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Wolff: «Hatte nie die Chance, vorne mitzukämpfen»

Von Otto Zuber
Susie Wolff

Susie Wolff

Susie Wolff fuhr zwischen 2006 und 2012 sieben Jahre lang für Mercedes in der DTM. Im Interview erinnert sie sich daran zurück, wie die DTM ihr Leben verändert hat.
Susie, wie kam es dazu, dass Du 2006 in die DTM eingestiegen bist?

Ich hatte gerade erst meinen Platz in der World Series by Renault verloren, weil ich das benötigte Budget nicht auftreiben konnte. Deshalb war ich richtig frustriert und dachte mir schon: Das ist es dann wohl gewesen. Aber dann bekam ich einen Anruf von Gerhard Ungar, ob ich das DTM-Auto in Barcelona testen möchte. Der Test verlief ziemlich gut, aber danach hörte ich zehn Tage lang erst einmal nichts von ihnen und ich wusste nicht, ob ich eine Chance in der DTM erhalten würde oder nicht. Zehn Tage später war ich dann in Stuttgart und erhielt einen Vertrag, um für Mercedes-Benz in der DTM zu fahren. Rückblickend war das der große Durchbruch, der nicht nur die Richtung meiner Karriere, sondern auch mein Privatleben maßgeblich beeinflusst hat. Für diese Gelegenheit bin ich Norbert [Haug] noch heute unheimlich dankbar. Seine Unterstützung war für mich von unschätzbarem Wert, er hat mich immer weiter angetrieben und stets an mich geglaubt.

2006 ist Vanina Ickx zusammen mit Dir in der DTM gefahren. War es für Dich je ein Thema, ob Du gegen Männer oder gegen Frauen gefahren bist?

Nein, absolut nicht. Das war nie ein Thema für mich. Ich habe mit acht Jahren angefangen, Rennen zu fahren und mich durch die verschiedenen Nachwuchsklassen im Kart- und Formelsport gekämpft. Dort sind nie viele Frauen mitgefahren und ich bin auch nie gefahren, um die beste Frau zu sein. Ich bin Rennen gefahren, um die Beste zu sein.

Wenn zwei Frauen die DTM jemals geprägt haben, dann waren es Du und Ellen [Lohr]. Du bist sieben Jahre lang in der DTM gefahren. Wie sehr ehrt es Dich, wenn Du weißt, dass Du so eine prägende Figur für die Serie gewesen bist?

Ich war sehr stolz darauf, so lange für Mercedes-Benz zu fahren und mich in einer so hart umkämpften Rennserie gegen so viele großartige Fahrer zu behaupten. In dieser Zeit habe ich im beruflichen wie privaten Bereich sehr viel gelernt. Ich wurde Teil der Mercedes-Benz Familie und habe dort einige fantastische Menschen kennengelernt. Deshalb verbinde ich mit meiner Zeit in der DTM wunderbare Erinnerungen.

Wie wichtig war die Zeit in der DTM generell für Dich?

Es waren wahrscheinlich die wichtigsten Jahre meines Lebens, in denen ich die Basis gelegt habe, um später ein Formel 1-Auto fahren zu können. Das war immer mein großer Traum. Es hat mir auch die Chance gegeben, meinen künftigen Ehemann kennenzulernen, was ein ziemlich wichtiger Moment für mich war! Diese sieben Jahre haben mich geformt und meinen Weg für die Zukunft bereitet.

Gibt es ein Rennen, an das Du dich am liebsten zurückerinnerst?

Ich werde mich immer ganz genau an mein allererstes DTM-Rennen in Hockenheim erinnern. Die Unterstützung, die ich vom Team erhalten habe, war absolut fantastisch. Wenn man dann noch bedenkt, dass ich mein erstes DTM-Rennen in den Top-10 beendet habe, ist es kein Wunder, dass es für mich ein unvergesslicher Moment war. Aber es gab auch viele weniger spektakuläre Rennen, bei denen ich einige fantastische Zweikämpfe mit großartigen Fahrern wie Tom Kristensen, Jamie Green oder Gary Paffett hatte. Auch die sind mir in Erinnerung geblieben.

