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So komplex ist die Balance-Regel der neuen SSP-WM

Von Kay Hettich
Nicolo Bulega (Ducati) und Stefano Manzi (Ducati) fuhren bereits auf das Podium

Nicolo Bulega (Ducati) und Stefano Manzi (Ducati) fuhren bereits auf das Podium

Mit einem neuen Supersport-Reglement öffnete die FIM die Weltmeisterschaft einer neuen Kategorie von Motorrädern. Dass das die Zukunft sein wird, untermauert die Bezeichnung ‹next generation›.

Sechs von zwölf Meetings der Supersport-WM 2022 sind absolviert, alle Siege gingen bisher an Yamaha-Piloten. Doch die neuen Bikes der ‹next generation› nähern sich der Spitze immer mehr an. Beim Meeting in Most standen im zweiten Rennen erstmals in diesem Jahr zwei Fahrer mit einem Next-Generation-Bike auf dem Podium, auf Ducati und Triumph. In den Top-5 sahen wir sogar alle fünf Hersteller Yamaha, Ducati, Triumph, Kawasaki und MV Agusta.

Mit der Entwicklung sehr zufrieden ist Scott Smart, als Technischer Direktor bei der FIM für die seriennahe Weltmeisterschaft zuständig.

«Was man auf der Strecke sieht, ist das Ergebnis von ein paar Jahren harter Arbeit und vieler schlafloser Nächte. Wir haben immer noch schlaflose Nächte, aber wir sind sehr zufrieden mit der Leistung, dem Niveau und der Balance der Motorräder», sagte der Engländer. «Natürlich nehmen wir uns sehr viel Zeit, um die Daten von jedem Wochenende zu analysieren. Wir haben ein, wie wir es nennen, Johnny-Problem.»

Smart spielt damit auf die Dominanz von Supersport-Weltmeister und WM-Leader Dominique Aegerter an, der in diesem Jahr auf der Strecke nur beim Saisonauftakt in Aragón besiegt wurde. In Most holte der Ten-Kate-Yamaha-Pilot aus anderen Gründen keine Punkte.

«Dominique hat jetzt Erfahrung mit den Strecken, fährt phänomenal gut und gewinnt Rennen, allerdings müssen wir die Leistung der Motorräder und die durchschnittliche Leistung aller Yamahas ansehen. Wenn man das berücksichtigt, denke ich, dass wir wirklich gut aufgestellt sind. Natürlich ist auch Bulega auf der Ducati gut unterwegs, aber es ist ein brandneues Motorrad und sie haben ein paar Rennen gebraucht, um das Chassis und alles andere so hinzubekommen, wie es sein muss. Außerdem kannte er noch nicht alle Strecken. Das war also ein zweischneidiges Schwert für Ducati.»

Der erste Teil der Balancierung der unterschiedlichen Konzepte begann im Winter, als die neuen Motorräder noch nicht auf der Rennstrecke waren.

«Wir haben im Laufe der Saison bereits einige kleine Anpassungen vorgenommen. Begonnen haben wir damit, die reine Leistung der Motoren auszubalancieren, sodass sie bei einem Drag-Race alle völlig gleich wären. Uns war jedoch klar, dass es beim Chassis Einschränkungen geben würde. Deshalb müssen wir jetzt ein wenig an der Leistung der Motoren arbeiten, um den Einschränkungen des offeneren Reglements entgegenzuwirken. Bei den 600er-Maschinen handelt es sich um sportlich ausgelegte Maschinen. Im offeneren Reglement sind auch weniger sportliche Motorräder erlaubt, die nicht unbedingt für den Einsatz auf der Rennstrecke entwickelt wurden. Daher müssen wir etwas flexibler sein, was die Art und Weise angeht, wie wir mit dem Reglement vorgehen.»

Smart weiter: «Grundsätzlich haben wir die Möglichkeit, bei den Bikes der nächsten Generation verschiedene Komponenten zu verändern. Grundsätzlich vermeiden wir einen Eingriff am Chassis, damit die Teams das Beste aus dem herausholen können. Falls erforderlich, dürfen sie Bauteile im Motor aktualisieren. Das Gute daran ist, dass alle Modelle zu viel Leistung hatten, also haben wir die Leistung beschnitten. Wir haben die Beschleunigung und den Bereich, in dem ein Motorrad die höchste Geschwindigkeit erreicht, ein wenig verändert. Hauptsächlich regeln wir das über die Öffnung der Drosselklappen. Wir können diese aber nicht nur in Abhängigkeit der Motordrehzahl begrenzen, sondern unter Berücksichtigung der Geschwindigkeit und dem eingelegten Gang. Wir achten dabei auch nicht nur auf die Schlagkraft des Chassis, sondern auch der Aerodynamik, die bei den Motorrädern sehr unterschiedlich ist.»

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