours 2017. In jenem Jahr bestritt er für Kallio Yamaha seine einzige volle WM-Saison und wurde Gesamt-7. Die vergangenen beiden Saisons fuhr der 25-Jährige für Aki Ajo in der MotoE und belegte die Gesamtränge 15 und 6.

«Es macht mich stolz, dass ich das erste Mal in meinem Leben für MV Agusta fahren werde», kommentierte Tuuli seine Rückkehr in die Supersport-WM. «Das Team verfügt über viel Erfahrung in diesem Fahrerlager und fährt mit dem Motorrad seit vielen Jahren auf Toplevel. Ich bin mir sicher, dass wir zusammen exzellente Ergebnisse erobern werden.»

Teamchef Quadranti hat bestätigt, dass MV Agusta 2021 mit mehreren Motorrädern dabei sein wird. Ob das zwei, drei oder vier sein werden, will er bis Anfang Januar festlegen.

Teams & Fahrer Supersport-WM 2021:

Puccetti Kawasaki: Phillip Öttl (D), Can Öncü (TR)
Orelac Kawasaki: Raffaele De Rosa (I), Leonardo Taccini (I)
WRP Wepol Yamaha: Danny Webb (GB)
GMT94 Yamaha: Jules Cluzel (F), Federico Caricasulo (I)
Toth Yamaha: Peter Sebestyen (H), Richard Bodis (H)
Kallio Yamaha: Soomer?
Evan Bros Yamaha: Steven Odendaal (ZA)
ParkinGO Yamaha: Manuel Gonzalez (E)
EAB Yamaha: Soomer? Gradinger?
MS Yamaha: Nuno? Szkopek?
Ten Kate Yamaha: Dominique Aegerter (CH), Galang Hendra Pratama (IND)
RGR Yamaha: Filippo Fuligni (I)
Altogoo Yamaha: Kevin Manfredi (I)
CM Yamaha: Luca Bernardi (I)
MV Agusta: Niki Tuuli (FIN)

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