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Eis-Europameister: Vorwurf der Frauenfeindlichkeit

Von Ivo Schützbach
Dmitri Solyannikov: Handschlag verweigert

Dmitri Solyannikov: Handschlag verweigert

Sportverbände weltweit haben in den letzten Jahren viel unternommen, um gegen Frauenfeindlichkeit und Rassismus vorzugehen. Eisspeedway-Europameister Dmitri Solyannikov leistete sich einen Fauxpas.

Mit erst 21 Jahren wurde der Russe Dmitri Solyannikov am vergangenen Sonntag im polnischen Tomaszow Mazowieki ungeschlagen Eisspeedway-Europameister.

Sportlich war er der herausragende Fahrer des Nachmittags, doch eine kleine Geste mit riesiger Wirkung sorgt jetzt für viel Aufregung.

Während der Pokalübergabe bei der Siegerehrung ließ sich Solyannikov von den Männern per Handschlag gratulieren, welche die Trophäen an den Zweit- und Drittplatzierten überreichten. Als er dann von Anna Krupka, der polnischen Staatssekretärin für Sport und Touristik, deren Ministerium auch noch einer der Hauptsponsoren war, den Pokal für Platz 1 erhielt, verweigerte er als Moslem die Entgegennahme der Gratulation, obwohl sie ihm ohnehin nur die Corona-Faust hinstreckte.

Streng religiöse Moslems argumentieren, dass die Berührung einer Frau, mit der sie nicht verheiratet sind, verboten ist. Das Verweigern des Handschlags wird aber in vielen Ländern als große Respektlosigkeit empfunden.

In den Benimm-Regeln Knigge steht dazu: «Einen angebotenen Handschlag zu übergehen, ist in jedem Fall ein rücksichtsloser Affront, der mit Überlegenheit nichts zu tun hat.»

Um delikaten Situationen vorzubeugen gilt im Sport die Regel, dass Religion und Politik außen vor zu bleiben haben. Diskriminierungen aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder sexueller Ausrichtung sind untersagt und werden üblicherweise streng geahndet.

Trotzdem kommen sie immer wieder vor. So wurde zum Beispiel der ägyptische Judoka Islam El Shehaby von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 vom Ägyptischen Olympischen Komitee nach Hause geschickt, nachdem er sich geweigert hatte, seinem israelischen Kontrahenten Or Sasson nach dem Kampf die Hand zu geben. Das wurde als grobe Unsportlichkeit eingestuft.

Eisspeedway-Europameister Solyannikov verweigerte zwar den Handschlag, brachte seine Ehrerbietung gegenüber der Staatssekretärin aber zum Ausdruck, indem er seine Hand aufs Herz legte und sich leicht verbeugte.

Laut Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, gibt es «keine zwingende theologische Begründung» Frauen den Handschlag zu verweigern.

So sieht das auch Serap Güler, Staatssekretärin für Integration in Nordrhein-Westfalen und selbst Muslima. «Im Sport herrschen klare Regeln, an die sich alle Sportler halten müssen», sagte sie gegenüber Bild. «Wenn sie aus religiösen Gründen bestimmte Dinge nicht mitmachen möchten, müssen sie sich grundsätzlich fragen, ob sie in einer aufgeklärten Gesellschaft, in der ein Handschlag lediglich ein Handschlag und keine Ehrverletzung ist, richtig sind.»

Jahrhundertelang haben Frauen um Gleichberechtigung gekämpft, in einigen Teilen der Welt ist diese bis heute nur Wunschtraum. Das Verhalten eines Spitzensportlers wie Solyannikov muss also kritisch betrachtet werden.

Im Motorsport gibt es nur wenige erfolgreiche Moslems wie den ehemaligen Supersport-Weltmeister Kenan Sofuoglu, seinen türkischen Landsmann Toprak Razgatlioglu, dieses Jahr Vierter der Superbike-Weltmeisterschaft, die türkischen Zwillinge Deniz und Can Öncü, die den Red Bull Rookies Cup dominierten, Moto2-Pilot Hafizh Syahrin aus Malaysia oder den Katari Nasser Al-Attiyah, der zweimal im Auto die Rallye Dakar gewann.

Der Automobil-Weltverband FIA sowie dessen Motorrad-Pendant FIM hatten bislang wenig mit kulturellen Unterschieden zu tun, wie wir sie während der Siegerehrung in Tomaszow Mazowieki erlebt haben. Entsprechend schwer tun sich die Funktionäre mit der Einordnung der Ereignisse.

Wo endet die Religionsfreiheit und wo beginnen Respektlosigkeit und Frauenfeindlichkeit?

Sofuoglu, mit fünf WM-Titeln der erfolgreichste Moslem im Motorrad-Rennsport, bezog gegenüber SPEEDWEEK.com Position. «Letztlich geht es um Toleranz», unterstrich der 36-Jährige. «Auch wenn der Islam das Berühren einer Frau außerhalb der Familie verbietet, bedeutet das nicht, dass es das Ende der Welt wäre. Wenn du das tust, ist das nichts sehr Schlimmes, das ist eine extrem strikte Auslegung. Ich persönlich gebe einer Frau die Hand, ich will mir aber nicht anmaßen zu sagen, ob das richtig oder falsch ist. Er (Solyannikov, Anm. der Red.) hat diese Entscheidung für sich getroffen. Obwohl ich meine Religion so gut wie möglich befolge, stimme ich ihm nicht 100-prozentig zu. Vielleicht versucht er wirklich alles zu befolgen, was uns der Islam sagt.»

Historisch betrachtet ist das Händereichen ein Friedensangebot: So demonstrierte man dem Gegenüber, dass man unbewaffnet ist.

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