Roberto Ravaglia: Lamm hat Leidenschaft vorgelebt

Von Uwe Mahla
Roberto Ravaglia

Roberto Ravaglia

Das war natürlich die Knaller-Meldung: Timo Glock startet wieder in der DTM. Was aber ähnlich aufhorchen lässt, ist der Name Roberto Ravaglia, der in diesem Zusammenhang wieder in aller Munde ist.

Der italienische Multi-Tourenwagenmeister ist nämlich Teammanager der Mannschaft von Ceccato Racing, in dessen BMW M4 GT3 Glock am Wochenende 18./19. Juni in Imola zwei DTM-Starts absolvieren wird. (Das Team fährt derzeit in der italienischen Meisterschaft mit Glock/Klingmann an vorderster Front.)

Ich habe Roberto während meiner BMW-Zeit eine Zeitlang als Pressesprecher betreut und erinnere mich gern an das sympathische, nie von Starallüren geplagten Renn-Ass:
Der erste Weltmeister der Tourenwagen-Geschichte gründete 2001 gemeinsam mit seinem Freund Aldo Preo das Ravaglia-Team und führte dieses als Teammanager. Später benannten es die Partner entsprechend den Anfangsbuchstaben der Vornamen von Ravaglia und Preo in ROAL-Team um.

2018 verkauften sie das Team, das vor allem in der WTCC und durch die Einsätze mit Alex Zanardi erfolgreich war, an Gianfranco Ceccato – ein ehemaliger Rallyefahrer und heute ein großer BMW-Händler.

Seitdem kann Roberto wieder ausschließlich seiner Passion als Manager und Motor des Rennteams nachgehen. Er selbst hat diese Leidenschaft einmal so begründet: «Charly Lamm, der Schnitzer-Teammanager, der anfangs für viele Jahre mein Ingenieur war, bis die Telemetrie Einzug auch in den Tourenwagensport hielt, hat mir das vorgelebt. Charly öffnete jedes Mal, wenn ich an die Box gefahren kam, die rechte Tür, setzte sich neben mich und wir diskutierten die Veränderungen in der Fahrwerksabstimmung des Autos. Auch heute noch, nach den vielen Jahren, wenn ich in einem Serienauto im Straßenverkehr fahre, habe ich oft das Gefühl, als säße er auf meinem Beifahrersitz.»

Ich erinnere mich besonders und besonders gern an Robertos Zeit in der DTM: Als der gebürtige Venezianer Roberto Ravaglia (26. Mai 1967) sich anschickte, die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft zu gewinnen, war er bereits Welt- und zweimal Europameister.

Da die «Deutsche» aber in jenen Jahren den höchsten Stellenwert im internationalen Tourenwagensport hatte, wollte es der damals mittlerweile 32-Jährige genau wissen. 1989 sollte nach den Vorjahren der vierte Titel in Folge her. Mit Weltklasse-Piloten wie Gerhard Berger, Dieter Quester und Emanuele Pirro als Teamkollegen im Schnitzer Team hatte er jede Menge Rennschlachten erfolgreich ausgefochten.

Seine Cleverness im Rennen, seine Schnelligkeit, aber auch seine Zuverlässigkeit hatten ihn längst zu einem der weltbesten Piloten seiner Disziplin werden lassen. Nun aber, in der DTM, war primär bedingungsloser Speed gefragt.

Auch da ließ sich Roberto nicht lange bitten. Der Saisonverlauf sah zwar neun verschiedene Sieger auf drei verschiedenen Fabrikaten, BMW M3, Ford Sierre Cosworth und Mercedes 190 E 2.3-16. Vor dem letzten Rennen in Hockenheim lief es aber auf eine Entscheidung zwischen Ford-Mann Klaus Niedzwiedz und Ravaglia hinaus.

Die Ausgangslage für den Italiener war komfortabel. Ein elfter Rang in einem der beiden Wertungsläufe würde ihm genügen, selbst wenn sein Widersacher zweimal siegen würde. An der Schnitzer-Box hatten sie sich vergleichsweise relaxed eingerichtet. Und doch sollte es einmal mehr Ravaglias Besonnenheit sein, die gefordert war. Man schrieb die zehnte Runde, als sich Markengefährte Steve Soper im Zakspeed M3 verbremste und nur mit Mühe verhindern konnte, den Titelaspiranten abzuschießen. Stattdessen rutscht der Brite über die Wiese und in der Schikane direkt vor dessen Rennwagen.

Der aber, bis dahin souverän auf Titelkurs cruisend, sah das Malheur kommen und brachte den M3 Zentimeter vor der Soper-Blockade zum Stehen. Während uns BMW Leuten an der Box vor Schreck fast die Stoppuhren aus den Händen fielen, fuhr Ravaglia in aller Seelenruhe wieder an und beendete das Rennen auf Rang 10. Mission erfüllt.

Vor dem Rennen hatten er und der damalige BMW-Motorsportchef Karl-Heinz Kalbfell für den Fall des Titelgewinns vereinbart, mit Rennrädern von Mestre nach Freilassung zu fahren. Sie haben auch das vollbracht.

Ende der 90er Jahre schloss Ravaglia seine beispiellose Karriere als Fahrer ab, nicht ohne vorher noch dreimal italienischer Meister zu werden, 1997 einen dritten Gesamtrang in Le Mans herauszufahren und mehrere andere 24 Stunden-Rennen zu gewinnen. Danach widmete er sich seinem BMW Autohaus in Mestre auf dem Festland vor Venedig und seinem Rennteam. Letzteres bis heute.

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