DTM-Teamorder: So kam es zum Knallhart-Paragrafen

Teamorder ist 2022 in der DTM verboten
DTM-Chef Gerhard Berger hatte nach dem Finale auf dem Norisring keinen Hehl daraus gemacht, dass er die Teamorder in seiner Serie nicht mehr haben will. Sein Auftrag: Ein Verbot soll in das neue Reglement, damit so etwas wie im letzten Rennen in Zukunft nicht mehr passiert.
Wie viel Schaden das Geschacher auf der Strecke, das Maximilian Götz zum Meister machte, letztendlich angerichtet hat, ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass der Ärger bei den Fans groß war.
Die Herausforderung für die Verantwortlichen war es aber auch, denn sie mussten eine Formulierung finden, die alles abdeckt.
«Für die fünf, sechs Zeilen haben wir uns sehr viel Zeit genommen», bestätigte DTM-Manager Frederic Elsner: «Uns war bewusst, wie eklatant das Thema ist. Entsprechend haben wir nach bestem Wissen und Gewissen alle Köpfe zusammengesteckt, um einen Passus zu entwerfen, der alle möglichen Szenarien abdeckt. Wir glauben, dass uns das gelungen ist. Und wir sind der Meinung, dass das Thema 2022 erledigt sein sollte.»
Im Detail sah es so aus, dass Elsner und Co. aufgeschrieben haben, was alles passieren kann. «Über die Masse an Punkten versuchst du, so konsistent und kompakt wie möglich zusammenzufassen und alles abzufedern, was möglich sein kann. Jede einzelne Möglichkeit kannst du aber eh nicht finden und dann hast du das Problem, dass du möglicherweise nicht bestrafen kannst, weil du den einen Punkt nicht aufgeschrieben hast. So kommst du am Ende des Tages auf diesen Passus», so Elsner.
Der ist allgemein gehalten. «Jede mündliche oder anderweitige Anweisung (Teamorder) an einen Fahrer oder Wettbewerber, die ein Qualifiying- oder Rennergebnis beeinträchtigen könnte, ist nicht erlaubt», heißt es in dem Reglements-Entwurf, der aktuell den Genehmigungsprozess beim DMSB und der FIA durchläuft.
Das Verbot ist weit gefasst, es ist handelnden Personen «nicht gestattet, Fahrer oder Wettbewerbern Teamanweisungen zu erteilen, aufzuerlegen oder versuchen, sie aufzuerlegen», heißt es weiter. Bei einem Verstoß kann die DTM hart durchgreifen, kündigt «Strafen bis hin zum Ausschluss von der Meisterschaft für alle beteiligten Parteien» an. Daneben sind also theoretisch alle weiteren Strafen im Bereich des Möglichen.
Welche Rolle hat Berger gespielt? Hat er seinem Team gesagt: «Macht!» oder hat er aktiv mitgewirkt?
«Beides», sagte Elsner. «Gerhard vertraut und zu 100 Prozent und wir ihm auch. Wir überlegen in unserer Runde, wie man es angehen kann, machen Vorschläge und stimmen es mit ihm ab. Er hat es am Ende für gut befunden. So läuft es mit dem ganzen Reglement. Wir bekommen Input, machen die Basisarbeit und stimmen es dann mit ihm ab, so dass wir komplett auf einer Linie agieren.»
Die Gruppe, die sich um das Reglement kümmert, besteht aus Elsner, Serienmanager Pierre Paukner, Layla Wagener, die aus sportlicher und technischer Sicht mit Michael Resl hauptverantwortlich ist, dem Technischen Kommissar Sebastian Amorth und dem neuen Rennleiter Scot Elkins, dazu gab es Input von Martin Tomczyk, der Ex-Champion arbeitet seit Anfang des Jahres bei der ITR und ist in erster Linie für die DTM Trophy zuständig. Hinzu kommen die DTM-Partner AvD und Dekra.
Was sagen Hersteller und Teams zu dem Entwurf? Noch nicht viel. «Es gab noch keinen Streit oder Diskussionspunkte, weil wir Anfang Februar das Thema mit den Herstellern besprechen, Ende Februar fangen wir mit den Arbeitsgruppen mit den Teams an. Feedback kommt jetzt schon rein, es ist aber noch nichts Dramatisches dabei.»