160 Jahre Opel: Alles begann in einem Kuhstall
Manuel Reuter 1996 in der ITC
Die Firmengründung sowie die Aufnahme der Produktion von Nähmaschinen durch Adam Opel erfolgte Ende August 1862 in einem ehemaligen Kuhstall in Rüsselsheim, also vor 160 Jahren. Rasch wuchs das Unternehmen, entwickelte sich zu einem der größten Nähmaschinenproduzenten in Deutschland und exportiert nach ganz Europa. 1886 erweiterte man das Portfolio mit dem ersten Hochrad mit Fahrrädern und avancierte in den 1920er Jahren zum weltgrößten Fahrradhersteller.
Die Produktion, die Opel bis heute zu Weltruhm verhelfen sollte, war jedoch die der Automobile. 1899, Adam Opel war inzwischen verstorben, bedrängten dessen fünf Söhne ihre Mutter und Firmenchefin sich dem Automobilbau und damit dem mobilisierten Fortschritt zu widmen. Da man mit dem Automobilbau völliges Neuland betreten wollte und auch keinen adäquaten Techniker in seinen Reihen zählte, übernahmen die Rüsselsheimer die gesamte Produktion des in Dessau ansässigen großherzoglichen Hofwagenbauers Friedrich Lutzmann. Das erste Fahrzeug, was in Rüsselsheim gebaut wurde hieß daher Opel-Patentmotorwagen «System Lutzmann».
So wie die ersten Automobile der Geschichte, war auch der «Lutzmann» ein kutschenähnlicher Motorwagen. Das legendäre Opel-Erstlingswerk wurde von einem 1,5 Liter Otto-Motor angetrieben und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 20 km/h.
Als Anfang des letzten Jahrhunderts der motorsportliche Wettkampf Gestalt annahm, waren auch Opel-Fahrzeuge mit von der Partie. Eine schon relativ bedeutungsvolle Rennveranstaltung war die Herkomer Fahrt, bzw. Prinz-Heinrich-Fahrt, wie sie ab 1908 genannt wurde. Bei dieser Städtefahrt mit jährlich wechselnden Start- und Zielorten konnten sich Fritz Opel und vor allem Carl Jörns als Opel-Lenker in die Siegerlisten eintragen.
Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges hatte sich das hessische Unternehmen zum größten deutschen Automobilhersteller gemausert. Als im Jahre 1921 die Berliner AVUS eingeweiht wurde, siegte Fritz von Opel, ein Enkel des Unternehmensgründers, im «Firmenwagen».
Ab 1924 entstand in den Rüsselsheimer Fabrikhallen dann der gleichermaßen bekannte, wie auch bei zahlreichen Käufern beliebte «Opel-Laubfrosch», in dessen Name sich schon ein Indiz für seine Farbgebung verbarg. Durch die Einführung der Fließbandfertigung konnte Opel die Verkaufspreise deutlich senken, worauf sich breitere Bevölkerungsschichten mobilisieren konnten.
1928 bescherte Fritz von Opel den Rüsselsheimern, wiederum auf der Berliner AVUS, jede Menge Publicity, als er den Opel RAK II enthüllte. Angetrieben von 24 Feststoffraketen beschleunigte er dieses Gefährt auf eine damals vielbestaunte Höchstgeschwindigkeit von 238 km/h. Da die Fahrgeschwindigkeit, wie auch beim RAK I und dem späteren Schienenfahrzeug RAK III, kaum dosierbar war, erlangte diese Antriebsvariante allerdings keine Bedeutung im Fahrzeugbau.
Im darauffolgenden Jahr fusionierte Opel mit General Motors und stieg ebenfalls in den Luxuswagenbau ein. Opel Super 6 -Cabriolet hieß die Nobelkarosse, wobei der Aufbau vom Karosserie-Spezialist Gläser aus Dresden kam. Das Sechszylinder-Modell mit 2,5 Liter Hubraum und 55 PS wurde allerdings nur ein Jahr gebaut. Die Verkaufs- bzw. Zulassungszahlen insgesamt gestalteten sich allerdings sehr erfreulich. Dabei ging das Konzept der schlichten, robusten und vor allem preiswerten Autos voll und ganz auf. Typischste Vertreter waren das 1,2 l -Modell und der Opel P4.
Aber auch in der Mittelklasse mischte Opel kräftig mit. In den 1950er-Jahren bis Mitte der 1960er war dann der geräumige und komfortable „Kapitän“ Opels Spitzenmodell. Mit dem Opel-GT legten die Rüsselsheimer 1968 ihr Familienkutschen-Image ab. Die Serienproduktion des kleinen, erschwinglichen Sportwagens lief im darauffolgenden Jahr an. Später nahm Opel den „Manta“ in die Modellpalette auf, ein Auto das Kult wurde und dem in den 1990er Jahren sogar zwei Kinofilme gewidmet wurden.
Im Motorsport feierte Opel Ende des letzten Jahrhunderts wieder einige Erfolge. So gewann Walter Röhrl mit seinem damaligen Beifahrer Jochen Berger auf einem Ascona SR 1974 die Rallye-Europameisterschaft.
Acht Jahre später siegte «der Lange» aus Regensburg mit Christian Geistdörfer auf dem heißen Sitz im 240 PS starken Opel Ascona 400 gegen starke Allrad-Konkurrenz bei der prestigeträchtigen Rallye Monte Carlo und gewann am Jahresende die Weltmeisterschaft.
Im Tourenwagensport und insbesondere in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) hielt jahrelang Volker Strycek die Opel-Fahne hoch.
1994 erfolgte dann der werkseitige Einstieg von Opel in die DTM mit dem Calibra. Im dritten Jahr, die DTM hatte sich inzwischen zur weltweit auftretenden ITC entwickelt, hieß der Gesamtsieger Manuel Reuter. Auch die Markenwertung ging an die Rüsselsheimer.
Das war gleichzeitig die letzte DTM- bzw. ITC-Saison der Klasse-1-Tourenwagen. Opel betätigte sich fortan in der kostengünstigeren Klasse 2 und konnte mit dem Opel Vectra und den Piloten Manuel Reuter, Uwe Alzen, Eric Helary und Alexander Burgstaller 1998 die Markenwertung des Supertourenwagen Cups (STW) für sich entscheiden.
Nach der Wiederbelebung der DTM 2000 war auch Opel wieder in Deutschlands höchster Tourenwagenserie werkseitig vertreten. Darüber hinaus war Opel seit 1990 für viele Jahre Motorenlieferant in der Formel 3, sodass viele der späteren Formel-1 -Stars ihre Karriereleiter auch über die Sprosse Opel empor kletterten. Zu Meisterehren in der Deutschen Formel 3 Meisterschaft kamen mit Opel-Aggregaten hinter sich zum Beispiel Jos Verstappen (1993), Jarno Trulli (1996) und Nick Heidfeld 1997).
Aktuell setzt auch Opel auf die E-Mobilität, auch im Motorsport und trägt seit 2021 mit dem Opel Corsa-e Rallye den ADAC Opel e-Rally Cup, dem ersten elektrischen Rallye-Markenpokal weltweit, aus.
Seit der Übernahme durch den französischen Konzern PSA (Citroen und Peugeot) 2017 sowie nach der Fusion von PSA und des italienischen Konzerns FCA (Fiat und Chrysler) 2021 ist Opel heutzutage Teil des danach neu gegründeten Konzerns Stellantis.