Aus und vorbei: Mike Wiedemann beendet die Dakar 2023

Der Balinger Mike Wiedemann fährt seine zweite Rallye Dakar, 2023 in der Kategorie Original by Motul und muss die 14 Etappen der 45. Ausgabe ohne Assistenz überstehen. Nach einem anstrengenden Tag auf dem Motorrad muss der 24-Jährige seine KTM warten, erst danach kann er für einige Stunden im Zelt schlafen. Wie ein solcher Tag verlaufen kann, schilderte der Privatier nach der abgebrochenen dritten Etappe.

Dass ihm nur eine Etappe später noch schlimmeres widerfahren würde, konnte Mike zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Mit einem Defekt und ohne Benzin musste der KTM-Pilot auf der vierten Etappe mehrfach eine Zwangspause einlegen und kam erst am Abend im Biwak an – ohne sein Motorrad.

«Ich bin nach 10 Kilometer schon auf Docherty aufgelaufen, der normalerweise nichts anderes macht, als Rallyes zu fahren. Mit dem blieb ich bis Kilometer 80, als mein Bike plötzlich angefangen hat, zu stottern. Ich hielt an und sah, dass aus dem vorderen Tank das Benzin ausläuft. Die Benzinpumpe hing nur noch mit einer Schraube am Tank», erzählte Wiedemann. «Ich habe es dann irgendwie wieder zusammen geflickt, aber hatte natürlich kein Sprit mehr im vorderen Tank. Nach 150 Kilometer bin ich ausgerollt. Mir sind die Tränen gekommen.»

Wiedemann weiter: «Mathieu Troquier gab mir nach etwa 20 Minuten zwei Liter Benzin, womit ich allerdings nicht weit gekommen bin. Nach 10 Kilometer stand ich wieder. Genau bei Ross Branch, der auch in der Wüste ohne Sprit stand. Er hatte bereits zwei Einheimische losgeschickt, um Benzin zu holen. Die kamen dann nach einer Stunde zurück und wir konnten weiter fahren. Nach 20 Minuten stand ich zum dritten Mal, das Bike stotterte nur noch. Ich zerlegte das halbe Bike und habe die Tanks komplett leer gemacht. Etwa in einem Kilometer Entfernung sah ich auf einer Düne ein Auto, dem habe ich mit meiner Jacke zugewinkt. Denen habe ich 50 Euro gegeben, damit sie mir Benzin besorgen. Als ich nach einer Stunde weiterfahren konnte, war aber nach nur zwei Kilometern Ende im Gelände. Das Bike stotterte nur noch, hatte Aussetzer und dann ging gar nichts mehr.»

Das Motorrad von Wiedemann wurde vom Veranstalter geborgen. Auf die Möglichkeit, die Rallye außer Konkurrenz fortzusetzen, verzichtet der 24-Jährige.

«Ich bin raus und war nach 15 Stunden zurück im Biwak, aber ohne Motorrad. Man kann sich nicht vorstellen, wie ich mich gerade fühle. Ein ganzes Jahr Vorbereitung, die ganzen Sponsoren und der ganze Aufwand», sagte der enttäuschte Wiedemann. «Ich könnte in zwei Tagen außerhalb der Wertung weiterfahren, habe mich aber dazu entschieden, dies nicht zu tun. Wenn ich nicht in der Wertung bin, ist mir das Risiko zu hoch, da ich vermutlich nicht mehr 100 Prozent konzentriert sein werde.»