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Italien: Mikkelsen gewinnt im Škoda WRC2-Wertung

Von Toni Hoffmann
WRC2-Sieger Andreas Mikkelsen

WRC2-Sieger Andreas Mikkelsen

In einem Last-Minute-Showdown schnappen sich der frühere WRC2-Champion Andreas Mikkelsen und Beifahrer Torstein Eriksen (N) im Škoda Fabia RS Rally2 ihren ersten Saisonsieg in der WRC2-Kategorie.

Das polnische Duo Kajetan Kajetanowicz/Maciej Szczepaniak gewinnt die WRC2 Challenger-Wertung im Škoda Fabia RS Rally2 des ORLEN Rally Teams vor zwei weiteren Škoda Crews. Die Österreicher Johannes Keferböck/Ilka Minor holen im Škoda Fabia Rally2 evo des Teams Baumschlager Rallye&Racing ihren ersten Sieg im WRC Masters Cup.

Andreas Mikkelsen und Beifahrer Torstein Eriksen haben bei der Rallye Italien-Sardinien ihren ersten Saisonsieg in der WRC2-Kategorie erobert. Beim sechsten Saisonlauf der FIA Rallye-Weltmeisterschaft übernahmen die beiden Norweger im Škoda Fabia RS Rally2 von Toksport WRT erst auf der letzten Wertungsprüfung (WP) die Spitze. Obwohl Mikkelsens Teamkollege Oliver Solberg (SWE) bei dem Schotterevent auf der Mittelmeerinsel punktelos blieb, liegt er weiterhin auf Rang zwei des WRC2-Gesamtklassements.

Abgerechnet wird am Schluss! Diese alte Weisheit bewahrheitete sich bei der Rallye Italien-Sardinien, dem sechsten Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft, einmal mehr. Andreas Mikkelsen/Torstein Eriksen (Škoda Fabia RS Rally2) gingen als Zweitplatzierte mit einem Rückstand von 31 Sekunden auf Adrien Fourmaux/Alexandre Coria in die abschließende Powerstage. Rund acht Kilometer vor dem Ende dieser letzten Wertungsprüfung hätte niemand mehr gegen den WRC2-Sieg der französischen Paarung gewettet. Doch dann rutschten sie mehr oder weniger in Blickweite des Ziels von der Strecke. Mikkelsen und Eriksen konnten die Live-Fernsehbildern dieser Szene zunächst nicht fassen, feierten aber umso euphorischer ihren ersten WRC2-Erfolg der laufenden Saison bei ihrem erst zwei

Eine ungewöhnlich verregnete Rallye Italien-Sardinien stellte die Teilnehmer vor unerwartete Herausforderungen. Normalerweise eine der heißesten und staubigsten Veranstaltungen der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft, konfrontierte die Veranstaltung die Crews diesmal auch mit schlammigen Prüfungen und tiefen Wasserdurchfahrten. Angesichts der ständig wechselnden Straßenverhältnisse wählten die WRC2-Toppiloten unterschiedliche Reifenstrategien, wobei sie zwischen einer begrenzten Anzahl weicher und harter Gummimischungen von Pirelli wählen durften.

«Eine sehr schwierige Rallye», brachte es Andreas Mikkelsen auf den Punkt. Der Norweger am Steuer des Škoda Fabia RS Rally2 wurde am Freitag durch einen Reifenschaden gebremst und schloss den ersten Tag der Rallye auf Zwischenrang vier ab. «Heute ging es vor allem darum, sich aus allen Schwierigkeiten herauszuhalten und in Schlagdistanz zur Spitze zu bleiben», betonte der WRC2-Champion von 2021. Nach der zweiten Etappe hatten sich Andreas Mikkelsen und Beifahrer Torstein Eriksen auf Rang zwei vorgearbeitet und jagten nun die in der Kategorie führenden Franzosen Adrien Fourmaux/Alexandre Coria, allerdings erfolglos. Am Samstagabend trennten 25,7 Sekunden die französische und die norwegische Paarung. «Das ist zu viel für die kurze Etappe am Sonntag», machte sich Mikkelsen keine Illusionen.

Da das Führungsduo einen Vorsprung von mehr als zwei Minuten auf die drittplatzierte WRC2-Crew besaß, gingen beide auf den ersten drei Wertungsprüfungen der Schlussetappe keinerlei Risiken ein. Beim Start zur abschließenden Power Stage hatte sich der Abstand zwischen den beiden Topautos auf 31,0 Sekunden eingependelt. Das war’s, so die allgemeine Auffassung – bis Fourmauxs Ausrutscher wenige hundert Meter vor Schluss die Situation auf den Kopf stellte und Mikkelsen in die Karten spielte. «Kein schönes Ende für Adrien. Er ist eine großartige Rallye gefahren», zeigte sich Sieger Mikkelsen sportlich fair. «Aber natürlich sind wir über diesen Sieg sehr glücklich.»

