24h Ring: Geniales Wochenende
Verdienter Lohn nach 24 Stunden harter Arbeit
Die Atmosphäre an der Nordschleife ist immer was Besonderes. Bei gutem Wetter sowieso! Ob es wirklich ein neuer Zuschauerrekord war, sei dahingestellt. Manche Plätze sahen voll wie nie aus, an anderen hatte der Betrachter schon das Gefühl, es sind grössere Lücken vorhanden. Aber es war dennoch gigantisch. Auch aus sportlicher Sicht!
Die Leistungsdichte an der Spitze war eng wie nie, im Jahre 2009 immerhin 170 Fahrzeuge an den Start zu bringen, ist in jedem Fall eine Leistung. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt, darüber sind sich aber auch die Veranstalter bewusst, wie Peter Geishecker bereits bei der Fahrerbesprechung verkündete.
Geblufft wurde im Training eigentlich kaum. Das wäre auch aufgefallen, dank Data-Logger. Man kann eher sagen, die Spitzenteams legten keinen übertriebenen Wert auf die Pole. Bei Manthey fuhr Lieb eine flotte Runde und stellte das Auto dann ab. Ebenso die Audi, wo nur Lucas Luhr die Bestzeit seines Autos erst gegen Ende des Trainings erzielte.
Wenn Manthey und auch die schnellsten Audi im Rennen teilweise genauso schnell wie in Quali waren, dann zeigt es zumindest, dass es noch schneller gehen würde, wenn sie denn wollten. Umso schöner dann die Pole des Ford GT von Dirk Adorf, der dann auch für die unterhaltsamste erste Stunde in der Geschichte des 24h-Rennens sorgte.
Der Wegfall der kleinen Klassen ist nach wie vor umstritten. Während manche Fahrer meinten, der Verkehr wäre wesentlich besser gewesen als in der Vergangenheit, bezeichnete Lucas Luhr den Slalom um die Nachzügler unverändert als den «ganz normalen Wahnsinn».
Denn es gab noch immer Autos, die nicht unbedingt in das Feld gehören. Oder besser Fahrer. Denn mancher Fiesta-Reiter prügelte seinen Kleinwagen in den vergangenen Jahren wesentlich schneller und für alle Beteiligten sicherer um den Ring, als verschiedene Damen und Herren ihre noch zugelassenen Autos am vergangenen Wochenende. Zum Glück handelt es sich dabei aber nur um einen ganz kleinen Anteil.
Genauso ist es nicht sinnvoll, dass die Porsche für ihren vergleichsweise geringen Verbrauch am längsten an der Tankstelle festgehalten werden. Sparsamkeit zu bestrafen, ist sicher nicht zeitgemäss. Hier gibt es bestimmt noch bessere Möglichkeiten, ein Gleichgewicht zwischen den Herstellern zu erreichen.
Schwierige Aufgaben für den ADAC Nordrhein und ich muss zugegeben, auch nicht die Ideallösung im Hinterkopf zu haben. Aber mit dem diesjährigen Reglement wurde die richtige Richtung eingeschlagen, das ist schon einmal sehr viel wert!
Apropos Hersteller: Wenn man deren Pressemitteilungen liest, kommen die Fahrer wieder einmal extrem zu kurz. R8 besteht Härtetest, Porsche gewinnt am Nürburgring, so lauten die selbst verfassten Schlagzeilen. Vom Stellenwert in den Texten sind die Piloten reine Erfüllungsgehilfen, lediglich Olaf Manthey erwähnt sie in seinem Statement überhaupt.
Doch was ein Grossteil der Kutscher am Wochenende leistete, kommt überhaupt nicht rüber. Auf dieser Strecke bei bis zu sechs Stints am Limit zu fahren und dabei fehlerfrei zu bleiben, ist eine Leistung, die eben nur Ausnahmekönner so schaffen. Und sowohl Porsche als auch Audi haben solche Ausnahmekönner in ihren Kadern. Schade, dass deren Leistungen kaum Berücksichtigung in den Meldungen der eigenen PR-Abteilungen finden, verdient hätten sie es.
Fahrerische Spitzenleistung, dies gilt im Übrigen auch für den Porsche von Uwe Alzen. Dort zeigte der Chef selbst, Christopher Mies, Lance David Arnold und Sascha Bert, was mit einem normalen Cup-Auto noch machbar ist. Wenn eben die richtigen Reiter auf dem entsprechenden Ross sitzen.
Wie gesagt, es war ein geiles Rennen. Mit dem richtigen Feintuning der Veranstalter und gelöster Hausaufgaben vieler Hersteller bzw. Tuner kann es 2010 sogar noch um einiges besser werden. Die Chancen stehen gut! Jedenfalls wesentlich besser, als manch einer im Winter prophezeit hat.