Ferfried Prinz von Hohenzollern tot: Racing & Randale

Kolumne von Rainer Braun
Im Alter von 79 Jahren ist Ferfried Prinz von Hohenzollern gestorben, der durch Racing ebenso Aufmerksamkeit erzeugte wie durch Randale und Skandale.

Jüngere Jahrgänge kennen den Namen Ferfried Prinz von Hohenzollern bestenfalls aus der Klatschpresse, in der seine Frauengeschichten, Skandale und sonstigen Ausrutscher genüsslich ausgebreitet wurden. Dass der Prinz aber in jungen Jahren zu den besten Tourenwagen-Piloten hierzulande zählte, wissen heute nur noch wenige. In der Nacht zum 27. September ist der «Pfaff», wie ihn seine Rennfreunde gerne nannten, im Alter von 79 Jahren in München gestorben.

Neben Leopold Prinz «Poldi» von Bayern war der Hohenzollern-Spross der zweite Vertreter des deutschen Hochadels im Rennsport. Wie Poldi begann auch Blaublut-Kollege Ferfried Mitte der 1960er Jahre mit seinen Umtrieben in den Cockpits von Porsche 911 und BMW Alpina. Überhaupt haben die beiden Vollgas-Prinzen diverse Gemeinsamkeiten: Zum Beispiel das gleiche Geburtshaus in Umkirch bei Freiburg, eine gute Portion Fahrtalent, der ausgeprägte Hang zum Blödeln und eine ziemlich lockere Einstellung zu ihrem Sport.

Wenn so ein Spaßvogel dann auch noch mit einem Urviech wie dem Österreicher Gerold Pankl eine Fahrerpaarung im Werks-Alpina BMW 2002 bildete, konnte der Teamchef eigentlich nur noch resignieren und dem Unheil ungezügelt freien Lauf lassen. Genau das hat Alpina-Chef Bovensiepen damals auch gemacht. Und siehe da – die Spaßtruppe gewann 1971 in einem Alpina BMW 2002 doch tatsächlich die zweite Auflage der 24 Stunden am Nürburgring. «Was doch ein ziemlich klarer Beweis dafür ist», sagte mir der schnelle Adelige seinerzeit beim Sieger-Interview, «dass hochgradig blühender Blödsinn den Erfolg nicht unbedingt ausschließt.»

Als Teamkollege von Dr. Helmut Marko und Günther Huber feierte «Pfaff» mit Alpina weitere Erfolge in der Tourenwagen-EM. Am wohlsten fühlte er sich auf Flugplätzen und in Hockenheim, wo er auch den größten Teil seiner rund 50 Siege erkämpfte. Zugunsten von Studium und Beruf verabschiedete er sich 1972 für immer aus der Rennsport-Szene.

Nach der kurzen Racer-Zeit begann im Laufe der Jahre langsam, aber stetig der gesellschaftliche Absturz des Prinzen. Immer häufiger fiel sein Name im Zusammenhang mit Scheidungen (seine erste Frau Angela lief zu TV-Star Fritz Wepper über), neuen Hochzeiten, wieder Trennungen, Insolvenzen, Gerichtsprozesse, Alkoholprobleme. Alles Themen, die von der Boulevardpresse immer gerne aufgesaugt werden. Sogar bis in eine eigene TV-Reality-Serie mit der skandalumwitterten Tatjana Gsell hat er es geschafft. Drei Ehen, vier Kinder und jede Menge gesellschaftlicher Fehltritte machten «Prinz Foffi», wie ihn die Klatsch- und Boulevard-Blätter gerne respektlos nannten, mehr und mehr zum schwarzen Schaf des Hauses Hohenzollern.

In den letzten Jahren seines Lebens war es ruhig geworden um Prinz Ferfried, der aber zeitlebens den Rennsport weiter am heimischen TV-Gerät verfolgt hat. 2007 kam er sogar nochmal als Fahrer zurück zu den 24 Stunden am Ring, um beim vorgelagerten Classic-Rennen mit seinem Sieger-BMW 2002 von 1971 zu starten. Mit seinem Sponsor «Live Strip.com», für den der «gefallene Prinz» am Auto und auf seinem Renn-Overall oller Überzeugung warb und der auch noch eine eigene Lounge anmietete, waren allerdings nicht alle an diesem Ring-Wochenende glücklich …

«Leider gibt es kaum noch Kontakt zu den Rennkumpels von früher», hat er mir 2007 bei seinem von durchwachsenen Reaktionen begleiteten Ring-Besuch gesagt und gefragt, ob ich nicht ein paar Adressen für ihn hätte. Ich gab ihm jede Menge Telefonnummern, ob er sie je genutzt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls hat Ferfried von Hohenzollern dem Motorsport der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre mit seinem beherzten Fahrstil viel gegeben. Als Sportler bleibt er unvergessen.


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