Zukunftskampf: Berger und der emotionale ADAC-Zoff

Von Andreas Reiners
Gerhard Berger

Gerhard Berger

Gerhard Berger sieht den Zoff mit dem ADAC gelassen, weil der das Geschäft belebe. Emotional geht es bei dem Thema trotzdem zu. Mit seltenen Auswüchsen.

Man merkt in Interviews mit Gerhard Berger recht schnell, wenn ein Thema ihn emotional berührt, positiv wie negativ. Da reicht dann ein Stichwort, und der Österreicher gibt seine Meinung sehr nachdrücklich zu Protokoll.

Da kennt der 61-Jährige auch keine Freunde mehr. ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk bezeichnet er als Freund, und das betont er gleich mehrmals. Kein Wunder, den Eindruck, dass die beiden zusammen Skifahren oder ein Bier zusammen trinken gehen, bekam man in den vergangenen Wochen nicht unbedingt. Dafür knallte es dann doch zu oft.

Man muss dazu sagen: Die Spitzen kommen inzwischen vorwiegend aus dem DTM-Lager. Aber wie gesagt, ein Stichwort reicht. Oder im konkreten Fall das Zitat von Tomczyk, eine GT3-DTM schade dem deutschen Motorsport.

Berger sagt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, dass er mit der Debatte kein Problem habe, sie belebe das Geschäft. Einige Zitate zu Tomczyk und dem Thema wollte er dann aber anschließend doch nicht mehr lesen. Für Berger, bei dem normalerweise das gesprochene Woert gilt, ist das ungewöhnlich.

«Ich glaube nicht, dass die (GT3)-DTM dem deutschen Motorsport schadet. Und GT3 ist ein technisches Reglement, das der FIA gehört und Teilnehmern auf der ganzen Welt zur Verfügung steht. Aus meiner Sicht kann es nicht sein, dass man als ADAC über die Sporthoheit DMSB versucht, den deutschen Motorsport oder einen Markt für sich abzustecken, um sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Es herrscht immer noch ein Wettbewerb. Dem sollten wir uns alle stellen», sagte Berger. 

«Darüber hinaus sehe ich uns alle auch in der Pflicht, den Millionen von DTM-Fans attraktiven Motorsport zu bieten. Das ist unsere eigentliche Aufgabe. Bei allen Motorsportarten wäre es wichtig, die Interessen der Fans wieder in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die wirtschaftliche Belange», so Berger weiter.

Denn die Diskussionen sieht er weiterhin genau davon getrieben. «Den Wettbewerb zwischen den beiden Serien sehe ich gar nicht als so gravierend an. Vielleicht fährt das eine oder andere Team lieber in der DTM. Dann tut es möglicherweise hier oder da finanziell ein bisschen weh, aber das ist für keine Seite vernichtend. Aus meiner Sicht ist die ganze Diskussion künstlich und von wirtschaftlichen Interessen getrieben. Den Zuschauer interessiert sowieso nur die sportliche Komponente. Und am Ende des Tages entscheidet der Fan.»

Dem gefiel zum Beispiel das von ITR und ADAC organisierte Motorsport Festival auf dem Lausitzring, das nach zwei Jahren eingestellt wurde. Berger würde das« jederzeit wieder machen» und hätte damit «kein Problem. Aber der ADAC kann bei uns nur im Rahmenprogramm stattfinden. Da und dort könnten wir sicher einen Slot freimachen. Ich gehe aber davon aus, dass das nicht gewünscht ist, weil man seine eigene Struktur bedienen muss», sagte Berger.

Es ist in der Tat unvorstellbar, dass die eine Serie bei der anderen offiziell im Rahmenprogramm stattfindet. Dafür sind alleine die Egos schon zu groß.

Es gibt allerdings auch aus dem DTM-Lager Stimmen, die «Kooperation statt Konfrontation» fordern, wie BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt zum Beispiel. Marquardt weiß: «Wirtschaftlich wird es kein Zuckerschlecken, 2021 wird ein schwieriges Jahr. Es wird dauern, bis sich alles erholt und wir wieder in ein normales Leben kommen. Dieser Herausforderung muss sich auch der deutsche Motorsport stellen und wir müssen Beiträge dafür leisten, dass es so weitergehen kann.» Wie zuzm Beispiel mit einer GT3-DTM, durch die die Plattform fortbestehen kann. Aber eben auch durch mehr Mit- anstatt Gegeneinander.

Auch Berger sieht «so viel Gegenwind, wie es ihn nur geben kann» für den deutschen Motorsport. «Die Automobilindustrie steht vor großen Herausforderungen. Bei der Antriebstechnologie der Zukunft gibt es eine Vielzahl von Konzepten. Das alles frisst Ressourcen und Geld. Hinzu kommt Corona, was für alle Events natürlich eine Katastrophe ist», so Berger.

Trotzdem: Diese Phase werde irgendwann vorbei sein, so Berger: «Die aktuellen TV-Zahlen bei der DTM zeigen: Die Fans lieben die Emotionen des Motorsports nach wie vor. Deutschland braucht als Automobilland den Motorsport. Aber natürlich sind wir gefordert, das Produkt besser, attraktiver und spannender zu machen. Ich gehe davon aus, dass uns ein, zwei schwierige Jahre bevorstehen, aber blicke generell optimistisch in die Zukunft.»


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