Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

«Sebastian steht unter starkem Druck»

Von Marcus Lacroix und Mathias Brunner
Ralf Schumacher

Ralf Schumacher

Ralf Schumacher über die Chancen seines Bruders, Vettel und warum er Sauber viel zutraut.

Wer wird Formel 1-Weltmeister 2010?

Ralf Schumacher: «Natürlich drücke ich meinem Bruder die Daumen. Doch vor Saisonstart ist es noch zu früh, eine Aussage treffen zu können.»

Wer oder was wird die Überraschung der Saison?

Ralf Schumacher: «Sauber könnte eventuell die Überraschung der Saison werden. Was ich von den Tests gehört habe, war das Team bislang recht schnell unterwegs und scheint demnach ein gutes Auto zu haben.»

Wer oder was wird die Enttäuschung des Jahres?

Ralf Schumacher: «Auch diese Frage ist momentan noch schwer zu beantworten, dazu fehlen mir derzeit noch aussagekräftige Informationen.»

Wie geht das Duell des Altmeisters Michael Schumacher mit den jungen Löwen aus?

Ralf Schumacher: «Natürlich spielt die Performance der Autos bei dieser Frage eine entscheidende Rolle. Michael bringt absolut die nötige Erfahrung mit, um zum richtigen Zeitpunkt konstante Leistungen abrufen zu können. Außerdem wird er sich nicht unter Druck setzen und zu Fehlern hinreißen lassen. In meinen Augen wird das sein großer Vorteil sein. »

An brisanten Fahrerpaarungen mangelt es in diesem Jahr wahrlich nicht: Button-Hamilton, Schumacher-Rosberg, Vettel-Webber, Alonso-Massa. Wo ortet ihr am meisten Potential für Reibereien und welches Duo wird das am Intelligentesten lösen?

Ralf Schumacher: « Auch wenn sie es nach Außen sicherlich galant lösen werden, kann es intern zwischen Jenson Button und Lewis Hamilton unter Umständen zu Reibereien kommen. Auch zwischen Felipe Massa und Fernando Alonso könnte es heiss hergehen. Schließlich will Felipe nach seinem Unfall zeigen, dass er Fernando gewachsen ist. In den anderen Fahrerpaarungen wird es relativ harmonisch ablaufen. Bei Mercedes sind die Verhältnisse im Hinblick auf Gleichbehandlung klar, das haben Michael und Nico und auch die Teamleitung immer wieder zum Ausdruck gebracht - und meine Erfahrung aus der DTM bestätigt das. Beim Vergleich von Sebastian Vettel und Mark Webber sehe ich Sebastian vorn. Schon in Barcelona durfte Sebastian einen halben Tag länger testen als sein Teamkollege.»

Keine Tankstopps mehr, mit seinen Reifen haushalten müssen – kann sich der Fahrer in diesem Jahr mehr einbringen als in den letzten?

Ralf Schumacher: « Es wird sicherlich von Vorteil sein, mit dem Material vernünftig umzugehen. Neben den Reifen werden auch die Bremsen eine wichtige Rolle spielen. In der bevorstehenden Saison müssen sich die Teams und deren Fahrer wieder mehr Gedanken machen. Ein gutes Beispiel für einen mitdenkenden Fahrer ist Alain Prost. Nicht umsonst wurde er der ‘Professor’ genannt. »

Welches ist die grösste Herausforderung für die deutschen Piloten Schumacher, Vettel, Rosberg, Glock, Sutil und Hülkenberg? (Also je eine, nicht eine für alle.)

Ralf Schumacher: « Michael bringt alle Voraussetzungen mit und er hat die Erwartungen erfüllt. Deswegen kann er gelassen an die Saison herangehen. Nur seine eigenen Ansprüche stellen eine Herausforderung für ihn dar. Sebastian steht sehr stark unter Druck. Schließlich fordert er selbst den Titelgewinn. Auch den hohen Erwartungen der Öffentlichkeit muss er stand halten. Nico Rosberg wird es teamintern gegen meinen Bruder zunächst nicht einfach haben, aber er wird sicherlich die ganze Unterstützung des Teams bekommen. Timo Glock wird von Anfang an mit dem neuen Team einen schweren Stand haben. Ich denke, dass Timo gegen die Fahrer der stärkeren Teams keine Chance hat. Sein Ziel kann es nur sein, sich über die Saison hinweg stetig zu steigern. Adrian Sutil hat gute Voraussetzungen. Er und sein Force India haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Es wäre keine Überraschung mehr, wenn Adrian schnell unterwegs ist. Adrian muss an seine Leistungen anknüpfen und konstanter werden. Nico Hülkenbergs größte Herausforderung wird es sein, Rubens Barrichello zu schlagen. Schliesslich gehört Rubens inzwischen mit seiner Erfahrung zu den älteren Eisen im Motorsport.»

Eine Posse um die Startliste bis kurz vor Bahrain: Solche, die können, mussten bangen (Sauber), solche, die uns bange machen, können eben doch nicht (USF1). Wer hat Schuld am Schlamassel?

Ralf Schumacher: « Positiv für die Formel 1 ist, dass neue Teams die Möglichkeit haben, neu einzusteigen. Dabei ist aber schade, dass es Teams gibt, welche die Formel 1 derart unterschätzen und die sich damit keinen Gefallen tun. USF1 ist das beste Beispiel. Dass das Team in der Formel 1 nicht starten kann, ist natürlich schade für all diejenigen, die große Hoffnungen in USF1 gesteckt haben.»

Wer wird von den neuen Teams in der WM am besten abschneiden?

Ralf Schumacher: « Im Vergleich von Virgin, Lotus und Hispania sehe ich Lotus vorne. Mike Gascoyne hat viel Erfahrung und zahlreiche Leute von Toyota mitgebracht. Das Auto ist von der Basis sicherlich besser als die Fahrzeuge der anderen Neueinsteiger.»
 
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