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Lewis Hamilton geht leer aus: Britische Fans geteilt

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton (oben in der Mitte) ging leer aus, Cricket-Spieler Ben Stokes (direkt unter ihm) gewann

Lewis Hamilton (oben in der Mitte) ging leer aus, Cricket-Spieler Ben Stokes (direkt unter ihm) gewann

​Und erneut ist Lewis Hamilton bei der Wahl zur BBC-Sportpersönlichkeit des Jahres (SPOTY) leer ausgegangen: Rang 2 hinter dem Cricket-Spieler Ben Stokes. Die Sport-Fans sind tief gespalten.

Lewis Hamilton hat 2019 seinen sechsten Formel-1-WM-Titel gewonnen, aber erneut steht in der Gunst seiner Landsleute ein anderer Sportler höher: Bei der Wahl zur BBC-Sportpersönlichkeit des Jahres wurde er wieder einmal nur Zweiter, dieses Mal hinter dem Cricket-Spieler Ben Stokes. Zweiter wurde Hamilton auch 2018, dazu 2007 (nach seinem ersten Jahr in der Formel 1) und 2008, als er zum ersten Mal Weltmeister wurde.

Das alles ist schon seltsam: Damon Hill und Nigel Mansell haben zuvor SPOTY erhalten in Jahren, in welchen sie nicht Weltmeister geworden sind. Hamilton gewinnt einen Titel nach dem anderen und geht leer aus. Viele Fans sind stinksauer, wie auf Twitter zu lesen ist.

Marti Jerrard: «Ich bin jetzt kein grosser Hamilton-Fan, aber ich würde meinen, dass sechs WM-Titel für einen SPOTY mehr als genug sein müssten. Das zeigt mir, dass er nicht vom ganzen Volk Zuneigung geniesst.»

Tina Kaur: «Lewis Hamilton ist sechsfacher Weltmeister, SECHS WM-TITEL, und doch gewinnt er nicht. Wie bitte?»

Richard John: «Lewis Hamilton ist neun Monate auf höchstem Niveau gefahren. Ben Stokes hatte einen einzigen guten Lauf im Welt-Cup. Lewis hat viel konstanter Leistung gezeigt – er hätte das verdient gehabt.»

Jonathan Orchard: «Wie kann man als sechsfacher Weltmeister bei einer solchen Wahl nur Zweiter werden? Ich finde, die Erfolge von Hamilton werden viel zu wenig geschätzt, er bekommt dafür nicht den gebührenden Respekt. Pfeif auf sie, Lewis, fahr weitere Siege!»

Alex Blackmore: «Ich finde es unerhört, wie viel Hass Hamilton entgegenschlägt, und dabei würde ich mich noch nicht mal als Fan von ihm bezeichnen. Die Menschen denken offenbar: ‘Der fährt doch nur Auto.’ Die meisten, die so was von sich geben, würden nicht mal in dieses Auto passen.»

Hamilton ist für den auf der Insel nur SPOTY genannten Preis zum siebten Mal nominiert gewesen. 2014 konnte er den SPOTY bislang zum einzigen Mal gewinnen. Bei der Wahl haben immer die Fans das Sagen: Sie wählen bei der BBC über Telefon ihren Sportler des Jahres. Das Ergebnis zeugt von einer merkwürdigen Hassliebe der britischen Sport-Fans, die wir schon ein paar Mal beobachten konnten: Hamilton wird von vielen Anhängern innig geliebt und feurig verteidigt, Andere stossen sich am Lebensstil des Rennfahrers, und selbst rassistische Untertöne sind in Fan-Foren keine Seltenheit – so wie das britische Athleten auch in anderen Sportarten erdulden müssen.

Zur SPOTY-Wahl gehört stets eine kurze Rede der sechs Finalisten. Dabei setzte sich Lewis Hamilton vor einem Jahr bei seinen Landsleuten tüchtig in die Nesseln. Er bezeichnete seinen Heimatort Stevenage als Elendsviertel («the slums»).

Lewis Hamilton sprach über seinen langen Weg aus einfachen Verhältnissen zum umjubelten Formel-1-Star und seine Chancen, Michael Schumacher noch ein paar Rekorde abzujagen. Aber das alles verblasste neben seinen Bemerkungen über Stevenage, die auf den sozialen Netzwerken postwendend Beleidigung und Empörung hervorrief.

Hamilton sagte: «Es war eine lange, lange Reise. Ich mache Motorsport, seit ich acht Jahre alt bin, und ich bin sehr stolz, dass ich heute Abend hier bin. Ich habe meine Familie dabei, meine Mutter, meinen Vater, meinen Bruder und seine Freundin, meinen Onkel Terry. Wir hatten als Familie einen Traum, den Traum aus den Elendsvierteln rauszukommen, sozusagen.»

Hamilton bemerkte, dass das Wort «slums» wohl nicht so gut ankommen würde, der Rennfahrer korrigierte sich sofort. «Ich meine, Elendsviertel waren es keine, aber wir wollten uns einfach hocharbeiten und etwas erreichen. Wir haben uns die Ziele sehr hoch gesetzt. Mein achtjähriges Ich würde meinem heutigen Ich sagen, dass es sehr stolz ist.»

Da war der Schaden bereits angerichtet. Auf Twitter waren Reaktionen zu lesen wie: «Hat Lewis Hamilton im Fernsehen wirklich eben gesagt, er komme aus den Slums? Das ist so respektlos, das ist genau, wieso er diese Wahl nicht gewinnen sollte.» – «Ich schätze, die Menschen aus Stevenage sind bestimmt angetan davon zu hören, dass es Hamilton aus ihrem Elendsviertel rausgeschafft hat.» – «Lewis Hamilton bezeichnet Stevenage als Elendsviertel, was für ein Dummkopf!»

Im Rahmen des britischen Grand Prix 2019 ist Lewis Hamilton darauf angesprochen worden, wie die Mansell-Mania aus Anfang der 90er Jahre nicht das gleiche Feeling habe wie die Begeisterung der Briten für Lewis Hamilton in der Gegenwart. Der englische Journalist Ben Hunt: «Mir scheint, Hamilton tut sich schwer damit, die britische Öffentlichkeit zu begeistern, also Menschen, die nicht unbedingt Formel-1-Fans sind. Hamilton wird nicht so uneingeschränkt bewundert wie Mansell damals.»

Hamilton wirkte auf die Frage verdutzt. «Ich weiss nicht so recht, was ich sazu sagen soll. Generell hat jeder Mensch ein Recht darauf zu unterstützen, wen immer er will. Als ich als kleiner Bub in Stevenage aufgewachsen bin, da hätte ich nie gedacht, dass mir ausser Mum and Dad mehr Menschen zur Seite stehen. Ich fühle mich privilegiert, mich jemand unterstützt. Je mehr, desto besser. Je mehr Zeit ich hier verbringe, desto eher kann ich jemanden von mir überzeugen. Aber generell bin ich dankbar dafür, was ich habe.»

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