Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Florian Bauer: Einmal Suzuka und zurück

Kolumne von Florian Bauer
Bis letztes Jahr war ich noch in der IDM Supersport unterwegs. Für Suzuka habe ich mich aber nochmals aufs Motorrad geschwungen und bin bei der Langstrecken-WM angetreten. Es war toll.

Die Acht-Stunden von Suzuka waren einfach ein super Erlebnis. Ich bin froh, ein Mal dabei gewesen zu sein und dann auch noch aktiv als Fahrer. So wahnsinnig viele deutsche Piloten waren da glaube ich noch nicht am Start.

Für das Motobox Kremer Team by Shell Advance wurden zu Beginn des Trips zwei Ziele festgelegt: Ankommen und nicht Letzter werden. In den ersten freien Trainings herrschte zum Teil positive Stimmung - aufgrund der tollen Strecke und Atmosphäre, zum Teil aber auch ein wenig Ernüchterung: Im ersten freien Training waren wir auf Platz 62. Bei 63 teilnehmenden Teams.

Da für alle drei Fahrer die Strecke Neuland war, wurden die freien Trainings genutzt, so viel wie möglich von den Ortskundigen abzuschauen. Super Zeiten kommen auf diese Art und Weise natürlich nicht zustande. Der eine oder andere Trick konnte jedoch abgeschaut werden. Für das Quali galt es, alle Puzzleteile zusammen zu setzen und in eine schnelle Runde zu packen. Am Ende reichte es für Platz 56.

Verglichen mit den ganzen Werksmotorrädern, wie z.B Yoshimura Suzuki oder dem späteren Sieger Musashi Harc-Pro Honda, verloren wir allein auf den Geraden 30km/h. Lange Schwinge, einstellbare Gabelbrücke bis hin zur Traktionskontrolle. Der Unterschied zwischen den Motorrädern war enorm. Das fahrerische Potential eines Van der Mark, Haslam, Reas oder Haga muss, denke ich, nicht näher erläutert werden. Da kommen auf einer 5,8 Kilometer langen Strecke schnell neun Sekunden Differenz pro Runde zusammen. Das Mittelfeld war jedoch nicht aussichtslos weit entfernt, mit einer konstanten Rennpace ohne Zwischenfälle ein durchaus mögliches Ziel. Ich merkte, wir sind hier nicht am falschen Platz und können durchaus mitfahren.

Die Abmachung war, der schnellste Fahrer im Quali darf entscheiden, wer startet. Ich war glücklicherweise der Schnellste und entschied mich, auch zu starten. Wenn bei so einem besonderen Langstreckenrennen die Möglichkeit besteht, den Start zu fahren, sollte man es sich nicht entgehen lassen. Ganz davon abgesehen lag mir das Starten schon immer. Vor dem Rennstart bekam ich noch ein paar persönliche Tipps von Morimoto-San, dem ehemaligen Präsidenten von Yamaha Motor Deutschland, der selber vor einigen Jahren in Suzuka die Acht-Stunden bestritt.

Das Rennen selbst verlief für unser Team bis kurz vor Schluss ohne größere Probleme. Start verlief gut, einige Positionen gut gemacht und nach cirka einer Stunde auf Platz 48 an Timo Paavilainen abgegeben. Martin Scherrer übernahm als dritter Pilot und übergab auf Platz 40 liegend wieder an mich. Gegen Ende meines dritten Turns war es schon dunkel und es begann zu regnen.

Der Boxenstopp und die Entscheidung auf Regenreifen zu wechseln, kam perfekt. Timo Paavilainen hatte noch die letzte halbe Stunde unter diesen heiklen Bedingungen zu absolvieren. Zwei Runden vor Schluss, auf Platz 29 liegend, erlitt der Hinterreifen einen Defekt. Timo entschied sich richtigerweise, das Rennen ohne zusätzlichen Stopp zu beenden.

Wir beendeten als einziges deutsches Team das Rennen von Suzuka auf einem für uns überragenden 31. Platz. Alle waren überaus zufrieden, wenn man die ersten gesetzten Ziele betrachtet. Unsere Boxencrew hat wirklich einzigartige Arbeit geleistet. Sieben Stopps und von den Standzeiten her absolut in Top-Team-Regionen. Vielen Dank an das gesamte Team. Klasse Arbeit für eine so kleine private Truppe.

Für mich war es das tollste Rennen meiner Karriere. Ein wirklich besonderer Moment.

Brutales Klima und seltsames Frühstück

Das allgemeine Interesse am Motorsport in Japan ist prinzipiell sehr groß. Das Rennen von Suzuka ist das absolut größte und wichtigste Motorradereignis für die Japaner. Das war während der zahlreichen und überfüllten Pitwalks sowie beim Rennstart nicht zu übersehen. Sehr viele Zuschauer und jeder einzelne absolut begeistert von den Motorrädern und Fahrern. Als Fahrer wird man nahezu als Held von den Fans behandelt, die überaus freundlich und dankbar über jedes Autogramm und Foto sind.

Das Essen? Eigentlich super! Bis auf’s Frühstück top. Denn Reis mit rohem Ei und Makrelen. Naja. Kenny Roberts hat's geschmeckt, mit einer japanischen Frau muss man sich wahrscheinlich daran gewöhnen. Beim Essen waren wir meistens in guter Gesellschaft mit Kenny Roberts, Kevin Schwantz, Kagayama, Haga, Haslam Senior und Junior.

Das Klima war für Nicht-Japaner schon abartig. Die Hitze ist intensiver als hier und die Luftfeuchtigkeit ist so extrem hoch, das macht sich besonders bei den langen Turns von über einer Stunde bemerkbar. Aber geht schon, wenn man fit ist.

Von Japan selber haben wir nicht viel gesehen. Wir sind ziemlich bald nach dem Rennen zurückgeflogen und hatten uns auch keinen Mietwagen geleistet.

Kevin Schwantz war total locker und hat sich auch mit mir unterhalten, als wir bei den Yoshimura Boxenstopps zugeschaut haben. Er hat sogar jeden Versuch gefilmt und danach genau mit Kagayama durchgesprochen, weil sie anscheinend langsamer waren. Profi eben.

Alles in allem ein wirklich tolles Erlebnis!

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