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24h Spa Analyse: Wie schnell war Audi wirklich?

Von Oliver Runschke
So siegte Audi in Belgien: SPEEDWEEK.com hat die Rundenzeiten von Audi, BMW, Mercedes und Bentley bei den 24h analysiert.

Kein GT3-Rennen ohne Gejammer über die Fahrzeugeinstufung: Seit der Einführung der GT3-Klasse ist die Einstufung ständiger Wegbegleiter. Mal wird lauter, mal leiser über die gefürchtete «Balance of Performance» geschimpft. Bei den 24h von Spa gab das Rennen selbst die beste Antwort auf das Dauer-Reizthema: Audi schlug BMW nach 24h-Stunden um knappe sieben Sekunden. Bei der geringen Differenz ist klar: Viel kann der Veranstalter bei seiner Fahrzeugeinstufung kaum falsch gemacht, dass Rennen war packend bis zum Schluss. Doch wie schnell waren Audi, BMW, Mercedes und Neuzugang Bentley wirklich? Wir haben die Rundenzeiten analysiert.

Audi mit Vorteil bei der Einstufung?

Vor dem Rennen war das Geschrei im Fahrerlager gross: Audi hatte eine neue Einstufung für den R8 LMS ultra verpasst bekommen. Der Restriktor durfte um drei Millimeter grösser ausfallen, dazu dürften die R8 LMS ultra zehn Kilo Balllast ausladen.

Analysiert man die Rundenzeiten des zweitplatzierten #77 MarcVDS-BMW (Luhr/Werner/Palttala) mit dem #3 WRT-Audi (Mies/Stippler/Nash, Platz drei im Rennen) und des #26 Sainteloc-Audi (Ortelli/Sandström/Guilvert, Platz vier), dem schnellsten R8 in den ersten drei Läufen der Blancpain Endurance Series, zeigt sich: Im Schnitt der schnellsten 50 Rennrunden liegen beide Audi und der BMW innerhalb einer Zehntelsekunde, ebenso über die schnellsten 100 und 200 Runden. Ergo: Audi und BMW kämpften mit identischen Waffen gegeneinander, noch besser kann man R8 und Z4 nicht gegeneinander ausbalancieren.

Ein Vergleich der Performance mit dem Sieger #1 WRT-Audi von René Rast, Markus Winkelhock und Laurens Vanthoor hinkt: Das Sieger-Trio war fahrerisch in einer Galaxie unterwegs und brannte Zeiten den Asphalt, denen kein anderer Audi auch nur im Ansatz folgen konnte. Im Schnitt der schnellsten 50 Runden nahmen Rast/Winkelhock/Vanthoor ihren weder langsamen und unerfahrenen Markenkollegen auf identischem Material 0,3 Sekunden ab, im Schnitt über 100 Runden sogar 0,4 Sekunden – in jeder Runde!

Die Sieger fuhren satte 99 Mal während 527 Runden unter 2:22 Minuten, während der #3 Audi 41 Mal, der #26 Audi 38 Mal und der #77 BMW 36 Mal die Marke von 2:22 knacken konnte.

Rast, Winkelhock und Vanthoor stellten Dinge mit ihrem R8 an, bei denen selbst ihre Markenkollegen nur staunen konnten.

Dreifache Le-Mans-Sieger kamen nicht in Tritt

Zu denen zählten auch die dreifachen Le-Mans-Sieger André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer, die allerdings hinter den Erwartungen zurückblieben. Der Gag, nach dem Le-Mans-Sieg auch schnell mal in Spa abzukassieren, ging nicht auf. Von den vier Top-Audi, den Exemplaren von WRT und Sainteloc, waren die Sportwagen-Weltmeister von 2012 das langsamste Trio. Zur Ehrenrettung der LMP1-Asse sei allerdings gesagt: Lotterer, Fässler und Treluyer verpassten den Testtag, hatten dazu keine Erfahrung mit den sehr speziellen Pirelli-Einheitsreifen und im Fall von Lotterer und Treluyer auch nur sehr begrenzte Erfahrung im GT3-R8 LMS ultra.

Schnellster Mercedes SLS AMG mit Problemen

Grund zur Klage hatte nach dem Rennen allenfalls Mercedes. Der SLS AMG verlor im Schnitt 0,2 bis 0,3 Sekunden auf den #26 Sainteloc-Audi und den #77 Marc-BMW, von der Differenz zum absurd schnellen Sieger-Audi ganz zu schweigen. Wobei der fünftplatzierte #86 SLS AMG von Maximilian Buhk, Maximilian Götz und Jazeman Jafaar noch nicht einmal der schnellste Flügeltürer im Rennen war.

Das Trio um Bernd Schneider, der sich auch die schnellste Rennrunde gutschreiben lassen konnte, in der Startnummer 84 nahm dem HTP-Schwesterauto mit der #86 den Schneid ab und war klar schneller. Nach zahlreich kleineren Problemen sprang für Schneider, Nico Verdonck und Harold Primat nur Rang neun raus.

Bentley hat noch Nachholbedarf

Nicht für einen Top-Fünf-Platz gut waren die beiden Bentley Continental GT3, die sich nach kleinen Problemen in den ersten beiden Rennstunden während der 24h nie richtig in Szene setzen konnten. Nach zwei Siegen in Folge in der schwächer besetzten Blancpain Endurance Series musste der V8-Biturbo des Bentley in Spa mit weniger Ladedruck auskommen, dazu gab es Gewicht. Durch die Kombination von Neueinstufung und deutlich härterer Konkurrenz fehlte es dem Bentley-Topauto mit Smith, Kane, Meyrick an Tempo, wie die Rundenanalyse zeigt. Den Speed der deutschen GT3-Konkurrenz konnte der Continental nicht gehen.

Bei dem Aufwand, mit dem Bentley operiert, ist es aber nur eine Frage der Zeit, wann das Dickschiff auf England ganz vorn mitmischt. Immerhin: Bentley sah die Performance realistisch. Entwicklungsvorstand Rolf Frech: «Wir haben viele Daten gesammelt und wir wissen, dass wir hart arbeiten müssen um das Niveau zu erreichen, das wir als Ziel haben. Für ein erstes 24-Stunden-Rennen ist das Ergebnis gut, und etwas, worauf wir für die Zukunft aufbauen können.»

Rundenzeitenvergleich:
   50 Runden
100 Runden
200 Runden
#1 WRT-Audi
2:21,362
2:21,615
2:21,932
#77 MarcVDS-BMW 2:21,792 2:22,087 2:22,538
#3 WRT-Audi
2:21,714
2:22,011
2:22,481
#2 WRT-Audi
2:21,957
2:22,295
2:22,754
#26 Sainteloc-Audi
2:21,632
2:22,009
2:22,518
#84 HTP-Mercedes
2:21,997
2:22,322
2:22,841
#86 HTP-Mercedes
2:22,175
2:22,537
2:23,014
#7 Bentley
2:22,469 2:22,863
2:23,400

 

Fahrer:

#1 Audi: Rene Rast, Markus Winkelhock, Laurens Vanthoor
#77 BMW: Lucas Luhr, Dirk Werner, Markus Palttala
#3 Audi: Christopher Mies, Frank Stippler, James Nash
#2 Audi: André Lotterer, Marcel Fässler, Benoit Treluyer
#26 Audi: Stéphane Ortelli, Edward Sandström, Gregory Guilvert
#84 Mercedes: Bernd Schneider, Nico Verdonck, Harold Primat
#86 Mercedes: Maximilian Buhk, Maximilian Götz, Jazeman Jafaar
#7 Bentley: Guy Smith, Steven Kane, Andy Meyrick

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