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Michal Knapp: Lange um Onkel Grzegorz getrauert

Von Thorsten Horn
Michal Knapp

Michal Knapp

Wer schon einmal ein Bahnrennen in Polen besucht hat, weiß wie euphorisch die dortigen Fans sind: Mit enormem Lokalpatriotismus ausgestattet, natürlich in erster Linie in Bezug auf ihre Landsleute.

Nun, so ein Hexenkessel war die Arena Lodowa in Tomaszow Mazowieki bei der Eisspeedway-Europameisterschaft am vergangenen Sonntag nicht, konnte sie auch nicht sein. Wegen behördlicher Corona-Bestimmungen waren auch dort keine Zuschauer zugelassen, weshalb Lokalmatador Michal Knapp ohne Fan-Rückenwind auskommen musste.

Mit drei Punkten landete der 39-Jährige aus Graudenz in der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern auf dem 13. Rang, was für den bisherigen Gelegenheits-Motorsportler nicht so schlecht ist. Ein besseres Resultat vereitelte sein vierter Heat, in welchem er hart zu Boden ging. Trotz offensichtlichen Schmerzen drehte er in seinem letzten Lauf in doppelter Hinsicht aufrecht (sitzend) seine Runden, gerade so, als wenn die Halle voll wäre und es die Fans von ihm erwarten würden.

«Ich bin durch meinen Onkel Grzegorz zum Eisspeedway gekommen. Im Winter 2010/2011 hat er auf einem zugefrorenen See trainiert. Ich habe war dabei, habe große Augen gemacht und wollte das unbedingt auch einmal ausprobieren. Dann ging alles sehr schnell. Ich bin gefahren und habe sofort gesagt, das ist es, was ich auch machen will. Er hatte sich damals gerade ein neues Motorrad aufgebaut und ich habe daraufhin seine uralte Jawa übernommen. Diese hatte hinten noch nicht einmal Federung», erklärt der 1,94 m große und 100 kg schwere nicht gerade Bahnsport-Modellathlet zu seinem Karrierebeginn.

Grzegorz Knapp war einer von vielen Bahnsport-Volkshelden in Polen. Er vor allen, weil er klassisches und zudem Eisspeedway fuhr. Im herkömmlichen Speedway war der 1979 geborene Grzegorz nicht gerade ein Überflieger, doch im Eisspeedway war er der erste erfolgreiche Pole und genoss dadurch Heldenstatus. 2008 hatte er mit Iceracing angefangen und belegte 2012 und 2013 als permanenter Grand-Prix-Fahrer jeweils den elften WM-Rang. Am 22. Juni 2014 verlor er im Alter von 35 Jahren bei einem Rennen im belgischen Heusden-Zolder sein Leben.

Michal Knapps erstes Rennen war nach nur wenigen Übungseinheiten 2012 die Eisspeedway-Team-WM im russischen Togliatti, bei der er das polnische Trio komplettierte. Nachdem Grzegorz tödlich verunglückt war, wollte Michal nichts mehr vom Motorsport wissen. «Unsere Familie hat lange um ihn getrauert», sagte er SPEEDWEEK.com dazu.

Als sich die Promotionfirma speedwayevents.pl für die Ausrichtung der Eisspeedway-EM im März 2020 in Tomaszow Mazowieki bewarb, wollten sie gern einen polnischen Fahrer dabei haben. Viele boten sich nicht an, sodass man Michal fragte, ob er wieder fahren würde. Er erklärte sich bereit und wollte vorher in Polen oder Tschechien trainieren. Allerdings machte ihm zunächst das zu warme Wetter einen Strich durch die Rechnung und dann kam Covid-19. Da sich auch für das zweimal nach hinten geschobene Rennen, erst in den August und schließlich auf den 13. Dezember, keine Trainingsmöglichkeiten für Michal Knapp ergaben, waren, abgesehen von einzelnen Spaßrunden auf zugefrorenen Seen in den Jahren 2015 bis 2017, die zwei Trainingsturns und das kurz Startbandtraining am Vortag der EM seine ersten ernsthaften Runden auf Eis seit langem.

Trotz aller widriger Umstände hatte er viel Spaß: «Für klassisches Speedway habe ich mich zwar, wie wahrscheinlich alle Polen, ebenfalls interessiert, aber, anders als Grzegorz, wollte ich nie selbst fahren. Mittlerweile bin ich dafür auch zu alt. Eisspeedway will ich hingegen noch ein paar Jahre fahren.»

Ergebnisse Eisspeedway-EM-Finale:

1. Dmitri Solyannikov (RUS), 15+3 Punkte
2. Konstantin Kolenkin (RUS), 13+2
3. Nikita Toloknov (RUS), 13+1
4. Stefan Svensson (S), 10+0
5. Ove Ledström (S), 11
6. Johann Weber (D), 11
7. Franz Zorn (A), 9
8. Andrej Divis (CZ), 7
9. Jasper Iwema (NL), 6
10. Aki Ala-Riihimäki (FIN),5
11. Luca Bauer (D), 5
12. Jiri Wildt (CZ), 4
13. Michal Knapp (PL), 4
14. Benedikt Monn (D), 3
15. Lukas Hutla (CZ), 2
16. Atte Suolammi (FIN), 1

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