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Rennen in Diepholz ohne große Namen? Unmöglich!

Kolumne von Uwe Mahla
​Für 1978 geschah das scheinbar Unmögliche: keine deutsche Rennsport-Meisterschaft in Diepholz. Da krempelten Männer die Ärmel hoch, deren Lebensmotto war: Geht nicht gibt’s nicht.

Als es darum ging, sich über die Ausrichtung des Diepholzer DRM-Rennens neu zu orientieren, kam man zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Was tut ein Rennleiter in einer solchen Zwickmühle? Er will sein Publikum nicht vergraulen, aber die erwartet DRM-Show steht ihm momentan nicht zur Verfügung.

Das Flugplatzrennen auf dem Fliegerhorst in Diepholz war von Anfang an fester Bestandteil der DRM. Im Laufe der Jahre ergab sich dann einmal eine Situation, wo sich der AMC Diepholz als Veranstalter und die Meisterschaftskommission der obersten nationalen Motorsportbehörde (ONS, heute DMSB) über wesentliche Bedingungen – es dürfte hauptsächlich um Geld gegangen sein – nicht einigen konnten.

Bei der Saisonplanung für 1978 stand «wenn ihr uns keine Zugeständnisse einräumt» gegen «wenn ihr unsere Bedingungen nicht akzeptiert» mit der Folgerung: «Dann gibt es in diesem Jahr kein DRM-Rennen in Diepholz.»

Lang und heftig wurde verhandelt und am Schluss stand das Ergebnis – 1978 keine Rennsport-Meisterschaft in Diepholz!

Peter Rumpfkeil, seines Zeichens Fahrlehrer aus Diepholz und treibende Kraft der Unternehmung Flugplatzrennen, dachte aber nicht im Traum daran, sein beim Publikum hoch beliebtes Rennen ausfallen zu lassen. Er war es gewohnt, seinen zehntausenden Zuschauern Jahr für Jahr ein tolles Rennen zu liefern und sah sich diesem Anspruch verpflichtet.

Der findige Rennleiter schaute sich in der internationalen Rennszene um und stieß dabei auf die in Schweden sehr populäre Camaro-Super-Star-Serie.

Dort fuhren zwanzig bis zu 420 PS starke, nach einem eigenen Reglement vorbereitete amerikanische Donnerbolzen, denen bei genauerem Hingucken anzusehen war, dass in Skandinavien harter Rennsport betrieben wurde.

Das wäre genau das Richtige, dachte Rumpfkeil, ich müsste die ganze Truppe, so wie sie war, zu unserem Rennen einladen. Die Camaro-Organisatoren zeigten sich spontan begeistert von der Idee und sagten zu.

Noch begeisterter waren sie, als Rumpfkeil mit seiner zweiten Idee aus der Tiefe des Raums kam. Und dazu muss man wissen, dass er einen guten Draht zu einem Mann hatte, der schon lange die Strippen hinter der Kulisse des deutschen Motorsports zog – Hugo Emde, der Prokurist des Stoßdämpfer-Herstellers Bilstein.

Dem trug Rumpfkeil seine Idee vor, sechs Vollprofis für die Camaro-Fahrten zu verpflichten. Sowohl die aktuellen deutschen Formel-1-Fahrer Hans Stuck, Rolf Stommelen und Jochen Mass, als auch die Tourenwagen-Haudegen Hans Heyer, Harald Grohs und Toine Hezemans hatten freie Termine.

Es brauchte nicht lange, bis Emde diese sechs überredet hatte, denn jeder hatte dem Stoßdämpfer-Mann das eine oder andere für seine Karriere zu verdanken.

Insofern, erinnert sich Stuck, war auch die Frage des Honorars kein wichtiges Thema: «Das walte Hugo.»

Damit der Veranstalter trotz fehlenden Meisterschaftsstatus einigermaßen auf seine Kosten kam, gab auch Jägermeister noch ein gut eingeschenktes Schnäpschen aus. Für den schnellen holländischen PS-Söldner Toine Hezemans ließ der Likör-Hersteller einen der massigen Straßenkreuzer eigens in Firmenfarben umlackieren.

Als bei beiden Rennläufen der Start mit Donnerhall über die Piste rollte, setzten sich die Stars auf den ungewohnten Schwergewichten sofort in Szene.

Während im Feld der 1500 Kilo-Kolosse um jeden Platz gerungen wurde, als ginge es um die Weltmeisterschaft, konnte einzig der in der Heimat dominierende Ulf Granberg das Tempo der Profis an der Spitze mitgehen.

Am Ende des ersten Laufes siegte Stuck vor Heyer, im zweiten Durchgang Granberg. Im Gesamtklassement hieß es schließlich Stuck, Heyer, Mass.

Aber was viel wichtiger war – alle hatten Spaß wie die Affen.

Besonderer Beliebtheit beim Publikum erfreute sich der furchtlose Harald Grohs. Wie ein Irrwisch fegte er derartig ungestüm durchs Feld, dass er wegen mehrerer Rempeleien mit einigen der auch nicht gerade zimperlichen Wikinger nach dem Rennen fast Reißaus nehmen musste. Es blieb bei der Androhung von Prügeln.

RumpfkeiI jedenfalls hatte seinen Fans die Treue gehalten, die wiederum dankten es ihm, indem sie zum Fliegerhorst pilgerten wie immer.

In den Folgejahren hatte Diepholz seinen Meisterschaftsstatus wie selbstverständlich wieder – bis zum nächsten Eklat acht Jahre später.

Für 1986 wurde Diepholz der DTM-Meisterschaftsstatus und Rumpfkeil obendrein auch noch die Rennleiter-Lizenz entzogen.

Rumpfkeil hatte im Jahr zuvor die DTM-Autos mit offenem Rohr starten lassen, obwohl die Sportbehörde ein strenges Lärm-Limit verfügt hatte. «Das kann ich meinen Zuschauern nicht zumuten», polterte der umtriebige Rennleiter damals, «die Leute kommen doch auch wegen des Sounds der Motoren. Flüsterautos können wir hier nicht brauchen.»

Sprach’s und ließ das DTM-Feld laut röhrend auf die Piste.


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