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24h Le Mans: Das ist beim Klassiker 2023 aufgefallen

Kolumne von Oliver Müller
Triumphfahrt: Der Ferrari 499P von Alessandro Pier Guidi, James Calado und Antonio Giovinazzi auf dem Weg zum Podium in Le Mans

Triumphfahrt: Der Ferrari 499P von Alessandro Pier Guidi, James Calado und Antonio Giovinazzi auf dem Weg zum Podium in Le Mans

Die 24 Stunden von Le Mans feierten den 100. Geburtstag und standesgemäß holte sich die Mythos-Marke Ferrari den Sieg. Toyota und Cadillac komplettierten das Podium. Das ist eine Rückschau auf das Event.

Die 24 Stunden von Le Mans sind eines der größten Autorennen im internationalen Motorsport. 2023 feierte der Klassiker den 100. Jahrestag und alle kamen – nicht nur sieben Hersteller in der Top-Klasse, sondern auch unglaubliche 325.000 Zuschauer. Der Autor dieser Zeilen ist bereits seit 1999 in Le Mans vor Ort, doch dieses Jahr übertrumpfte alles und war nichts für Menschen mit Platzangst. Den so bekannten Dunlop-Bogen während des Rennens zu überqueren, bedeutete ein Zeitverlust von rund 20 Minuten. Vor den Merchandising-Shops bildeten sich circa 50 bis 60 Meter lange Schlagen, um (überteuerte) Produkte erwerben zu dürfen. Ganz klar: Le Mans war 2023 mal so richtig voll und die Menschen aller Altersklassen strahlten vor Begeisterung.

Beim Veranstalter ACO war die Freude, der Stolz und die Genugtuung ebenfalls unfassbar groß. Doch dann machte Ferrari den Franzosen noch das Geschenk, den Klassiker zu gewinnen. Die weitläufig wahrscheinlich beliebteste Automarke der Welt trat erstmals seit 1973 wieder werksseitig außerhalb der Formel 1 an und konnte gleich triumphieren. Das hätte Hollywood nicht besser schreiben können – zumal der Erfolg auch verdient herausgefahren war.

Nach einer harzigen ersten Rennhälfte mit vielen Unfällen und Gelbphasen hatte sich ein Duell zwischen dem am Ende siegreichen Ferrari 499P von Alessandro Pier Guidi, James Calado und Antonio Giovinazzi sowie dem Toyota GR010 Hybrid von Sébastien Buemi, Ryo Hirakawa und Brendon Hartley heraus kristallisiert. Beide Hypercars gaben es sich auf der Strecke so richtig (sorry für den Ausdruck) dreckig und feilschten um jedes Zehntel.

Dann hatte Toyota-Pilot Hirakawa rund 1h45 vor Ende den entscheidenden Ausrutscher bei Arnage - und das Rennen war entschieden. Erstmals seit 1965 konnte Ferrari in Le Mans jubeln. Der sechste Sieg von Toyota in Folge blieb aus. Dem zehnten Triumph von Ferrari stand nichts mehr im Wege.

Grandios unterwegs war auch Cadillac: Die amerikanische Luxus-Marke war erstmals seit 2002 wieder in Le Mans unterwegs und konnte die Plätze drei und vier einfahren. Damit hatten nur Wenige gerechnet. Zudem konnte der so erfahrene LMDh-Konkurrent Porsche eindrucksvoll in den Schatten gesellt werden. Alle drei schwäbischen Werks-963 hatten ein Seuchen-Le Mans. Technische Defekte und Ausritte auf der Strecke sorgten dafür, dass nicht mehr als Platz 16 im Gesamtklassement (für Dane Cameron, Michael Christensen und Frédéric Makowiecki) hinter etlichen LMP2 möglich war. Keine Frage: Porsche reist enttäuscht aus Le Mans ab.

Auch Peugeot hatte nicht viel Zählbares auf der Habenseite. Hinter beiden Glickenhaus kam der beste 9X8 (Paul di Resta, Mikkel Jensen und Jean-Eric Vergne) auf Rang acht. Doch das Ergebnis täuscht: Peugeot präsentiere sich in Le Mans stärker als von allen Fachleuten (und womöglich auch von sich selbst) erwartet. In der Nacht lag einer der französischen Wagen für einige Zeit sogar an der Spitze. Das war nach dem schweren Saisonstart eine große Genugtuung im Löwen-Lager.

2024 wird es in Le Mans dann womöglich noch mehr zur Sache gehen. Toyota will Wiedergutmachung und auch Porsche möchte beweisen, was im (bislang recht unglücklich wirkenden) 963 steckt. Peugeot sollte den 9X8 bis dahin dann auch final aussortiert haben. Und dem nicht genug: Mit Alpine, BMW und Lamborghini werden noch drei weitere Marken in der Hypercar-Klasse hinzustoßen. Motorsport-Herz was willst du mehr?! Das einzig Negative an der ganzen Sache ist, dass es noch ein ganzes Jahr dauern wird, bis in Le Mans die Ampeln wieder auf Grün springen. Wir können es alle kaum noch abwarten.

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