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Klaus Ludwig: Vom forschen Jüngling zum König

Von Uwe Mahla
Klaus Ludwig

Klaus Ludwig

Klaus Ludwig ist einer der besten Tourenwagen- und GT-Piloten der Geschichte. Uwe Mahla hat während der Feiertage Muße gehabt, alte Bekanntschaften zu sortieren. Dabei ist ihm die folgende Geschichte eingefallen.

Eine Nachtleistungsprüfung auf der Nordschleife des Nürburgrings, Frühsommer 1972: Ein Freund hatte mich überredet, als Copilot bei solch einer Veranstaltung zu fungieren. «Wird schon nicht so wild – kein brutales Renntempo.»

Ich sagte ja, kannte noch keinen Deut von der «grünen Hölle». Spreizte mich auf dem Beifahrersitz ein und konzentrierte mich auf gleichmäßige Rundenzeiten, die ich brav in einer Tabelle eintrug.

Bald wurde mir schlecht, was auf der meiner Seite eindrucksvolle Spuren hinterließ. Zweimal flog ein dunkler 02er-BMW an uns vorbei, so dass uns klar war: Da ist ein ganz Schneller unterwegs! Später, im parc fermé, parkte der flotte BMW direkt neben uns. Ein junges Bürschchen, so Anfang 20, hüpfte behänd heraus, blickte halb angewidert, halb amüsiert auf meine Fahrzeugseite und meinte: «Wohl neu am Ring?»

Er erzählte dann von seinem Auto, einem ordentlich aufgemotzten 1600er. «Mit dem kann ich auch noch eine knappe Minute schneller fahren als heute», erzählte er fast beilläufig, aber mit unverhohlener Selbstsicherheit. «Ich hab' heute nur die Gelegenheit genutzt, den Ring mal am Stück genauer kennen zu lernen.» Später, bei der Siegerehrung, räumte der forsche Jüngling ordentlich ab: Schnellster in der Klasse und dabei auch noch der Konstanteste in den Rundenzeiten. Lesson learned, kann ich nur sagen: Es war Klaus Ludwig.

Er konnte sich unseres ersten Treffens nicht mehr entsinnen, als ich als junger Reporter ein, zwei Jahre später zum ersten Mal für ein kurzes Interview auf ihn zuging. Da war Klaus schon zur Nachwuchshoffnung gereift, hatte ein Aufmerksamkeit erregendes Jahr im Grab-Capri hinter sich und schickte sich nun an, die Kronprinzenrolle bei Zakspeed hinter Hans Heyer einzunehmen.

Da ich dann alle Rennen der Deutschen Rennsport-Meisterschaft begleitete, entwickelte sich zwischen uns ein komfortables, vertrauensvolles und nie von enttäuschenden Ereignissen geprägtes Verhältnis. Ludwig hatte immer Zeit für meine Fragen und fühlte sich in meiner Berichterstattung offensichtlich immer gut behandelt, was bei den von ihm abgelieferten fahrerischen Leistungen nicht verwundert. So wurde ich Zeuge, wie sich einer vom ehrgeizigen Privatier zu einem der besten Tourenwagen- und GT-Fahrer der Welt entwickelte.

Als solchem kam ich ihm noch näher, als ich im Herbst 1980 meinen neuen Job als PR-Mann bei Zakspeed angetreten hatte und Klaus, inzwischen nach seinem ersten DRM-Titel und Le Mans-Sieg als der große Star im Capri und im Mustang für Erfolge sorgen sollte. In meiner neuen Rolle war ich u. a. für die Reisetätigkeiten des Teams nach Amerika zu den IMSA-Rennen zuständig. Ich war gehalten, die Kosten für dieses Projekt so überschaubar wie möglich zu halten und ließ allemann kurzerhand jeweils Holzklasse fliegen. Ein Wunder, dass sich nie jemand direkt bei mir beschwert hat. Auch Klaus nicht!

Was mich auch noch an meine Zeit mit Klaus Ludwig und Zakspeed erinnert, ist diese kleine Begebenheit, die eine Menge über das schon damals ausgeprägte Selbstbewusstsein des jungen Profis aussagt: Zum traditionellen Akademischen Renntraining auf dem Hockenheimring hatte sich Bob Lutz, damals Chef von Ford Europe, als ehemaliger Kampfpilot und besonders Rennsport-affin bekannt, für einen Einsatz im Turbo-Capri angemeldet.

Es bildete sich eine große Entourage aus Ford-Offiziellen und Zakspeed-Leuten rund um Erich Zakowski, darunter auch Klaus Ludwig und mir, der ich die Chose PR-mäßig zu betreuen hatte.

Alles wuselte um den großen Boss und seinen Einsatz herum. Lutz machte auf der Piste erwartungsgemäß eine gute Figur und alle waren happy. Da zupfte mich Klaus Ludwig stickum am Anorak und raunte mir zu: «Ich glaub´, da kümmern sich jetzt genügend Leute um Bob Lutz; wir machen uns aus dem Staub.»

Dann schnappte er sich den Schlüssel für ein nagelneues Escort-Cabrio – das Frechste, das es damals bei Ford gab -, und wir beide rauschten nach gebührlichem Tschüss in alle Richtungen davon. Ludwigs Credo: «Man muss nicht immer und überall parat stehen.»


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