Als entscheidende Prüfung auf der ersten Etappe erwies sich die fast 50 Kilometer lange WP ‚Monte Lerno – Sa Conchedda‘, die bisher längste der laufenden Saison. Und ausgerechnet hier erwischte es Oliver Solberg in dem von Toksport WRT eingesetzten Škoda Fabia RS Rally2. Der 21-jährige Sohn des früheren FIA Rallye-Weltmeisters Petter Solberg war als Gesamtzweiter der WRC2-Tabelle nach Sardinien gereist. Nach dem ersten Durchgang von ‚Monte Lerno – Sa Conchedda‘ fanden sich Solberg und Beifahrer Elliott Edmondson nur noch auf Platz 32 wieder. Das schwedisch-britische Duo erreichte das Ziel der WP mit fast 27 Minuten Rückstand auf die Schnellsten, mit einer gebrochenen Radaufhängung. Dank ihrer genialen Reparaturen am Streckenrand schafften es Solberg/Edmondson noch zum Service und blieben zumindest in der Wertung. Nach weiteren Problemen, darunter ein Reifenschaden, liefen sie letztlich als 26. der WRC2-Kategorie ein. Obwohl sie damit bei der Rallye Italien-Sardinien punktelos blieben, liegt Solberg weiterhin auf Position zwei in der WRC2-Fahrerwertung.

Während Oliver Solberg auf der Stelle trat, brillierte Sami Pajari, sein Teamkollege bei Toksport WRT. Der ebenfalls 21 Jahre junge Finne und Beifahrerin Enni Mälkönen führten die WRC2-Wertung nach der ersten Etappe an. «Es ist ein schönes Gefühl, in Führung zu liegen, aber die Rallye ist noch lang», betonte Pajari am Freitag. Unglücklicherweise sollte er Recht behalten. Nach WP 11 hieß es ‚Game over‘ für die jungen Finnen. «Wir sind in einer kurzen Linkskurve zu weit nach außen geraten», erklärte Pajari den massiven Schaden an der hinteren rechten Radaufhängung seines Škoda Fabia RS Rally2.

Die Unterkategorie WRC2 Challenger befand sich fest in den Händen von Škoda Besatzungen. Nach der Freitagsetappe lagen Sami Pajari/Enni Mälkönen von Toksport WRT in der Wertung vorn, die nur für Fahrer ausgeschrieben ist, die noch keinen WRC2- oder WRC3-Titel gewonnen und auch noch nie für Herstellerpunkte nominiert waren. Nach den beschriebenen Schwierigkeiten der Finnen übernahmen die vom ORLEN Rally Team eingesetzten Polen Kajetan Kajetanowicz/Maciej Szczepaniak die Spitze. Sie sicherten sich den Sieg vor der ebenfalls polnischen Crew Mikołaj Marczyk/Szymon Gospodarczyk sowie den Tschechen Eric Cais/Petr Těšínský vom Team Orsák Rally Sport.

Auch den für Fahrer ab 50 Jahre ausgeschriebenen WRC Masters Cup dominierten die Fabia-Besatzungen. Das anfänglich führende deutsche Duo Armin Kremer/Timo Gottschalk, das für Baumschlager Rallye&Racing startet, fiel mit Reifen- und Aufhängungsdefekten aus. Mauro Miele/Luca Beltrame von Dream One Racing rückten auf Position eins, doch am Ende der zweiten Etappe bestimmte ein weiterer von Baumschlager Rallye&Racing eingesetzte Fabia mit den Österreichern Johannes Keferböck/Ilka Minor das Geschehen. Durch diesen Erfolg übernahm Keferböck die Gesamtführung im WRC2 Masters Cup.

WRC2-Titelverteidiger Emil Lindholm aus Finnland und der Brite Gus Greensmith, bereits zweifacher WRC2-Saisonsieger, hatten sich für die Rallye Italien-Sardinien nicht für die Fahrerwertung eingeschrieben. Das sollte sich als weise Entscheidung herausstellen, denn beide Toksport WRT-Piloten erreichten mit ihren Škoda Fabia RS Rally2 nicht das Ziel. Greensmith und sein schwedischer Beifahrer Jonas Andersson verabschiedeten sich mit einem Unfall, Lindholm und Copilotin Reeta Hämäläinen stellten ihr Auto mit Aufhängungsdefekt ab.

Als nächstes steht mit der ultraharten Safari Rallye Kenia vom 22. bis 25 Juni einer der legendärsten Läufe der FIA Rallye-Weltmeisterschaft auf dem Programm.

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