Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Domi Aegerter: «Nicht klar, wie gefährlich das ist»

Von Ivo Schützbach
«Ich schaute in den Spiegel und sagte mir, dass sich die tägliche harte Arbeit jetzt auszahlen wird», schilderte Dominique Aegerter einen entscheidenden Moment, bevor er Supersport-Weltmeister wurde.

52 Punkte hatte Dominique Aegerter vor dem zweiten Rennen in San Juan Vorsprung auf Steven Odendaal. Damit war klar: Kommt er vor dem Südafrikaner aus dem Team Bardahl Evan Bros Yamaha ins Ziel, dann ist er unabhängig von der Platzierung bereits vor dem Saisonabschluss in Indonesien Weltmeister. Und das, obwohl er auf die beiden Rennen in Barcelona wegen seines MotoE-Vertrags verzichten musste.

Als Odendaal in der ersten Kurve vom WM-Dritten Manuel Gonzalez (ParkinGO Yamaha) ins Aus befördert wurde, war die Weltmeisterschaft quasi entschieden. Doch weil der 28-Jährige weiterfahren und Aegerter noch hätte ausfallen oder stürzen können, mussten das Team Ten Kate Yamaha und die Fans von Domi noch einige ewig erscheinende Runden ausharren. Als Odendaal fünf Runden vor Schluss erneut crashte, war Aegerter der Titel nicht mehr zu nehmen.

«Sicher war ich vor dem Rennen ein bisschen aufgeregt», erzählte Aegerter im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich war aber auch sehr konzentriert und habe alles gegeben. Als mir das Team anzeigte, dass Platz 4 okay wäre, dachte ich mir, dass ich mich damit nicht zufrieden gebe – ich wollte auf dem Podium sein. Letztlich war das Rennen aber Nebensache, denn jetzt bin ich Weltmeister.»

Erstaunlich: Der 31-jährige Aegerter gewann seinen ersten Titel auf der Rundstrecke, seinen einzigen anderen holte er 1999 im Motocross, als er Schweizer Meister in der Klasse bis 65 ccm wurde.

«Ich kann nur allen danken, die mir in den letzten Jahren den Rücken freigehalten haben», ergänzte Domi. «Die letzten zwei Jahre hatte ich wieder Freude am Motorradfahren und Vertrauen zu den Teams. Ich konnte trainieren und mein Talent zeigen. Am Sonntagmorgen schaute ich im Hotel in den Spiegel und sagte mir, dass sich die tägliche harte Arbeit jetzt auszahlen wird. Klar lebe ich meinen Traum, aber mein Hobby ist mein Beruf. Wenn ich schlecht fahre, habe ich kein Geld. Und ich habe den Druck, den ein normaler Arbeitnehmer, der um 17 Uhr nach Hause geht, nicht hat. Der kann einfach abschalten. Und Rennfahrer haben eine kurze Zeit, in der sie Geld verdienen, wenn sie gut fahren. Und wir haben ein Risiko, es kann Schlimmes passieren. Vielen ist nicht klar, wie gefährlich dieser Beruf ist.»

2005 wurde Tom Lüthi 125er-Weltmeister, 2019 Randy Krummenacher Supersport-Champion. Und jetzt Domi Aegerter. Für die kleine Schweiz ist es erstaunlich, dass sie immer wieder so großartige Rennfahrer hervorbringt.

«Das ist abartig», grinste Aegerter. «Wir haben keine Rennstrecke und nur drei oder vier Monate, in denen du draußen ein bisschen Motorradfahren kannst auf der Straße oder Motocross. Und wir haben keine große Nachwuchsförderung wie in Italien oder Spanien, wo Tausenden Kids das Motorradfahren ermöglicht wird. Wir haben aber das Glück, dass wir gute Sponsoren haben. Dass wir es geschafft haben, Weltmeister zu werden, ist etwas ganz Besonderes.»

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