Heyers Noris-Salto: «Alles wie selbstverständlich»

Von Uwe Mahla
Hans Heyer wie immer «auf der Hut»

Hans Heyer wie immer «auf der Hut»

Im Nachhall zum Norisring-Rennen kommt unserem Kolumnisten von den vielen dortigen spektakulären Ereignissen eines in Erinnerung, das auch sein Verständnis vom Journalismus nachdrücklich beeinflusst hat.

Hans Heyer kam beim Norisring-Rennen 1980 mit seinem piekfeinen Lancia Beta Montecarlo mit 270 Sachen die Start- und Zielgerade herunter geschossen. Beim Anbremsen der Spitzkehre barst eine Bremsscheibe, der Bolide krachte im 60 Grad-Winkel in die Leitplanke, überschlug sich sechsmal und landete – wie ich damals schrieb – wie ein vom Koch gewendeter Pfannkuchen auf dem Dach.

So viel vorab: Heyer krümmte sich kein Haar. Und das hatte nichts damit zu tun, dass er schon seit vielen Jahren nur über sehr schütteres Haupthaar verfügte.

Ich schilderte meinem damaligen Chefredakteur Herrmann Burnitz, der aus der Tiefe des Boulevard- Journalismus auf uns Enthusiasten aus der Motorsport-Szene gestoßen war (Standpunkte «was will der den hier» bzw. «Ihr habt doch vom Journalismus keine Ahnung») den Ablauf und auch, dass Heyer mir detailliert erklärt hatte, was er alles während der Sekunden in der Luft überlegt und gemacht hatte.

«Menschenskinder, Mahla, DAS musst Du aufschreiben – das ist die Geschichte.»

Da begann ich zu kapieren, was wirklicher Journalismus ist. Und ich schrieb auf, was Heyer mir in den Stenoblock diktierte, als ich ihn daraufhin anrief: «Als ich merkte, dass mein Lancia nicht mehr zu lenken war und nach links ausbrach, dachte ich, mein größtes Problem ist der Ertl, der kam mir nämlich auf der anderen Seite der Spitzkehre entgegen. Das Problem erledigte sich dann aber, und ich habe alles wie selbstverständlich gemacht – die Gurte stramm gezogen, die Zündung ausgeschaltet, den Feuerlöscher betätigt, die Arme über die Brust gekreuzt, den Kopf eingezogen und die Muskeln angespannt, damit der Kopf nicht durch die Gegend fliegt.»

Die Geschichte wurde noch abgerundet durch die Kaltblütigkeit, mit der Heyer, nachdem er sich aus dem völlig abgewrackten Rennauto befreit hatte, nochmals in aller Seelenruhe hinter sich griff, um den als sein persönliches Wahrzeichen weltweit bekannten Sepplhut zu bergen, den er als Maskottchen auch immer mit in die Rennrunden nahm.

Der Gipfel von allem war dann sein Kommentar dazu, ohne dass er die Ironie des Satzes überriss: «Das mach ich immer so.»

Burnitz beschaffte sensationelle Fotos von der unfreiwilligen Flugschau; ich sträubte mich zunächst gegen eine allzu reißerische Aufmachung des Artikels. Später erkannte ich aber: So darf man mit eine solche Geschichte umgehen! Das ist Journalismus, wie er vor Ereignis, Betroffenen und – vor allem – Konsumenten vertretbar ist.


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