Wenn es kalt wird in Russland
Kaum geht die Sonne unter, wirds richtig kalt
Das Wetter wurde in den vergangenen Tagen zum Glück immer besser. Die erste gute Nachricht vorgestern: hat es aufgehört zu regnen. Was für ein Glück. Schon als wir am Sonntag mitten in der Nacht - also um 5Uhr morgens - vom Hotelwegfuhren, zeigte sich die Witterungsänderung. Allerdings war es gestern Abend saukalt und normalerweise bin ich der totale Biwak-übernachten-Freak, aber bei um die fünf Grad habe sogar ich geflucht. Mensch, war das heute früh kalt. Jetzt, 600km später, sitze ich bei über 20 Grad und Sonne im Biwak. Das ist doch mal ne Steigerung.
In den letzten Tagen ist neben den Wetterverbesserungen noch einiges passiert - vor allem am gestrigen Sonntag. Wir waren noch keine fünf Minuten am Ziel der Wertungsprüfung angekommen, als die Nachricht zu uns durchdrang, dass der Start der Prüfung um zwei Stunden nach hinten verlegt wurde. Nicht, dass wir sowieso über eine Stunde hätten warten müssen, jetzt waren es halt über drei. Also gingen wir erstmal auf die Suche nach einem Kaffee.
In dem russischen Dorf fanden wir überraschender Weise sogar recht schnell einen kleinen Laden und die Plastikkaffeebecher im Schaufenster ließen uns hoffen. Doch in dem Laden wurde uns schnell klar - die Auswahl der alkoholischen Getränke ist riesig - egal ob Wodka oder Bier in Einliter-Dosen. Doch wir wollten KAFFEE!! Mit einem Ohne-Worte-Wörterbuch schafften wir es schließlich bei der Verkäuferin für jeden von uns fünf einen Becher zu bestellen. Der wurde sogar noch frisch gekocht. Die Überraschung war jedoch groß, als wir bezahlen mussten: umgerechnet 20 Cent kostete ein Kaffee.
Wenig später trudelte auch der Rest der Journalistentruppe vor dem Laden an und um die Zeit bis zum Start zu überbrücken, rotteten wir uns zu einem zweiten Frühstück zusammen. Aus einer Blechkiste von VW holten wir Peperoni, Oliven, Leberwurst, Pumpernickel und noch vieles mehr. So ließen wir es uns mitten in der Pampa schmecken.
Dann ging's zurück an die Kreuzung der Rennroute mit der Assistenzroute, um Fahrzeuge bzw. den Servicetruck nicht zu verpassen. Schließlich hatten wir ja nur noch eine Stunde zu warten. Plötzlich sahen wir eine Prozession auf uns zukommen!? Wenige Meter später erkannten wir eine Beerdigung - und als die Prozession an uns vorbeischlich, sahen wir den Toten aufgebarrt in einem offenen Sarg auf der Ladefläche eines kleinen LKWs. Daneben die weinende Witwe. Zum Glück versuchte sich in dem Moment noch kein Rennfahrzeug seinen Weg zu bahnen.
Kurze Zeit später kamen endlich die Autos, wir konnten mit den Fahrern sprechen und Richtung Biwak abdampfen. Dort brachte ich die klapperkalte Nacht überraschend gut hinter mich, bevor es heute weiterging nach Lipetsk. Hier übernachte ich wieder im Zelt, hoffentlich kühlt es über Nacht nicht zu sehr ab.