Hattest Du eine Lieblingsstrecke in der DTM?

Ich bin mein erstes DTM-Rennen in Hockenheim gefahren, damit steht das schon fest. Auch als es darum ging, in welchem Freitagstraining ich mit Williams in der Formel 1 fahren wollte, habe ich mich sofort für Hockenheim entschieden.

Mit welchem Deiner Teamkollegen bist Du über die Jahre am besten klargekommen?

Das ist eine gute Frage. Ich hatte nie einen Lieblings-Teamkollegen oder so etwas in der Art. Aber ich habe viel von Gary [Paffett] gelernt, der immer sehr offen war und mir viele Ratschläge gegeben hat. David Coulthard, Mika Häkkinen, Bruno Spengler, Jamie Green - ich hatte viele großartige Fahrer als Teamkollegen, mit denen ich super klargekommen bin.

In Deiner aktiven DTM-Zeit gab es eine Art Zweiklassengesellschaft mit Vorjahreswagen und der aktuellen Fahrzeuggeneration. Bereust Du es, dass Du nie die Möglichkeit hattest, um die Spitzenpositionen zu kämpfen?

Das war für mich genauso schwierig wie für jeden anderen Rennfahrer auch. Als Toto seine neue Rolle als Motorsportchef übernommen hat, habe ich ihn gebeten, dass jeder Fahrer die Chance haben sollte, vorne mitzukämpfen. Als Rennfahrer bedeutet dir Erfolg alles. Nach sieben Jahren in der DTM, in denen ich nicht den gewünschten Erfolg eingefahren habe, war das für mich sehr hart. Das war auch einer der Gründe, warum ich die DTM verlassen habe. Ich habe einfach nie die Chance erhalten, mit einem neuen Auto vorne mitzukämpfen. Aber so war es zu dieser Zeit einfach und alles in allem bin ich sehr dankbar für die Chance, die ich in der DTM erhalten habe. Umso mehr freue ich mich darüber, dass heute alle DTM-Fahrer die Möglichkeit haben, in mehr oder weniger gleichwertigen Autos gegeneinander zu kämpfen.

Wie schwer ist Dir der Schritt gefallen, die DTM nach sieben Jahren zu verlassen?

Am Ende war es eine recht einfache Entscheidung, weil das Verhältnis von Stress zu Ertrag für mich nicht mehr stimmte. Ich wollte mein Potenzial ausschöpfen und deshalb wusste ich, dass ich eine Veränderung brauchte. Ich habe so hart dafür gearbeitet und so viel dafür geopfert, dass ich mir gesagt habe: "Das kann so nicht mehr weitergehen." Somit war es schlussendlich eine einfache Entscheidung. Wenn ich auf meine Zeit in der DTM zurückblicke, ist aber kein bitterer Beigeschmack geblieben. Ich erinnere mich gerne daran zurück, da ich dort sehr viel gelernt habe und es mich in vielerlei Hinsicht geformt hat. Aber ich glaube auch, dass ich die DTM zum richtigen Zeitpunkt verlassen habe.

Was würdest Du ohne Motorsport machen?

Da bin ich mir gar nicht so sicher. Ich bin so dankbar dafür, dass ich mit dem Motorsport so früh meine große Leidenschaft gefunden habe. Klar, ich habe mir als Frau einen Weg ausgesucht, den zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich Männer beschritten haben. Das war ganz sicher nicht der einfachste Weg, aber ich liebe den Rennsport. Das war von Anfang an so. Selbst jetzt, nach dem Ende meiner aktiven Karriere als Rennfahrerin, bin ich noch im Motorsport aktiv. Einerseits durch meine neueste Herausforderung als Teamchefin des VENTURI Formel E Teams und andererseits durch Toto. Denn wir unterstützen uns gegenseitig an und abseits der Rennstrecke. Ich liebe den Wettbewerb und die Herausforderung und deshalb bin ich unheimlich dankbar dafür, dass ich meine Leidenschaft für den Motorsport weiter ausleben darf.

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