Lewis Hamilton zu Nico Rosberg: «Keine Zurückhaltung»

Von Mathias Brunner
​Formel-1-Champion Lewis Hamilton reist ständig in die USA, und er kommt mit guten Erinnerungen nach Austin: Hier hat er drei von bisher vier Grands Prix gewonnen, hier stellte er 2015 den dritten Titel sicher.

Wenn nicht in Austin, wo dann? Um Nico Rosberg den WM-Titel 2016 ernsthafter streitig zu machen, muss Lewis Hamilton auf dem Circuit of the Americas zuschlagen – und die Vorzeichen stehen gut. Denn Hamilton hat nicht nur drei von vier Rennen auf der texanischen Rennstrecke gewonnen, er hat hier auch vor einem Jahr seinen dritten WM-Titel sichergestellt. Kurioserweise stand er aber in Austin nie auf der Pole und hat auch nie eine beste Rennrunde gedreht.

Der Engländer sagt: «Jetzt stehen noch vier Rennen an, aus denen wir das Beste machen wollen. Und genau das habe ich vor. Für mich geht es ab sofort darum, an jedem Rennwochenende so hart wie möglich zu kämpfen, alles für den Sieg zu geben und dann abzuwarten, was dabei herauskommt. Ich halt mich nicht zurück.»

«Los geht's in den USA, die für mich heutzutage wie eine zweite Heimat sind. Ich liebe das Land, die Kultur, die Menschen und die Strecke. Deshalb kann ich es kaum noch erwarten. Ich habe einige grossartige Erinnerungen an Austin. Dort habe ich drei von vier Rennen gewonnen und im letzten Jahr auch meinen Titelgewinn gefeiert. Das war zweifelsohne eines der Highlights meiner Karriere. Es ist fast so, als ob die amerikanischen Fans mich als einen der ihren adoptiert hätten. Aus diesem Grund werde ich an diesem Wochenende versuchen, aus ihrer positiven Energie Kraft zu schöpfen.»

Nico Rosberg jagt seinen ersten Sieg in Austin: «Das ist eine klasse Strecke mit einigen fordernden Abschnitten und ein paar guten Überholmöglichkeiten. Im vergangenen Jahr verlief das Rennen nicht nach meinem Geschmack.»

Das ist noch untertrieben: Hamilton liess Rosberg ausgangs der ersten Kurve versauern, später tankte sich Nico wieder in Führung, kam aber von der Bahn ab. Titel futsch, Stimmung am Boden.

In seiner Kolumne für die Bild gab Rosberg damals ungewöhnliche Einblicke in seine Gefühlswelt. «Schon mal gesehen, wie die im Dschungelcamp Ochsenhoden verschlingen? Absolut ekelhaft! So fühlte ich mich nach dem Rennen in Amerika», schrieb Rosberg.

Den Kappenwurf nach dem Rennen hatte er ursprünglich heruntergespielt. Doch natürlich war das emotionsbedingt, wie er nun einräumte. «Du willst eigentlich nur noch abk....en. Ich war kurz vor dem Sieg und es hat mich aus unerklärlichem Grund von der Strecke geschossen, weil mir die Hinterräder durchdrehten. Das ist mir noch nie passiert», meinte Rosberg. Er sei sauer gewesen: «Auf mich, auf Lewis, auf die ganze Situation beim Grand Prix in Austin. Einfach auf alles.»

Und vor allem auf Hamiltons Aktion in Kurve eins. «Darum habe ich auch hinterher die Mütze zurückgepfeffert, die er mir auf den Bauch geworfen hatte. Manchmal muss das einfach raus. Es gibt nämlich interne Regeln in unserem Team und ich habe mich an diese Regeln gehalten, Lewis leider nicht», sagte Rosberg und bestätigte damit die Kritik von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Doch genau diese beiden verschiedenen Charaktere machen Mercedes in den vergangenen beiden Jahren im Titelkampf aus. «Keiner von uns kann da aus seiner Haut, sollte er auch nicht», so Rosberg.

Hamilton habe das Rennen in Texas nicht gewonnen, sondern er es verloren, erklärte Rosberg. «Im Moment kommt es mir so vor, als hätte jemand in dieser Saison etwas dagegen, dass ich Erfolg habe. Ein unsichtbarer Gegner, der nur sehr schwer zu bekämpfen ist. Schicksal nennen das die einen, Pech die anderen.»

Nico, jetzt wieder in der Gegenwart: «Deshalb freue ich mich darauf, dorthin zurückzukommen, und alles dafür zu geben, damit es in diesem Jahr besser läuft. Hoffentlich fällt das Wetter diesmal besser aus. Im letzten Jahr war es echt verrückt! Ich hoffe vor allem für die Fans, dass es trocken bleibt. Es war unglaublich, wie sie im Regen ausgeharrt haben. Sie haben sich ein schönes, trockenes Wochenende verdient.»

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff glaubt: «In den kommenden Wochen liegt unser Hauptaugenmerk darauf, beiden Fahrern die bestmögliche Chance zu geben, um die verbleibenden vier Rennen zu gewinnen. Der Titelkampf entscheidet sich jetzt nur noch zwischen ihnen. Das ist fantastisch für das Team, denn so können wir mit jedem Ausgang zufrieden sein. Allerdings steigt dadurch auch der Druck. Denn wir müssen sicherstellen, dass ihr Zweikampf Mann gegen Mann und hoffentlich auch Rad an Rad auf der Rennstrecke ausgetragen wird. Wir mögen bereits den WM-Erfolg als Team gefeiert haben, aber wir stehen gegenüber den Fahrern in der Verantwortung, und wir werden uns durch nichts davon ablenken lassen.»

Die Einschätzung von Technikchef Paddy Lowe: «Für das Wochenende in Austin wünschen wir uns selbstverständlich trockenere Bedingungen als im vergangenen Jahr. Das dürfte allerdings nicht schwierig werden, da die Regenfälle letztes Mal quasi bis Sonntag einfach nicht aufhören wollten! Diese Wetterbedingungen hatten auch einen gewissen Einfluss darauf, dass wir relativ wenige aktuelle Daten besitzen, anhand derer wir die Performance des Autos und der Reifen auf dieser Strecke einschätzen können. Die Teams müssen deshalb ihre Daten von 2014 als Basis verwenden. Das ist eine ungewöhnliche Herausforderung für dieses Rennwochenende, an dem uns die Medium-, Soft- und SuperSoft-Reifen zur Verfügung stehen. Diese werden wahrscheinlich wieder schnellere Rundenzeiten ermöglichen als das bislang auf dieser Strecke der Fall gewesen ist.»

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