Formel 1: Das war unangebracht von Hamilton

Was für ein Monat!

Kolumne von Marc Lieb
Im Mai gab es viel Champagner!

Im Mai gab es viel Champagner!

Vier Rennen, drei gewonnen und ein zweiter Platz. Dennoch gab es einen Wermutstropfen!

Gleich zu Monatsbeginn fuhr ich für Manthey-Racing den dritten Lauf zur VLN gemeinsam mit Marcel Tiemann. Das Rennen war für uns eine Generalprobe für die 24 Stunden auf dem Nürburgring. Während der gesamten vier Stunden kämpften wir mit den Audis. In der letzten Runde hatte ich mich schon mit dem zweiten Rang abgefunden, als der Führende Christian Abt anstelle über die Ziellinie zu fahren, in die Boxengasse abbog. Ok, freundliche Geschenke soll man nicht ablehnen, so kamen Marcel und ich noch zu einem unerwarteten Sieg.

Eine Woche später ging es zu einer meiner Lieblingsstrecken, nach Spa zum 1000-Kilometer-Rennen, dem zweiten Lauf zur Le Mans Series. Wir waren mit dem Felbermayr-Proton-Porsche gut sortiert, im Qualifying gelang mir die Pole Position, damit hatten wir den ersten Punkt des Wochenendes sicher.

Im Rennen hatten wir das erwartete Duell mit dem JMW-Ferrari. Dieser war immer in Schlagdistanz und wir Richard und wir konnten uns nie so richtig absetzen. In meinem zweiten Stint krachte mir dann einer der Aston Martin in meine rechte Seite. Ich erlitt einen Plattfuss und dazu ging ein Teil der Kotflügelverbreiterung über den Jordan. Bei dem zusätzlichen Stopp wurde nur das Rad gewechselt und die Verbreiterung abgerissen. Eine Runde war futsch. Durch eine Safety-Car-Phase kamen wir aber wieder an den Ferrari ran. Nachdem die JMW Truppe auch ein Reifenproblem hatte, gingen wir in Führung und gaben diese bis zum Schluss nicht mehr ab. Ich war bereits fast zu Hause, als mir per Telefon mitgeteilt wurde, dass wir wegen des fehlenden Teils am Kotflügel disqualifiziert worden waren. Ich möchte mich an dieser Stelle nicht weiter dazu äussern, da über die Berufung noch nicht entschieden ist.

Eigentlich hätte ich danach ein freies Wochenende gehabt, aber dann erreichte mich eine Anfrage von Farnbacher-Loles-Racing. Die suchten einen Ersatz für Dirk Werner beim ALMS-Rennen in Salt Lake City, Utah. Dirk hatte eine Terminüberschneidung mit der Grand Am und somit hatte ich kurzfristig einen Gaststart mit meinem Werksfahrerkollegen Wolf Henzler, da Dirk in der Grand Am bessere Aussichten auf die Meisterschaft besitzt als in der ALMS. Ich war noch nie in Salt Lake City gewesen, aber die Strecke und die Anlage dort sind echt genial.

Im Rennen fuhr ich den ersten Turn und konnte mich am Anfang im Windschatten von Jörg Bergmeister im Flying Lizard-Porsche halten. Aber die Lizards waren an diesem Wochenende einfach zu stark. Das Team hatte bereits in Salt lake City getestet und war somit einfach einen Tick besser aufgestellt als wir. Auf Position zwei konnte ich den 911 an Wolf Henzler übergeben. In einem recht ereignislosen Rennen wurden wir dann auch als Zweiter abgewinkt. Es war die beste Platzierung in der Saison für Farnbacher-Loles und ich denke, Flying Lizard war auch nicht unglücklich, da wir uns vor dem Risi Ferrari, der Hauptkonkurrent in der Meisterschaft, platzieren konnten.

Danach ging es gleich zurück nach Deutschland, denn das 24-Stunden-Rennen Nürburgring stand auf dem Programm. Die Vorfreude war riesengroß, da ein echt spannendes Rennen zu erwarten war. Ich konnte den Manthey-Porsche in die erste Reihe stellen, knapp geschlagen von dem Raeder-Ford GT mit Dirk Adorf.
In der ersten Rennstunde habe ich mir mit Dirk auch ein heisses Duell geliefert. Ich übte permanent Druck auf Dirk aus konnte ihn aber nicht überholen, da so ein GT3 doch etwas schneller auf den Geraden ist als unser per Luftmengenbegrenzer beschnittener GT3 RSR. Aber nachdem sich Dirk beim Überrunden drehte, konnte ich in Führung liegend das Auto an Timo Bernhard übergeben.

Die härtesten Gegner jedoch waren wie erwartet die Audis. Speziell das Auto mit meinem Kumpel Rocky war eine harte Nuss, und es entwickelte sich der von mir erwartete 24h Sprint. Romain, Marcel, Timo und ich fuhren in all unseren Stints absolut am Limit. Nachts wurde uns eine nicht gerechtfertigte 3minütige Stop and Go-Strafe aufgebrummt, die die Rennleitung aufgrund der Beweise unserer Datenaufzeichnung aber wieder zurücknehmen musste. Erst drei Stunden vor Schluss, als der Phoenix-Audi ein technisches Problem hatte, konnten wir ein wenig Speed rausnehmen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt rund eine Minute Rückstand und waren ziemlich schnell unterwegs. Ob es gereicht hätte, wissen wir nicht und werden es auch nie erfahren. Das Auto dann ins Ziel zu fahren war mit Sicherheit ein besonderes Erlebnis. Einen solchen 24h-Thriller wie in diesem Jahr habe ich noch nie erlebt….

Nun steht bereits die nächste 24-Stunden-Schlacht bevor. Die 24h von Le Mans. 2005 konnte ich mit Mike Rockenfeller und Leo Hindery dort gewinnen. Damals war es ein ähnliches Rennen wie am Ring dieses Jahr. Wir mussten volle Kanone gehen bis zum Schluss. Mike und ich sassen damals fast 23 Stunden am Steuer. Zuletzt war ich 2006 dort, als ich für Flying Lizard bei der Abstimmung im Vortest behilflich war. Aber aufgrund meines Studiums konnte ich am Rennen in den letzten Jahren drei Jahren nicht teilnehmen. Umso mehr freue ich mich auf die diesjährige Ausgabe. Mit Richard Lietz und Wolf Henzler habe ich zwei Super-Kollegen und unter normalen Umständen sollten wir mit unserem Felbermayr-Porsche ein gewaltiges Wort um den Sieg in der GT2 mitreden können.

Darüber berichte ich beim nächsten Mal, bis dahin eine gute Zeit,

Euer Marc
 
 
Marc Lieb (28), wohnhaft in Ludwigsburg, kam aus der Formel-Renault zu Porsche ins Junior-Team und gewann dort 2002 den Porsche Carrera Cup. Seitdem ist er Porsche Werksfahrer und einer der erfolgreichsten Piloten in der GT2. Er gewann u. a. 2003 die 24 Stunden von Spa in der Gesamtwertung, und hat je zwei Titel in der FIA GT und LMS. 2005 siegte er überdies bei den 24 Stunden von Le Mans, dazu gibt es Klassensiege in Sebring, Daytona und Road Atlanta. 2007 und 2008 wurde Lieb Gesamtsieger bei den 24 Stunden am Nürburgring. Darüberhinaus begann er 2006 parallel zu seiner Karriere ein Studium der Kraftfahrzeug-Technik, das er 2009 erfolgreich abgeschlossen hat. Marc Lieb ist verheiratet und hat einen Sohn.
 
 

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