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Götz: Der Vettel-Bezwinger findet sein Happy End

Von Andreas Reiners
 Maximilian Götz

Maximilian Götz

Maximilian Götz ist der neue DTM-Champion. Für den 35-Jährigen, der einst Sebastian Vettel schlug und dann in eine Sackgasse fuhr, schließt sich damit ein Kreis, Happy End inklusive.

Als Maximilian Götz auf dem Podium den DTM-Titelgewinn kurz wirken ließ, rollten die Tränen. Sie waren nicht zu stoppen. Er versuchte aber auch erst gar nicht, sie zurückzuhalten. Deshalb heulte der 35-Jährige hemmungslos. Ihm war in diesem Moment klar: Seine aussichtsreiche, unglückliche, traurige und ungewöhnliche Karriere hat endlich ihr Happy End.

«Es ist eine sehr große Genugtuung, in die Riege der DTM-Champions reinzukommen, meinen Namen da stehen zu sehen. Das sind die ganz Großen des Sports. Ich habe immer an mich geglaubt, meine Familie hat mich unterstützt», sagte Götz.

Geld als Karriere-Killer

Einfach war das nicht. Denn 2003, als er die Formel BMW gewann, schlug er Sebastian Vettel, galt als nächstes deutsches Formel-1-Talent. War auf dem besten Weg, sich zu Michael Schumacher oder Nick Heidfeld in die Königsklasse zu gesellen. Doch während Vettel eine Bilderbuch-Karriere in der Formel 1 mit vier Titeln hinlegte, war Götz der Beweis, dass Talent alleine nicht immer reicht. Vor allem Geldsorgen bremsten ihn und seine Karriere aus.

Während Götz das Geld ausging, um die Karriere fortzusetzen, wurde er von Vettel, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg überholt. Die Karriere legte eine Vollbremsung hin, zwischendurch saß Götz auf der heimischen Couch und wusste nicht, wie es weitergeht. Aufgeben galt aber schon damals nicht.

«Die Chance, es damals weiter zu schaffen, war da. Aber ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, sondern den Moment genossen. Mit dem, was ich erreicht habe, kann ich zufrieden sein», sagte er. Inzwischen gehört er zu den versiertesten GT-Spezialisten.

Von seiner vierten Karriere-Chance hatte er im Vorfeld des finalen Rennens gesprochen. Formel BMW und Formel 3 ließ er liegen, ehe er sich über den GT-Sport nach oben arbeitete, 2015 seine erste DTM-Chance bekam. Doch auch die blieb ungenutzt, nach der Saison 2016 wurde er aussortiert. Dass die DTM nun auf ein GT3-Reglement setzt, war für den GT-Experten Götz wie eine glückliche Fügung.

Von Anfang an dabei

Er war von Anfang an drin im Titelkampf, zu den heißesten Kandidaten galten aber stets Liam Lawson und Kelvin van der Linde, die vor dem Krimi am Sonntag in der Gesamtwertung weiter vor ihm lagen. Doch wenn zwei sich streiten, freut sich Götz, denn seine beiden Konkurrenten kollidierten nach dem Start in Kurve eins. Die Grundigkehre ist für Kollisionen dieser Art bekannt, und trotzdem rauschte van der Linde in Lawson und machte den Weg frei für Götz.

«Karma spielt auch eine Rolle in unserem Sport. Am Ende hat einer gewonnen, der den kühlsten Kopf bewahrt hat, ruhig geblieben ist und an die Team-Philosophie geglaubt hat. Ich konnte mir das ganz entspannt anschauen, denn das Rennen kam zu mir», sagte Götz. Und die Genugtuung war nicht zu überhören.

Keine Frage: Ohne die Hilfe der Markenkollegen, die am Ende Tempo rausnahmen und Götz einen Rückstand von 15 Sekunden aufholen ließen, hätte er den Titel nicht geholt. Für Götz ist das eine Selbstverständlichkeit. «Dass die anderen mitspielen, war zu erwarten. Wenn man den großen Pott holen kann, dann muss man zusammenhalten», so Götz.

Bei DTM-Fans stand die Stallregie allerdings schon immer in der Kritik. Doch Götz winkt ab. «Frag mal Pascal Wehrlein, wie er 2015 Meister geworden ist. Du kannst nur Meister werden, wenn du das ganze Jahr gute Ergebnisse einfährst», so Götz, der auch die beiden Rivalen in die Pflicht nimmt. «Beide haben sich aus dem Rennen genommen. Sie hätten nach gestern und heute den Titel nicht verdient. Sich so in die Karre zu fahren – das macht man nicht. Mir ist es egal, was die anderen denken.»

Berger verweist auf Senna

Interessant ist die Meinung des Serienchefs, denn auch Gerhard Berger war immer ein Gegner von Strategie-Spielchen. Doch auch für ihn gibt es Ausnahmen.

«Als Sportler mag ich das nicht, das will ich nicht sehen. Aber es ist die Realität», sagte er und verwies auf seine aktive Zeit, als er Teamkollege des großen Ayrton Senna war. «Wenn er um den Titel fuhr, und ich konnte ihn nicht mehr gewinnen, musste das Team mir nichts sagen. Ich habe ihm geholfen, er war mein Teamkollege, meine Familie.» Er hat daher Verständnis für Mercedes: «Auch wenn ich es nicht mag: Es wäre falsch gewesen, es anders zu machen.»

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