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Trennung von Loeb und Elena wird zum Rosenkrieg

Kolumne von Christian Schön
Gehen zumindest in der Wüste getrennte Wege – Sébastien Loeb (rechts) und Beifahrer Daniel Elena

Gehen zumindest in der Wüste getrennte Wege – Sébastien Loeb (rechts) und Beifahrer Daniel Elena

Auf der Jagd nach dem Sieg bei der Rallye Dakar opfert Sébastien Loeb seinen Stammbeifahrer Daniel Elena. Der reagierte reichlich unprofessionell

Sie haben zusammen 79 WM-Rallyes gewonnen, waren zwischen 2004 und 2012 neun Mal in Folge zusammen Weltmeister. Sie sind außerdem ziemlich gute Kumpel. Dass sich Sébastien Loeb nach mehr als zwei Jahrzehnten Gemeinsamkeit von seinem Stammbeifahrer Daniel Elena trennt, muss triftige Gründe haben.

Superstar Loeb erhält nicht zum ersten Mal von einem Teamchef den Rat, sich nach einem neuen Beifahrer umzusehen. «Danos», wie ihn Freunde nennen, eckte schon früher mit Fehlern an. Nicht immer so dramatisch wie bei der Rallye Türkei 2003, als die damaligen Neulinge im Citroën-Werksteam wegen eines Navigationsfehlers von Elena ohne Sprit liegenblieben.

Auch die, höflich ausgedrückt, mangelnde Fitness des Monegassen, verbunden mit einem auf Profiniveau schwer akzeptablen Übergewicht, sorgte häufiger für Kritik. Umgekehrt nahm sich Elena gelegentlich das Recht zur öffentlichen Kritik am Team heraus. Was sich der eine oder andere Vorgesetzte vielleicht zähneknirschend von seinem Star-Fahrer, aber eher nicht von dessen Copiloten gefallen lässt.

Loeb stellte sich bis dato immer vor seinen Co. Wieso hat er jetzt seine Haltung geändert?

Dazu muss man zunächst die Aufgaben etwas näher beleuchten, die von einem Beifahrer bei der Rallye Dakar gefordert werden. Anders als in der WM geht es in der Wüste nicht darum, den Streckenaufschrieb auf die Zehntelsekunde genau getaktet vorzulesen. Hier ist der schwierigste Job die Navigation. Diesen Punkt hatte Elena bei den ersten Dakar-Starts trotz mangelnder Erfahrung einigermaßen im Griff, schließlich steht für Loeb/Elena eine zweiter (2017) und ein dritter Platz (2019) zu Buche. Erst bei der Rallye Dakar 2021 leistete sich Elena einige Fehler. Aber mit dem neu eingeführten System der Navigation per Tablet hatten auch andere Beifahrer Probleme.

Bei Wüstenrallyes geht es aber auch darum, ohne fremde Hilfe selbst gröbere Reparaturen durchzuführen. Beifahrer müssen gewiefte Mechaniker sein, die beim Reifenwechsel in einer Prüfung möglichst wenig Zeit verlieren. In beiden Punkten zeigte Elena Schwächen. Schwächen, die von einem Team mit Sieganspruch schwer zu ignorieren sind.

Vergangenen Januar fuhren Loeb/Elena die Rallye Dakar erstmals für das britische Team Prodrive. Dass David Richards und seine Mannschaft nicht ganz so zimperlich mit den französischen Nationalhelden umgehen würden wie deren bisheriges Team Peugeot, ist eigentlich keine Überraschung. Logisch, dass beim «Debriefing» auch die Leistung des Beifahrers beleuchtet wurde. Und da hat wohl irgendjemand die Eier in der Hose gehabt, Loeb zu sagen: «Mit Elena wirst du die Rallye Dakar nie gewinnen.»

Dass Loeb diesen Rat tatsächlich annahm, zeigt zum einen, wie groß der Ehrgeiz des 47-Jährigen ist, diese Rallye in absehbarer Zukunft zu gewinnen. Zum anderen muss er selbst ebenfalls Zweifel gehabt haben. Sonst hätte er mit Sicherheit auch gegenüber Prodrive an seinem Kumpel festgehalten.

Schon deshalb ist das anschließende Geschimpfe von Daniel Elena in Richtung Prodrive an den Falschen gerichtet. Darüber hinaus ist die Art und Weise – in aller Öffentlichkeit über Soziale Medien – extrem emotional.

Ziemlich unprofessionell war auch, einen alten Streit mit Prodrive-Boss Richards wieder aus der Schublade zu ziehen. Der hatte, 1981 selbst als Beifahrer von Ari Vatanen Rallye-Weltmeister, in seiner Zeit als Promoter der Rallye-WM die Aufkleber mit den Copiloten-Namen von den Werksautos verbannt. Was ihm Elena offensichtlich bis heute nicht verziehen hat.

Die Fans lieben «Danos» für diese Direktheit. Die Chefs der großen Teams, und noch mehr die dahinterstehenden Hersteller, dürften kaum amüsiert gewesen sein.

Spannend bleibt die Frage, mit wem Sébastien Loeb die nächste Rallye Dakar bestreiten wird. Der schnell als Gerücht aufgetauchte Nicolas Gilsoul, im Hyundai-Werksteam der Rallye-WM jahrelang Beifahrer von Thierry Neuville, wird es wohl kaum. Der Belgier hat heute genauso viel Dakar-Erfahrung wie Daniel Elena 2016 – gar keine.

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