Aggressiv, emotional: Die heiße Phase des Titelkampfs
Sheldon van der Linde
Mirko Bortlotti ist nicht unbedingt der Mann großer Worte. Der Italiener wollte dann im Vorfeld des vorletzten Rennwochenendes der DTM in Spielberg nicht groß über den Titelkampf sprechen.
Es ist ein eher unangenehmes Thema, da er zur Halbzeit noch Tabellenführer war und inzwischen 36 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Sheldon van der Linde hat. Während der Südafrikaner mit kühlem Kopf die großen Punkte einfuhr, ließ Bortolotti viele Zähler leichtfertig liegen.
«Ist es mathematisch noch möglich? Dann hast du dir selbst die Antwort gegeben», sagte Bortolotti im Rahmen der Pressekonferenz auf die Frage, ob er noch an den Titelgewinn glaube. «Wir müssen als Paket abliefern, das ist das Hauptziel. Wenn wir das nicht schaffen, macht es keinen Sinn, Zeit damit zu verschwenden, zu schauen, was die Gegner machen.»
Auch im SPEEDWEEK-Interview beließ es Bortolotti dabei, dass er sich auf sich selbst und die Teamarbeit konzentriere. «Wenn wir unser Potenzial abrufen könne, können wir jeden schlagen. Das ist mein Ziel.»
Van der Linde hat den Titel-Coup selbst in der Hand, noch dazu im BMW-Land Spielberg. Der M4 GT3 funktioniert auf dem Red Bull Ring, van der Lindes Schubert-Team gewann holte im GT Masters im Mai einen Doppelsieg.
130 Punkte hat van der Linde und dabei 32 Zähler Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Lucas Auer (Winward-Mercedes). «Wir gehen jetzt auf die Endphase zu. Das wird aggressiv und es werden viele Emotionen dabei sein», sagte Auer, der davon ausgeht, dass die Meisterschaft am Sonntag in Hockenheim entschieden wird.
Es geht aber deutlich früher. Van der Linde müsste nach dem Rennwochenende in Spielberg 59 Punkte haben, dann wäre er nicht mehr einzuholen und vorzeitig Meister. «Natürlich sieht es in der Meisterschaft gut für mich aus, aber ich bin bisher immer gut damit gefahren, mich nur auf das nächste Rennen zu konzentrieren. Daran werde ich nichts ändern», sagte van der Linde.
Das gilt auch für das Team, die Mannschaft von Torsten Schubert liegt im Teamklassement mit 37 Zählern in Front. Teammanager Marcel Schmidt betont: «Das bevorstehende Wochenende auf dem Red Bull Ring ist mit Blick auf den Titelkampf von enormer Bedeutung. Wir sind in einer guten Position und wollen gerne mit dieser Ausgangslage ins Finale gehen. In Spa-Francorchamps hatten wir es nicht leicht, aber das Team und Sheldon haben die richtigen Entscheidungen getroffen. Das ist es, worauf es in dieser Phase der Saison ankommt. Wir waren mit unserem Ansatz bisher erfolgreich und dürfen uns davon auch mit dem Ziel vor Augen nicht abbringen lassen.»
«Sheldon macht einen unglaublichen Job! Er ist so schnell und dabei sehr konstant», sagte Teamkollege Philipp Eng. Das ist der Schlüssel in der DTM. Van der Linde hat ihn in der Hand und die Tür zum Titel bereits geöffnet. Er muss nur noch durchgehen.