KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Manuel Lettenbichler ist Weltmeister im Hard-Enduro

Von Carsten Steffen
Manuel Lettenbichler ist zum zweiten Mal Weltmeister

Manuel Lettenbichler ist zum zweiten Mal Weltmeister

Der Deutsche Manuel Lettenbichler aus dem Team Red Bull KTM gewann beim Hixpania in Spanien auch den fünften von sechs Events zur Hard-Enduro-WM und verteidigte seinen Titel damit erfolgreich.

Im nordspanischen Aguilar de Campoo lieferte Manuel Lettenbichler ein wiederum makelloses Rennen ab und katapultierte seine KTM nach 11 Runden und knapp 3 Stunden Dauer mit einem Vorsprung von über 6 Minuten auf den zweitplatzierten spanischen Lokalmatador Mario Roman (Sherco) über die Ziellinie. SuperEnduro-Weltmeister Billy Bolt (Husqvarna) komplettierte das Podium als Dritter.

Mit dem fünften Sieg bei der fünften Veranstaltung holte «Mani» die maximalen 20 Punkte für den Main-Event. Hinzu kommt noch ein WM-Punkt für den dritten Platz aus dem Vorlauf am Samstag, den Bolt gewinnen und dafür drei Punkte verbuchen konnte. In der Gesamtwertung der Meisterschaft hat Lettenbichler vor dem letzten Rennen, dem GetzenRodeo am 3./4. November in Deutschland, bereits 107 Punkte und somit 26 Vorsprung auf Bolt, den Zweiten der Gesamtwertung. Bei maximal 23 zu vergebenden Punkten pro Rennen verteidigte Lettenbichler seinen WM-Titel beim Hixpania vorzeitig erfolgreich.

Der erste Renntag des Hixpania war der Freitag. Der obligatorische Prolog wurde im Stadtzentrum von Aguilar de Campoo ausgetragen, damit möglichst viele Zuschauer die Möglichkeit bekommen, die spektakuläre Action verfolgen zu können und auch solche zufällig angezogen werden, die Hard-Enduro nicht kennen und über den Prolog Interesse bekommen, sich an den weiteren Renntagen zu den Strecken im Gelände außerhalb der Stadt zu bewegen.

Ging es bei den zwei Vorläufen noch eher trocken zu, so stellte sich etwas Regen ein und die künstlichen Hindernisse – Steine, Holz und Beton – wurden so nass, dass die Sicherheit der Fahrer nicht mehr gewährleistet werden konnte. Die Verantwortlichen des Weltverbands FIM trafen die Entscheidung, den Finallauf abzusagen und die Punkte für Platz 1 bis 3 im Prolog am zweiten von drei Renntagen beim «Campoo X-Treme» zu vergeben. Das Showrennen ohne FIM-Wertung gewann Bolt erwartungsgemäß, gefolgt von Lettenbichler und Gomez.

Am zweiten Tag wurden im Cross-Country-Modus beim Campo X-Treme zwei Runden mit je 44 Kilometern Länge rund um einen See gefahren. Lettenbichler ließ es ruhig angehen, darauf bedacht, keine Fehler zu machen und sich nicht zu verletzten. Dies im Hinblick darauf, am Sonntag die volle Punktzahl zu holen und den WM-Titel möglicherweise schon vorzeitig zu sichern. Bolt wollte die drei Punkte und ging entsprechend energisch zur Sache, überholte den bis dahin führenden Lettenbichler und bracht die Führung ins Ziel. Der Südafrikaner Wade Young (Sherco) wollte wieder mal ein Zeichen setzen und schaffte dies mit dem zweiten Rang vor Lettenbichler, der sich mit dem dritten Platz einen Meisterschaftspunkt sicherte und im Ziel meinte, dass der Main-Event ein anderes Rennen werden würde.

Im «Acerbis El Camino Perdido» (Lost Road) genannten Main-Event am Sonntag wurden das Fahrerfeld in der Qualifikationsreihenfolge auf einen Track von zirka 4,5 km geschickt. Die Strecke ist landschaftlich reizvoll auf der Halbinsel im See gelegen und technisch in Teilen überaus anspruchsvoll. Nach zweieinhalb Stunden Dauer wurde der finale Abschnitt des Rennens mit den legendären Auffahren eröffnet. Wer es innerhalb von 30 Minuten nach dem Führenden in diese Sektion schaffte, konnte das Rennen im Zielbogen beenden. Dieser letzte und «Hixpania Hill» genannte Abschnitt liegt in einem stillgelegten Steinbruch, wo Tausende von Fans nicht nur die Fahrer, sondern auch sich selbst frenetisch feiern und für eine Bombenstimmung sorgen.

