«Paffett kann nur noch gewinnen»
Paffett und Ekström: Aussichtslose Lage?
Zu jenen, die davon ausgehen, dass der DTM-Titelkampf 2009 quasi schon zu Gunsten von [*Person Timo Scheider*] gelaufen ist, zählt auch Bernd Schneider. «Timo hat den Titel im Sack», glaubt der DTM-Rekordmeister. «Er selber sieht das zwar nicht so, weil man als Rennfahrer daran glaubt, dass immer noch alles möglich ist. Aber in der Theorie kann da nichts mehr passieren.»
Andererseits: Steht Scheider in Dijon in der ersten Kurve im Kiesbett, und Ekström oder Paffett gewinnen ... «Klar», sagt Schneider. «Deswegen darf er sich nicht zu sicher fühlen, und das tut er wahrscheinlich auch nicht. Aber aus Sicht der Konkurrenz sieht der Kampf eher aussichtslos aus. Scheider weiss ja ganz genau, wie viel Risiko er eingehen muss, um den Titel zu gewinnen.»
Eine eher defensive Taktik hielte Schneider, der diese Situation zur Genüge kennt, dennoch für einen Fehler: «Er muss das Rennen angehen wie jedes andere – zumindest bis direkt nach dem Start. Danach muss man sehen, wie sich das Rennen entwickelt und entsprechend Rücksicht nehmen.»
Trotz der starken Vorstellung beim ITR-Test und der vielen, dem Audi wie auf den Leib geschneiderten schnellen Kurven, sieht der 44-Jährige die Ingolstädter nicht in der Favoritenrolle: «Dazu sind die beiden Hersteller zu ausgeglichen, zumal mit gleichem Gewicht. Auf der vermeintlichen Audi-Strecke in Zandvoort hat Mercedes trotz 10 Kilo Ballast gewonnen. Ich bin sehr gespannt und freue mich auf das Rennen.»
Einen «Set-up-Lapsus» wie zuletzt in Barcelona dürfen sich die Schwaben allerdings nicht mehr leisten. «Ich weiss nicht, was da los war», sagt Schneider. «Ich war überrascht, wie stark Mercedes trotz 10 Kilo im Qualifying war. Und der Longrun war ja bis dato immer die Paradedisziplin des Autos gewesen. Dabei glaube ich nicht, dass die 2009er-C-Klasse besonders kritisch in der Abstimmung ist. Aber in irgendeinem Punkt sind sie offensichtlich daneben gelegen. Das ist in der DTM ja nicht schwierig. Wenn man sich beim Set-up ein, zwei Zehntel einhandelt und dazu noch etwas schwerer ist, dann kann so was passieren.»
Auch der Audi-Truppe in den letzten beiden Rennen. «Natürlich», sagt der AMG-Markenbotschafter. «Barcelona hat ganz deutlich gezeigt, wie dünn die Luft an der Spitze ist. Audi hatte den grossen Vorteil, dass sie nur nach Kristensens Sieg beim Auftakt bei einem Rennen schwerer waren als Mercedes. Ab dem vierten Lauf war Mercedes immer im Nachteil – sowohl punktemässig als auch in Bezug auf das Gewicht. Das Problem war eben, dass bei Mercedes immer ein anderer dafür gesorgt hat, dass sie Gewicht reinkriegen, und jeder mal ein schlechtes Wochenende hatte. Und immer wenn Audi stark war und Gewicht zuladen musste, hat Scheider auch gut gepunktet.»
Obwohl die neuen Autos beider Hersteller in Dijon gleich schwer sind, ergibt sich daraus für Gary Paffett ein weiterer Nachteil im Titelkampf, wie Schneider weiss: «Angenommen, Gary gewinnt in Dijon, dann bedeutet das wieder 10 Kilo Mehrgewicht beim Finale. Der positive Aspekt aus seiner Sicht ist, dass er nur noch gewinnen kann, weil jeder glaubt, dass er schon verloren hat.»