Vorne wie Hinten
Gil de Ferran im LMP1-Acura ARX-02a.
Rückblende: Als Peugeot vor zwei Jahren den 908 präsentierte, war die Box der «Löwen» besser gesicherte als das Weisse Haus. Stellwände und Decken hatten Hochkonjunktur. Journalisten, die sich nur anschickten in Richtung Peugeot-Box zu marschieren, wurden mit Hilfe von Sicherheitspersonal brüsk abgewiesen. Erst gegen Ende der Saison lockerten sich die Franzosen etwas.
Ganz anders Acura am gestrigen Montag in Sebring. Nach absolviertem erstem Testtag präsentiere Acura die beiden LMP1-Prototypen von Highcroft und de Ferran der versammelten Medienschar. Acura hatte die beiden LMP1 in den Tagungsraum des Hotels neben der Rennstrecke gerollt.
Die US-Tochter von Honda ging sogar noch einen Schritt weiter, nahm Front- und Heckhaube ab und gewährte intensive Blicke in die Technikdetails des ARX-02a. Hätte Konstrukteur Nick Wirth auch noch Blaupausen der neuen Konstruktion verteilt, niemand hätte sich gewundert.
Und der erste LMP1 von Acura hat es in sich. Der ARX-02a ist zweifellos einer der ausgepfeiltesten LMPs der letzten Jahre und glänzt mit innovativen Designansätzen und Detaillösungen. Der radikalste Schritt: Der Acura trägt rundum Michelin-Reifen im gleichen Format.
Richtig, sowohl auf der Vorderachse wie auch auf der Hinter sind Walzen im mächtigen Hinterreifenformat 310-71-18 montiert. Das erklärt die im Vergleich zur übrigen, teilweise filigran wirkenden Konstruktion, extrem voluminösen vorderen Radhäuser. Die breiten und massiv im Wind stehenden Vorderreifen werden aber auch wohl definitiv einen Le Mans Auftritt der Acura verhindern, der LMP1 scheint maßgeschneidert für die winkligen US-Strecken. Zwischen den Vorderreifen trägt der Acura eine extrem Hochnase, die noch radikaler ausfällt als beim Peugeot.
Als Antriebseinheit folgt Acura dem aktuellem Trend zum downsizing und setzte auf einen nur 4.0 Liter großen V8-Motor. Der kompakte Acura-Motor, der nach eigenen Angaben rund 620 PS leisten soll, ist der kleinste aktuelle LMP1-Motoren. Der kleine Motor erlaubt den Acura- Ingenieuren um den ehemaligen Simtek und Benetton- Konstrukteur Nick Wirth die Seitenkästen kompakt und filigran zu halten, die eingezogene Form der Seitenkästen erinnert mehr an die Formel 1 als an einen Sportwagen. Seit Jahren folgen Sportprototypen dem Trend, immer mehr verkleidete Formel-Boliden zu sein – in dieser Disziplin ist der Acura nun die vorläufige Nummer eins.
Nicht zuletzt außergewöhnlich ist der nun 160 m schmale Heckflügel. Der Heckflügel ist nicht wie üblich «stehend» auf zwei Streben montierend, sondern hängt an zwei Schwanenhals-ähnlichen Streben.
Wie gut die innovativen Designansätze des Acura wirklich sind, zeigt sich spätestens Mitte März. Dann muss sich die neue Acura-Wunderwaffe dem ebenfalls neuen Audi R15 und dem Peugeot 908 bei den 12h Sebring stellen.