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Neue GP-Autos: Angst vor bösen Überraschungen

Von Adam Cooper
Ross Brawn, Sportdirektor der Königsklasse, ist bei der Umsetzung des neuen F1-Reglements überzeugt: Das Reglement ist fast zu engmaschig, dass ein Team wegen eines Technik-Kniffs dominieren kann.

Bei der Präsentation der neuen Formel-1-Autos ist aufgefallen: So mancher Techniker hat sich über die Rennwagen 2022 sehr vorsichtig ausgedrückt. Aston Martin-Technikdirektor Andy Green sprach seinen Arbeitskollegen aus dem Herzen, als er meint: «Es ist, als hätten wir das Regelbuch zerrissen und mit einem weissen Blatt Papier frisch begonnen. Unsere Lernkuve ist steil. Bei den ersten Versuchen im Windkanal haben wir in wenigen Monaten fünfzig Prozent Leistungsfähigkeit gewonnen. So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt. Das ist für uns Techniker alles irrsinnig aufregend. Aber bis wir alle zusammen auf der Bahn sind, weiss keiner, wo wo er steht.»

Einige Ingenieure gaben zu bedenken: Könnte einem Team der grosse Wurf gelingen so wie BrawnGP 2009 mit dem Doppel-Diffusor? Das früherer Werks-Team war dank dieses aerodynamischen Kniffs so überlegen, dass Jenson Button sich den WM-Titel angelte.

Ross Brawn, damals Teamchef, heute Sportdirektor der Formel 1, kann sich das nicht vorstellen. Er sagt: «Gewiss, eine Garantie gibt es nicht. Aber wir haben nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet, um Schlupflöcher im Reglement aufzuspüren und zu stopfen.»

«Vielleicht findet wirklich jemand den Stein der Weisen. Wenn ein Rennstall glaubt, etwas Aussergewöhnliches gefunden zu haben, dann werden wir das beim ersten Wintertest in Barcelona kaum zu sehen bekommen. Ein Team würde so lange als möglich damit warten, damit die Anderen keine Reaktionszeit haben. Aber ich erwarte dieses Szenario nicht, weil wir ein ziemlich robustes Reglement entworfen haben.»

Für den Fall der Fälle hat Ross Brawn ein Werkzeug zur Hand. Die Art und Weise in Sachen technischer Errungenschaften, die unterbunden werden sollen, ist anders als früher. Für eine Änderung im Reglement bedurfte es einst der Zustimmung aller Teams. Das ist heute nicht mehr so.

Ross Brawn: «Wir könnten sehr schnell reagieren. Und die Teams sind sich dessen bewusst. Also gehen sie weniger Risiken ein.»

Ex-Ferrari-Chefdesigner Nikolas Tombazis, heute Technischer Leiter des Autosport-Weltverbands FIA für Einsitzersport: «Wir stehen im ständigem Kontakt mit allen Rennställen, die uns in Sachen verschiedener Lösungen ansprechen. Keiner von ihnen will am ersten GP-Wochenende eine böse Überraschung erleben.»

«Wir haben jetzt schon einige neue Autos zu Gesicht bekommen, und gewisse Lösungen haben uns erstaunt. Sie zeigen, wie einfallsreich die Ingenieure bei den verschiedenen Teams sind. Wir erleben mehr Vielfalt als so mancher Fan vielleicht erwartet hätte. Aber bislang haben noch keine Alarmglocken geläutet.»

Fahrzeugpräsentationen

17. Februar: Ferrari
18. Februar: Mercedes
21. Februar: Alpine
27. Februar: Alfa Romeo

Wintertestfahrten

23.–25. Februar: Barcelona, Spanien
10.–12. März: Sakhir, Bahrain

Geplante Formel-1-WM 2022

20. März: Sakhir, Bahrain
27. März: Dschidda, Saudi-Arabien
10. April: Melbourne, Australien
24. April: Imola, Italien
8. Mai: Miami, USA
22. Mai: Barcelona, Spanien
29. Mai: Monte Carlo, Monaco
12. Juni: Baku, Aserbaidschan
19. Juni: Montreal, Kanada
3. Juli: Silverstone, Grossbritannien
10. Juli: Spielberg, Österreich
24. Juli: Le Castellet, Frankreich
31. Juli: Budapest, Ungarn
28. August: Spa-Francorchamps, Belgien
04. September: Zandvoort, Niederlande
11. September: Monza, Italien
25. September: Sotschi, Russland
2. Oktober: Singapur
9. Oktober: Suzuka, Japan
23. Oktober: Austin, USA
30. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
13. November: São Paulo, Brasilien
20. November: Yas Marina, Abu Dhabi

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