Lettenbichler schaffte es mit deutlichem Vorsprung, den er nahezu über das gesamte Rennen ausbauen konnte, zum Fuß der letzten Auffahrt und meisterte diese beinahe perfekt. Der Spanier Mario Roman wurde von seinen Landsleuten auch akustisch ins Ziel getragen – allerdings mit einem Rückstand von 6 Minuten und 20 Sekunden auf Lettenbichler. Dieser zweite Platz brachte den Sherco-Piloten in der Gesamtwertung auf den fünften Platz – mit nur einem Punkt Abstand auf den Bulgaren Kabakchiev (Husqvarna).

Billy Bolt konnte dem Tempo von Lettenbichler und dann auch von Roman nicht standhalten und beendete das Rennen auf dem dritten Rang. Damit sind Billys Chancen auf den Titel zunichte, beim GetzenRodeo wird es für ihn nur noch um die Absicherung des zweiten WM-Rangs gehen.

Für Lettenbichler bleibt es trotz des vorzeitigen Titels spannend: Als erster Fahrer kann er mit einem Sieg im letzten Rennen alle WM-Läufe einer Saison gewinnen!

«WM-Titel und fünfter Sieg im fünften Rennen – Wahnsinn!», jubelte Lettenbichler im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com. «Im Moment finde ich das mit den fünf Siegen in Folge fast noch krasser. Das hätte ich zu Beginn der Saison nie und nimmer erwartet. Ich bin extrem froh und zufrieden, wie dieses Rennen gelaufen ist. Vor dem Start war ich sehr nervös. Ich war erleichtert, als es losging, habe relativ schnell meinen eigenen Speed fahren und Billy überholen können. Von da an habe ich das Rennen kontrolliert und einen recht großen Abstand rausfahren können. Das waren zeitweise fast sieben Minuten Vorsprung. Dann ins Ziel eingefahren und Weltmeister! Ich bin echt aus dem Häuschen – das war eine megageiler Renntag!»

Der 18-jährige Felix Bähker (Sherco) holte sich beim Hixpania in der Junioren-Wertung acht Punkte und liegt vor dem letzten Rennen mit einem Punkt Rückstand auf den Spanier Marc Fernandez Serra (KTM) auf dem fünften Rang. Der Brite Mitch Brightmore (GASGAS) gewann das Rennen in Spanien vor seinem Bruder Ashton (GASGAS), gefolgt vom Südafrikaner Matt Green (KTM), der in der Gesamtwertung nun einen Punkt hinter Mitch liegt. Somit kommt es beim Getzenrodeo zum Showdown um den Titel zwischen Mitch Brightmore und Matt Green und zum Kampf um die Komplettierung des Podiums. Bähker wird beim Heimrennen im sächsischen Drebach das Publikum hinter sich wissen und alles geben, um die vier Punkte Rückstand auf den dritten Rang einzufahren.

Ergebnisse Hixpania:

1. Manuel Lettenbichler (KTM), 11 Runden in 2:53:00,378 Stunden
2. Mario Roman (Sherco), 11 Runden in 2:59:20,688
3. Billy Bolt (Husqvarna), 111 Runden in 3:01:52,138
4. Wade Young (Sherco), 11 Runden in 3:02:32,933
5. Trystan Hart (KTM), 11 Runden in 3:03:01,418
6. Alfredo Gomez (Rieju), 111 Runden in 3:11:29,692
7. Mitch Brightmore (GASGAS), 9 Runden in 2:45:12,033
8. Teodor Kabakchiev (KTM), 8 Runden in 2:32:15,875
9. Graham Jarvis (Husqvarna), 8 Runden in 2:32:28,044
10. Aston Brightmore (GASGAS), 8 Runden in 2:39:16,028

Stand nach 5 von 6 Events:

1. Manuel Lettenbichler (KTM), 107 Punkte
2. Billy Bolt (Husqvarna), 81
3. Trystan Hart (KTM), 73
4. Teodor Kabakchiev (KTM), 57
5. Mario Roman (Sherco), 56
6. Michael Walkner (GASGAS), 39
7. Wade Young (Sherco), 38
8. Graham Jarvis (Husqvarna), 36
9. Matthew Green (KTM), 28
10. Alfredo Gomez (Rieju), 27

Stand Junioren-WM nach 3 von 4 Events:

1. Mitch Brightmore (GASGAS), 60 Punkte
2. Matthew Green (KTM), 59
3. Richard Moorhouse (GASGAS), 35
4. Marc Fernández Serra (KTM), 32
5. Felix Bahker (Sherco), 31

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