KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Team Ten Kate: Mit Aegerter wiedergeboren als Nr. 1

Von Ivo Schützbach
Teammanager Kervin Bos (li.) mit Domi Aegerter

Teammanager Kervin Bos (li.) mit Domi Aegerter

Seit 2018 ist Kervin Bos Teammanager bei Ten Kate Racing, im Vorjahr gewann der Niederländer zusammen mit Yamaha und Dominique Aegerter in der Supersport-Klasse seinen ersten WM-Titel.

Ten Kate Racing ist eine Macht in der Supersport-WM, kein anderes Team ist so erfolgreich wie die Niederländer. Mit Fabien Foret wurde 2002 der erste WM-Titel gefeiert, es folgten weitere mit Chris Vermeulen, Karl Muggeridge, Sebastien Charpentier (2x), Andrew Pitt, Kenan Sofuoglu (2x) und 2014 Michael van der Mark.

Die ersten neun Titel wurden mit Partner Honda erobert, 2021 gelang das Kunststück mit Yamaha und Fahrer Dominique Aegerter.

Seit 2018 ist Ex-Rennfahrer Kervin Bos Teammanager bei Ten Kate Racing, der am 11. März 35-Jährige hat damals die Aufgaben von Ronald ten Kate übernommen, der seither nur noch sporadisch an der Rennstrecke auftaucht.

Als Aegerter Mitte Oktober in Argentinien vorzeitig Weltmeister wurde, fiel auch Bos eine Tonnenlast von den Schultern. Denn es sind große Fußstapfen, die ihm ten Kate hinterlassen hat.

«Jahrelang musste ich mir in der Firma den Witz anhören, dass mich Ronald Junior-Teammanager nannte», schmunzelte Bos im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er sagte immer, dass ich erst etwas gewinnen muss, bevor er mich Teammanager nennt. Letztes Jahr haben wir das mit Dominique geschafft, jetzt habe ich endlich auch einen Titel.»

Das Team Ten Kate Yamaha verpflichtete Aegerter vor der Saison 2021, obwohl es wusste, dass bei Terminüberschneidungen sein Engagement im MotoE-Weltcup Vorrang haben würde. Tatsächlich verpasste der Schweizer die beiden Supersport-Rennen in Barcelona, weil er zeitgleich in Misano mit dem Elektrobike fahren musste. Dass Domi die Weltmeisterschaft trotzdem mit 94 Punkten Vorsprung auf Steven Odendaal gewann, macht seine Leistung umso eindrucksvoller.

Und unterstreicht das grenzenlose Vertrauen, das Bos und ten Kate in den 31-Jährigen setzten. «Wir hatten damals eine lange Liste von Fahrern, mit denen wir redeten», erinnerte sich der Teammanager. «Nach der ersten Konversation mit Dominique waren sich Ronald und Gerrit ten Kate sowie ich einig, dass er es sein muss. Er hat das gewisse Glitzern in den Augen und ist absolut auf dem Boden geblieben. Das passt sehr gut zu Ten Kate Racing. Wir haben schon mit vielen Charakteren gearbeitet und wissen auch genau, was nicht zu uns passt. Niemand hatte riesige Erwartungen an Dominique, für uns hingegen war von Anfang an klar, dass er große Außenseiterchancen haben würde. Wir wollten denjenigen Fahrer unterschreiben lassen, mit dem wir das beste Gefühl haben – auch wenn er bei einem Event fehlt. Barcelona hat uns möglicherweise 50 Punkte gekostet, wir haben nicht gedacht, dass wir trotzdem mit so großem Vorsprung gewinnen.»

Sieben Jahre musste das Ten-Kate-Team seit 2014 auf einen erneuten Titelgewinn warten. «Deshalb bedeutet uns das auch sehr viel», unterstrich Bos. «Viele Leute von damals sind heute noch dabei. Der Motorentuner ist der gleiche, mit dem wir den ersten Titel gewonnen haben. Als Firma wussten wir, dass wir nach wie vor die Qualitäten für den Titelgewinn haben. Das mussten wir nach dem Herstellerwechsel und einigen schwierigen Jahren aber auch der Außenwelt beweisen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir gegen Teams kämpfen, die mehrere Jahre Erfahrung mit dem Motorrad haben, wir hingegen waren neu.»

Die Weltmeisterschaft 2022 beginnt am Wochenende 8.–10. April im MotorLand Aragon. Ten Kate Yamaha hat neben Aegerter den Italiener Leonardo Taccini unter Vertrag.


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