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Monte Carlo 1987: Kankkunen darf nicht siegen

Von Toni Hoffmann
Juha Kankkunen schenkte in einer Trotzreaktion seinem Lancia-Teamkollegen Massimo Biasion bei der 55. Rallye Monte Carlo auf Geheiß von oben dessen ersten Sieg beim Saisonauftakt.

Früher hieß es, die Rallye Monte Carlo wird auf dem «Col de Turini» entschieden. Dieser Pass ist in all den Jahren zu einem Kult, zu einer Legende geworden. Auf dem 1607 Meter hohen Pass in den Seealpen oberhalb von Monaco zwischen Frankreich und Italien lieferten sich nicht nur die Piloten einen Kampf, wenn auch um Sekunden. Diese Pilgerstätte der Zuschauer, die schon am Vortag hermetisch für alle Fahrzeuge abgeriegelt und nur per Pedes zu erreichen war, war oft der Schauplatz von Kämpfen zwischen Franzosen und Italienern mit Haßgesängen. Diese lieferten sich dort stundenlange Schneeballschlachten, sofern es dabei bliebe.

Zum Teil stimmte die Aussage, dass der Pilot, der am «Turini» der schnellste war, auch der spätere Sieger war. 1987 aber wurde die Siegvergabe stark von außen diktiert.

Cesare Fiorio, der damalige Teamchef bei Lancia, wollte den Kampf um den Sieg seiner Schützlinge Juha Kankkunen und Massimo «Miki» Biasion im Delta HF 4WD entschärfen und so den Prestige trächtigen «Monte»-Sieg für Lancia retten, wenn auch mit dem Hintergedanken, dass ein Italiener der Sieger sein soll. Der letzte italienischer Sieger war 1977 Sandro Munari im Lancia Stratos. Fiorio gab vor der letzten Etappe den Befehl heraus, wer am «Col de Turini» die Bestzeit fährt, darf siegen.

Juha Kankkunen startete als Spitzenreiter mit einem Vorsprung von 1:06 Minuten auf seinen Teampartner Biasion in die 23. Prüfung, das war der «Turini». Er fuhr am 22. Januar 1987 gegen Mittag auf der 22,53 km langen Entscheidung wirklich am Limit, er wollte diese Rallye gewinnen. Doch Biasion war noch schneller als er, 17 Sekunden nahm er mit seiner Bestzeit dem zweitschnellsten Kankkunen ab. Die Führung des Finnen auf den Italiener schrumpfte auf 49 Sekunden.

Während Walter Röhrl bei seinen letzten Rallye Monte Carlo, die er mit vier verschiedenen Automobilherstellern viermal gewonnen hatte, im wuchtigen Audi 200 Quattro 200 auf den restlichen drei Prüfungen die Bestzeit holte, letztlich aber Dritter blieb, spitzte sich das Duell Kankkunen vs. Biasion zu. Kankkunen wusste zwar, dass er nach dem Fiorio-Geheiß wegen der «Turini»-Zeit von Biasion nicht gewinnen durfte, hoffte aber insgeheim auf ein Missgeschick seines Stallgefährten.

Mit einem Vorsprung von 1:05 Minuten auf Biasion startete Kankkunen als Leader in die 23,63 km lange letzte Entscheidung. Er dachte gar nicht daran, dort vom Gaspedal zu gehen. 500 Meter vor dem Ende dieser Prüfung aber fuhr Kankkunen rechts an den Straßenrand und wartete, er wartete auf Biasion, den er dort passieren ließ. Wegen dieser Trotzreaktion verlor er nicht nur 2:21 Minuten auf die Bestzeit von Röhrl und 2.04 Minuten auf Biasion, sondern er schenkte damit auch, quasi wie befohlen, auf seine Art Biasion den Sieg.

Der Teamchef Cesare Fiorio soll wegen dieser Kankkunen-Aktion und der damit verbundenen Bloßstellung von Lancia wie eine Furie getobt haben. Biasion hatte nämlich nicht aus eigenen Kraft diese Rallye gewonnen, sondern weil Kankkunen am Ende der letzten Prüfung demonstrativ und im Fernsehen sichtbar stehen geblieben war.

Um dieser Demonstration noch die Krone aufzusetzen, blieb Kankkunen der obligatorischen Sieger-Pressekonferenz fern und wurde mit «gesundheitlichen» Problemen von Fiorio entschuldigt, was aber kaum einer glaubte. Kankkunen war wütend, schließlich zählt ein Sieg bei der Rallye Monte Carlo zu den größten Erfolgen.

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