Rindts Vermächtnis
Jochen Rindt, eine wahrhaftige Ikone der Formel 1
Die Stunden haben sich in Helmut Zwicks Gedächtnis eingebrannt wie die Hitze des damaligen Tages.
In der aktuellen Ausgabe von SPEEDWEEK beschreibt der Österreicher, der seine legendär-lakonischen Reportagen und fantastischen Wortgemälde seit über einem halben Jahrhundert immer frisch aufbereitet, mit dem geschärften Schwert des trainierten Analysten und liebevoll wie ein Koch aus Leidenschaft auftischt, den gottverdammten Tag, an dem Jochen Rindt starb: den 5. September 1970.
Es wird einem ein wenig bange, wenn man liest: «Auf einmal wird es ringsum still. Rennwagen rollen lautlos mit abgestelltem Motor an die Box, Visiere werden hochgeklappt. Köpfe beugen sich an die Lippen der Fahrer.»
Und dann: «Yes, Rindt, höre ich jemand sagen, ich laufe im Kreis…»
Zwickl beschreibt die aberwitzige Begegnung mit einem Fan, der die Nachricht, die er dem Mann brutal ins Gesicht schleudert, nicht zu glauben vermag. Wie er selbst offenbar ebenso wenig.
Und dann die laienhafte Organisation, über die er aus seiner abgestorbenen Seele wie ein Buchhalter rapportiert: «Jochen starb in der Sanitätsbaracke von Monza, dort, wo Schnittverletzungen und Insektenstiche behandelt werden.»
Man kann es Zwickl nachfühlen, wenn er mit heissem Herzen einem famosen Sportler und Helden seiner Zeit huldigt. Und mit seinem kalten Kopf befindet: «Tatsächlich brach laut Unfallbericht die rechte, vordere Bremswelle – ein Torsionsbruch, um genau zu sein», bevor er zu der Erkenntnis kommt: «Für mich ist es bis heute die Hinrichtung eines Champions gewesen.»