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Malcolm Wilson: Fighter für Ford und Bentley

Von Yörn Pugmeister
Wie in England aus dem drohenden Ende für die renommierte Firma M-Sport von Malcolm Wilson ein vielversprechender Neuanfang wurde. Hilfe kam aus Katar und Deutschland.

Er war fertig, der Chef von M-Sport. Völlig gebrochen stand Malcolm Wilson im Herbst 2012 vor den 215 treuen Mitarbeitern in seinem hochherrschaftlichen Fabrik-Anwesen in Cumbria, England. Musste ihnen erklären, dass er seinen Hauptsponsor Ford verloren hatte. Er, der 57-Jährige, der den Amis mit der Pflaume runde 16 Jahre lang gedient hatte. Der Autos gebaut und eingesetzt hatte, für den Focus und Fiesta die Welt gewesen waren. Der Marken-WM-Titel für Ford gesammelt hatte, Stars wie Carlos Sainz, Colin McRae und Markus Grönholm führen durfte.

«Es war der schlimmste Moment in meinem Geschäftsleben, als ich den Leuten das Ford-Aus mitteilen musste. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich ein Fighter bin und sie haben erwartet, dass ich noch irgendein Karnickel aus dem Hut ziehen würde. Aber es war keins drin.»

Das Wunder aus dem Morgenland

Da geschah ein Wunder: Qatar, das sich vom Nachbarstaat und dem neuen Citroen-Sponsor Abu Dhabi – der delikater Weise über Jahre Sponsor des Ford-M-Sport-Teams von Wilson gewesen war! – nichts vormachen lassen wollte, stieg bei Malcolm ein: Das Werk in Cumbria war gerettet, die enge Verbindung zur Technik-Seite von Ford infolge der Fiesta-Weiterentwicklung damit auch - und die 15 Arbeitsplätze in Polen dazu: Fuchs Malcolm baut dort nämlich seit drei Jahren den 1,6-Liter Fiesta für die FIA-Junior-WM. Zu Kosten, die nur ein Drittel so hoch sind wie in Großbritannien.

«Vor Jahresende 2012 hatte ich nur 15, 20 Leute verloren. Sechs gingen zu VW, zwei zu Hyundai – kein Ingenieur verließ mich. Wir beschlossen daher, das Fiesta R 5-Programm weiter zu machen. Das Auto wurde in Finnland schon eingesetzt, in Deutschland sind sieben Exemplare am Start – und ich habe nicht weniger als 30 Bestellungen im Buch. Wenn Skoda und Peugeot wie angekündigt kommen, sind wir schon gut etabliert.»

Er ist überhaupt rundum gut etabliert, der Wilson. Sein Jahresumsatz beläuft sich auf 40 Millionen Pfund – nicht schlecht für ein mittelständisches Unternehmen, wie er findet. Mit seinen weitgehend in England gefertigten Ersatz- und Tuning-Teilen versorgt er – zur großen Freude von Ford – über 800 Focus und Fiesta im Sporteinsatz weltweit.

Zweites Wunder aus Deutsch-England

Auf all’ das geriet noch ein Sahnehäubchen: Ausgerechnet VW-Tochter Bentley wandte sich an den Mann, der eigentlich nichts als Rallye- Autos im Kopf hat. Bentley wünschte diverse Continental als GT3 für die Blancpain-Serie ab 2014. Bentley kam, sah, fand verblüffende Ähnlichkeiten zwischen Rallye- und GT-Sport, verhandelte zehn Tage und unterschrieb einen finanziell erfreulichen Mehrjahresvertrag.

«Kontakte mit Bentley hatten wir schon seit Mitte 2012. Ich glaubte nicht, dass wir einen Vertrag mit einer so prestigeträchtigen Marke bekämen, und so zügig dazu. Wir begannen sofort mit dem Design des Autos, mit dem Aufbau eines Teams für Rundstrecken, von denen wir ja keine Ahnung hatten.»

Bentley lieferte einen Audi R8 als Sparringspartner. Wilsons Sohn Matthew – sonst gerade mal Testfahrer für die Fiesta R 5 nach dem Ende seiner WRC-Versuche – wurde Manager des neuen Unternehmens. Als der Continental GT 3 ans Laufen kam übernahm Guy Smith – Le-Mans-Sieger im Bentley anno 2003 zusammen mit Dino Capello und Tom Kristensen – das Testen. Gefahren wird, nicht wie erwartet, mit dem VW-Zwölfzylinder, sondern aus Gewichtsgründen mit einem V8, der sich auch im nächsten Continental GT finden wird.

Hoffnung auf Wunder für 2014

Malcolm Wilson ist Optimist – ein nüchterner dazu. Er hofft, dass er die jungen Fahrer Thierry Neuville und Mads Østberg auch für die WRC im nächsten Jahr halten kann und nicht an die als höchst finanzstark geltenden Hyundai-Koreaner verliert. Er hofft auch, dass seine Fiesta – aufgrund weitgehend eingefrorener Spezifikationen für 2014 – noch wettbewerbsfähig sind. Der Engländer hat eine unendliche Fähigkeit, überall Licht zu sehen, nur wenig Schatten. «Ich lächele, ich lächele sehr gerne, denn ich hatte bis jetzt ein fantastisches Leben.»

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